FACES: Leseprobe

Im Herbst 2015 erscheint Roman Reischl` s Kurzgeschichten Zweiteiler “Faces” im AAVAA – Verlag aus Brandenburg.

Hier im Blog präsentiere ich eine erste Leseprobe aus dem Anfang des ersten Bands:

KAPITEL 1 – Einleitung

“Es begann damit, dass die Achtziger Jahre eine wunderschöne Epoche waren. Ein Jahrzehnt des Pop und Heavy Metal mit noch echten Telefonen, verkabelt und ohne Internet, ohne Laktose Intoleranz und Medienhype um jeden Pups eines Sternchens. München war noch „echter“ und man machte noch Urlaub in Jugoslawien unter Tito. Mein Opa war noch nicht einmal in Rente und der Commodore 64 blühte auf mit Soccer Spielen, die mehr als zwanzig Minuten laden mussten. Dafür beherbergte eine Diskette aber dann auch gleich mehrere Spiele. Nach den Hausaufgaben ging man gewiss noch raus zu den Freunden, die schon warteten, bevor man sich ein Stündchen vor den Brotkastenbildschirm setzen durfte.

Darum, und genau deshalb möchte ich diese Welt beschreiben, zunächst als Kind, dann als heranwachsender Jugendlicher und schließlich als Erwachsener, der zurückblickt auf eine Zeit, die nicht nur ihn geprägt hat. Nicht zuletzt auch durch die vielen Kurzgeschichten. Sie sind nicht autobiografisch, doch ein Schreiberling bringt sich automatisch immer selbst mit ein, ob er nun will oder nicht. Ein Übergang von der Mittelklasse in ein Zeitalter der Medien und des Multimedia. Es ist so viel besser geworden, doch auch etwas hat sich zum Negativen entwickelt. Paare heiraten nicht mehr, um für immer miteinander verbunden zu sein. Taten sie das auch jemals?…und überhaupt: War früher wirklich alles besser? Mit Sicherheit nicht, es war eben anders.

Anders bin auch ich, darum geht es hier in erster Linie. Anders mach nicht nur außergewöhnlich, sondern in erster Linie unbeliebt. Doch sehen sie selbst:

Mein Name ist Jonas Palmer und ich erzähle Ihnen eine Geschichte. Sie kann sehr lange ausfallen, aber Sie werden es gewiss nicht bereuen, dass ich Sie an gewisse Stellen auf der Welt mitnehme, die nicht jeder gesehen oder erfahren hat. Eines sei gewiss. Sie sollten Humor haben und das Ganze nicht so eng sehen. Vielleicht können Sie diese Notizen auch fesseln wie keine andere, wer weiß? Jedenfalls habe ich mit meinen 37 Jahren schon so viel erlebt, dass ich ein Buch darüber schreiben könnte. Achja, das tue ich ja gerade. Keine Sorge, weder in den Dorfgeschichten im oberbayerischen Exil noch in den darauf folgenden Anekdoten geht es nur um mich. Es geht um die Watschengesichter, die ganz Schlauen, die Erhabenen, die Besseren und an ein paar so genannte Freunde, die bis heute nicht geschnallt haben, dass ich weder arrogant noch voreingenommen bin. Man kann eigene Probleme nicht auf mich projezieren, denn einige dieser Blindschleichen hier an Bord im Saukaff Bad Leichenhall denken wirklich, dass sie die Weisheit des Lebens gebucht haben, obwohl ihr erbärmliches Leben am Tellerrand des Schweinebratens aufhört. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Schon gar keine Flüchtlinge, Menschen, die wirklich Hilfe brauchen oder irgendetwas, das anders ist als die Sturköpfigkeit dieser gottverdammten, geistigen Tiefflieger hierzulande.

Sie sehen schon, ich nehme mir kein Blatt vor den Mund. Schon gleich deswegen, dass dieses Tagebuch veröffentlicht wird und die Betroffenen Schwachköpfe ganz genau wissen, wer gemeint ist.

Viele werden vielleicht bereuen, FACES in die Hand genommen zu haben. Die meisten jedoch werden aufhorchen und merken, dass es richtig ist so. Denn alles beginnt irgendwann auf einem kleinen Dorf und endet in der großen Stadt. Man findet Gehör, auch wenn man nach Ansicht seiner Mitmenschen einen Dachschaden hat. Das größte Problem der Menschheit ist die Religion und die dazugehörige Gesellschaft, Wer auch nur ein bisschen von beidem abweicht, ist nicht mehr konform. Zu meinem Glück. Aber bevor ich mich weiter in meinem Büchlein auskotze, sollten einige Gegebenheiten in Form von Geschichten an den Mann gebracht werden. Viel Vergnügen auf dem Dorf, in der Kleinstadt, in der Landesmetropole und später in den ferneren Zielen der Suche von Jonas Palmer nach dem „Echten“. Ich, ja ich, Jonas kenne es bereits und möchte Sie daran teilhaben lassen.”



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