Am nächsten Tag habe ich mich entschlossen, nochmal bei ihm anzurufen. Es war ja so nett den Tag zuvor. Was macht er denn grad? Nichts. Fand ich komisch, weil mein Tag war gut gefüllt und ich war grade unterwegs. Ich konnte mich an dem Tag noch nicht mal vor Sachen, die noch zu erledigen waren, retten, aber naja. Er wollte sich ne DVD angucken, und konnte sich nicht entscheiden ob es Fack Ju Göthe 1 oder doch 2 sein sollte. Dann erzählte ich ihm, dass ich keine guten Erfahrungen mit Fack Ju Göthe 2 gemacht habe. Mein Sohn wollte den Film im Kino sehen, nachdem die anderen Kiddies oder halb Erwachsenen in seiner Klasse davon geschwärmt haben. Leider war mein Sohn zu diesem Zeitpunkt noch nicht 12, aber der Film schon. Ich wollte einen auf liberal machen und meinte „Ok, wir können es versuchen, und wenn die im Kino vergessen, zu fragen, werden wir uns den angucken. Aber wenn die uns fragen, wie alt du bist, werde ich nicht lügen.“ Ich habe gehofft, dass es nicht an mir liegen würde, dass er den Film nicht sehen kann, sondern an den Kartenverkäufern im Kino. Aber Fortuna war an dem Tag auf der Seite meines Sohnes. Und so saß ich da, im Kino, als die Szene mit den Tischtennisbällen in der .. gezeigt wurde, mit meinen elfjährigen Sohn neben mir. Und dann kann man auch schlecht sagen „Ich gehe jetzt.“ Man kann dann nicht mehr weg. Und sogar wenn man weg könnte, bis dahin wär die Szene auch vorbei. Von diesem Erlebnis erzählte ich auch meinem Gesprächspartner. Der fand das witzig, wieso auch nicht. Ich fand es ja selbst witzig. Und dann meinte er, dass er das richtig gut fand mit den Tischtennisbällen und wenn ich sowas mal wollen würde, könnte er mir dabei auch helfen. Wie seine Stimme dabei klang, war schon nicht schön. Da war einer richtig angegeilt, das konnte man schon raushören. Ich meinte „Ih, gefällt dir sowas?“ Scharf fand ich das in dem Moment nicht. Wirklich nicht. Egal, wie man zu bestimmten Sachen eingestellt ist, ich fand das schon seltsam, schließlich telefonierten wir zum zweiten Mal und ich saß dabei in einer Bahn. Und als er dann gemerkt hatte, dass ich nichts von dem hielt, von dem er wohl sehr viel hielt, ruderte er ein Stück weit zurück. Meinem ersten Eindruck tat dies keinen Abbruch. Ich fands eklig. Aber egal. Mal gucken, wie sich das weiterentwickeln wird.
Dann war die Verbindung sehr schlecht und wir konnten nicht mehr miteinander telefoniern, was echt witzig war. Weil ich von der schlechten Verbindung jetzt nicht ganz so viel bemerkt habe. Aber wie sagt man so schön, hinterher ist man immer schlauer. Egal, ich musste ja weiter. Als ich dann da war, habe ich gesehen, dass ich eine SMS bekommen habe, mit der Begründung, dass die Verbindung schlecht gewesen wäre. Nun ja.
Später war er dann wieder unterwegs, aber ich fand das recht niedlich, dass er trotzdem weiter mit mir geschrieben hatte. Ein richtiges Kompliment und man hatte nicht den Eindruck, dass er zu irgendwas noch Zeit hatte, ausser mit mir zu chatten beziehungsweise auf meine Antworten zu warten. Und auch hier wars oberflächlich. Bei manchen Themen ist ja eine Oberflächlichkeit ganz in Ordnung, aber schnell driftete das dann auch ins „was könnte man noch schreiben“. Teilweise fand ichs etwas langweilig. So, wenn er jetzt nicht der große Schreiberling war und ich mich so lange gegen das Internet und das chatten überhaupt gesträubt habe, wärs da nicht gut, wenn man sich bald treffen würde.Bevor man zu große Erwartungen an den anderen knüpft beziehungsweise auch, bevor man alle Themen schon mal angesprochen hat und sich dann nichts mehr zu sagen hätte. Also schlug ich ein Treffen vor. Bin ich ne Schlampe, wenn ich schon nach knapp einer Woche ein Treffen vorschlage? Es waren nur 5 Tage. Andererseits, wenn ich ihn auf der Straße getroffen hätte, hätten wir uns vielleicht schon nach 2 Tagen wieder getroffen. Und ein Massenmörder hätte er dann auch sein können. Ich wollte nie ein Eigenbrötler sein, der nur vor dem Computer hockt.
Bevor ich ihm das Treffen vorgeschlagen hatte, dachte ich, ihm würde dann vor Freude einer abgehen, dass ich ihn nicht wochenlang hinhalte, um dann später zu sagen „Nee, lass mal doch nicht.“ Zu meiner Überraschung jedoch war die Reaktion weniger erfreut. Der hatte ein Problem damit, dass ich einen Wochentag vorschlug, der nicht am Wochenende war. Weil dann hätte er 20 oder 30 Kilometer an einem Wochentag fahren müssen. 20 oder 30 Kilometer, was ist das schon? Ich wusste nicht, ob ich schockiert oder enttäuscht war. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit.
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