Bayern und Böhmen: Die Boom-Region im Herzen Europas braucht dringend Fachkräfte – Betriebe locken mit attraktiven Angeboten.
Amberg/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Die Luft wird dünner am bayerischen Arbeitsmarkt: Rund eine Million Fachkräfte könnten bis zum Jahr 2030 in Bayern fehlen, prognostiziert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Hauptursache für das Problem: die alternde Bevölkerung. Zukünftig stehen den Unternehmen immer weniger Nachwuchskräfte zur Verfügung. Auch im benachbarten Böhmen kämpfen die Betriebe zunehmend um Fachkräfte. Für die bayerisch-böhmische Boom-Region im Herzen Europas ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften eine echte Herausforderung. Mit beispielhaften Konzepten wollen Unternehmen und Wirtschaftskammern auf beiden Seiten der Grenze die Lücken auf dem Arbeitsmarkt schließen: Attraktive Arbeitsplätze, Imagekampagnen, regionale Stellenportale und Weiterbildungsangebote der Kammern sollen dazu beitragen, dass der Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird.
Wie groß das Problem des Fachkräftemangels allein in Ostbayern ist, zeigen die Zahlen: Bis zum Jahr 2025 geht die Zahl der Erwerbsfähigen allein im IHK-Bezirk Oberpfalz/Kelheim um rund 100.000 und damit über 15 Prozent zurück, erläuterte Winfried Mellar, Geschäftsführer für Bildungspolitik und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz/Kelheim jüngst beim Oberpfalztag zum Thema Fachkräfte in Amberg. Dort haben sich Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft auf Einladung der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und des Regionalmarketing Oberpfalz über aktuelle Konzepte gegen den Nachwuchsmangel am Arbeitsmarkt ausgetauscht.
Nach Zahlen der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim hat heute schon fast jeder zweite Betrieb (44 Prozent) in der Region Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. Gesucht würden besonders Mitarbeiter mit höherer beruflicher Bildung, wie Fachwirte und Meister, aber auch Absolventen eines dualen Studiums, sagen die Experten der IHK. Die technischen Berufe in der Metall-, Kunststoff- und Elektrobranche suchen dringend Nachwuchs.
Ein Mittel, um begehrte Fachkräfte zu locken und zu halten: Besonders attraktive Arbeitsplätze, wie sie zum Beispiel die Deutsche Technoplast GmbH mit Sitz im Oberpfälzischen Wörth an der Donau bietet. Dabei setzt das Unternehmen aus der Metall- und Kunststoffverarbeitung seit langem auf Angebote wie flexible Arbeitszeiten, arbeitsplatznahe Kinderbetreuung und nebenberufliche Weiterbildung, sagt Birgit Bauer-Groitl aus der Geschäftsleitung der Deutschen Technoplast. Aber auch mit Förderprogrammen für Frauen in technischen Berufen und angepassten Arbeitszeitmodellen für ältere Mitarbeiter versucht das Unternehmen neue Fachkräfte zu gewinnen und ältere Mitarbeiter zu halten.
Auch in Böhmen bemühen sich viele Unternehmen mit innovativen Konzepten um ihren Fachkräfte-Nachwuchs. Der Pharmaprodukte-Produzent Gerresheimer hat in seinem Werk in Horsovský Týn ein eigenes Ausbildungszentrum geschaffen, um dort künftig seinen Facharbeiter-Nachwuchs in Zusammenarbeit mit der Berufsschule Domažlice ausbilden. Auf Jobmessen in Bayern und Böhmen präsentiert sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber.
Mit der Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für tschechische Arbeitnehmer vor rund einem halben Jahr kennt auch die Suche nach Fachkräften im Herzen Europas keine Grenzen mehr. „Vor allem tschechische Facharbeiter aus der Elektro- und Metallbranche und der Gastronomie mit guten Deutschkenntnissen sind in Bayern gefragt“, sagt Karin Hartung, Beraterin für die europäische Arbeitsmarktinitiative EURES bei der Arbeitsagentur in Weiden. Neben dem Lohn spiele auch die Befristung der Arbeitsverträge eine wichtige Rolle bei der Stellen-Wahl von begehrten Fachkräften. Hartung berät auch deutsche Arbeitnehmer, die es zu einem attraktiven Unternehmen nach Tschechien zieht.
„Unser Ziel ist ein durchlässiger Arbeitsmarkt zwischen Bayern und Böhmen von dem alle Unternehmen in der gemeinsamen Wirtschaftsregion profitieren“, sagt Richard Brunner, Leiter der Chamer Geschäftsstelle der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und zuständig für die Initiative „Wir sind Europa!“, ein von der Europäischen Union gefördertes, gemeinsames Projekt der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und der Bezirkswirtschaftskammer Pilsen.
Für Unternehmen, die in der Grenzregion zwischen Bayern und Böhmen auf Fachkräfte-Suche sind, bietet EURES im Internet unter http://www.eures-by-cz.com zahlreiche Informationen und praktische Tipps. Außerdem nützlich: die Internet-Börse Oberpfalzjobs.de des Regionalmarketing Oberpfalz.