WRC-Boliden reiben Donuts auf den Asphalt. An Spitzkehren wirbeln sie Schotter, Kies und Sand in die Luft und an Sprungkuppen versuchen sich die Rallye-Piloten, ähnlich wie Ski-Flieger in der länge ihrer Sprünge zu übertrumpfen. Rallyesport in Reinkultur. Jedes Jahr trifft sich ein Teil der Rallye-Elite zum „Fafe Rallye Sprint“. Die Veranstaltung findet regelmäßig eine Woche vor der Rallye Portugal statt.
Der Show-Start ist für viele Fahrer, allen voran Sébastien Ogier im Polo R WRC von Volkswagen, ein Highlight. „Es macht echt Spaß hier zu fahren und den mehr als 100 000 Rallye-Fans an der kurzen Strecke ein Showprogramm zu liefern. Die portugiesischen Fans gehören zu den besten der Welt. Darum fahren wir auch mit einer portugiesischen Flagge am Heckspoiler unseres Autos“, sagt Ogier beim Service in Fafe.
Die Rallye Portugal ist besonders wegen der frenetischen Fans und den damit verbundenen emotionalen Augenblicken beliebt. Die Portugiesen lieben das „Quertreiben“ ihrer Rallye-Helden. Schon zu den verwegenen Zeiten der PS-Monster aus der legendären Gruppe B – ihre Piloten waren Recken wie Walter Röhrl, Michelle Mouton oder Stig Blomquist – pilgerten sie in den 1980er Jahren in Massen an die Wertungsprüfungen. Damals fand die Rallye-WM noch im Norden Portugals statt, bevor sie im Jahr 2007 aus finanziellen Gründen an die Algarve verlegt wurde.
Geblieben ist aber der Fafe Rallye Sprint. Die auf 6,34 Kilometer verkürzte Ex-Prüfung wird als regelmäßige Show-Veranstaltung eine Woche vor dem Weltmeisterschaftslauf ausgetragen. Bei den WRC-Piloten gilt „Fafe“ mit mehr als 150 000 Zuschauern auf engstem Raum als Kult. Besonders spektakulär ist der Zielsprung. Kontrolliert abheben, gleichmäßig-horizontal aufsteigen und auf allen Vieren landen – so sieht der perfekte Sprung eines Rallye-Autos aus. Bei der Anfahrt in Fafe erreichen die Autos Geschwindigkeiten von bis zu 170 km/h und fliegen bis zu 60 Meter weit. Den Rekord hält Armin Schwarz mit einem Skoda, der 73,5 Meter weit sprang. Diese Distanz erreichte in diesem Jahr niemand.
„Der Rallye Sprint ist anspruchsvoll. Viel Platz für Fehler hat man nicht“, zollt Weltmeister Sébastien Ogier den 6,34 Kilometern Respekt. Ogier war vor Ott Tänak (Ford) und Dani Sordo (Hyundai) am schnellsten. Wer am Ende die beste Zeit hat, ist den Zuschauern aber eigentlich egal. Hauptsache die Piloten lassen es mit heißen Drifts und weiten Sprüngen richtig Krachen. Wenn das ohrenbetäubende Brüllen der Motoren dann in den Jubelausbrüchen von hunderttausend Portugiesen nahezu untergeht, ist klar: Die Stimmung in Fafe ist vergleichbar mit der Zielankunft der Tour de France in L´Alpe d´Huez – portugiesische Werbung für den Rallye-Sport.