Facebookerfahrung die 16.

Facebookerfahrung die 16.Tja, ich hätte vielleicht nicht fragen sollen. Aber sehr viel länger hätte es auch nicht dauern können. Was halte ich jetzt von der ganzen Sache? Ich glaube, wenn ich richtig verzweifelt wäre, würde ich mich auch an jedem Strohhalm festklammern, der an mir vorbeischwimmt, oder? Aber irgendwie kommt mir das auch bekannt vor. Das und die Ironie von Schicksal ist, dass mir zwei Tage später ein Eintrag von einer meiner sogenannten Freunde gezeigt wurde, er hat wohl einer Frau aus Bosnien, Russland, keine Ahnung Geld überwiesen, es war sogar für ihr Kind, es war auch nicht für ihn und dann hat er nichts mehr von ihr gehört. Und alle kommentierten, wie blöd man doch sein kann. Ja, das ist wieder so eine Sache, mit der ich meine Probleme habe. Ist Mitleid mit anderen, helfen zu wollen blöd oder ist es eher bemerkenswert? Im Grunde, wenn man Geld nach Afrika spendet, weiß man auch nicht, was Unicef und Co KG damit anstellt. Auf der anderen Seite gibt es doch diese Betrugsmaschen.

Ich habe mich dagegen entschieden. Für mich war das auch viel Geld und vielleicht wollte ich auch die Sache auf die Spitze treiben, um zu sehen woran ich bin. Wenn ich überwiesen hätte, hätte ich doch nie erfahren, ob man nicht nur mit mir redet, damit Nachschub kommt. Und so emotional abhängig war ich dann doch nicht. Dennoch wollte ich ihm in alle Himmelsrichtungen helfen, ich habe zusammen mit ihm überlegt, wen er denn alles fragen könnte. Kredite, Lohnvorauszahlungen, alles fiel mir ein, alle meine Ideen wurden abgeschmettert, noch nicht mal diskutiert. Es gab wirklich nur die eine einzige Möglichkeit, dass ich helfe. Also überlegte ich mir etwas anderes und da sollte sein Freund in Österreich eine Rolle spielen. Der ist da letztens hingezogen mit seiner österreichischen Frau, der hat ihm sogar auch ein bisschen Geld geschickt, hieß es. Jetzt habe ich mir überlegt, der schickt doch bestimmt Geld auch an seine Familie. Was wäre denn, wenn ich das Geld meinem Gesprächspartner zukommen lasse, der Freund wiederum, anstatt das Geld für teure Gebühren in sicheren Abständen an seine Familie zu schicken, mir das Geld schickt und mein Gesprächspartner wiederum, würde das Geld der Familie seines Freundes geben. Versteht man, wie ich das meine? Ich fand die Idee super, so hätte ich mein Geld wiederkriegen können, eigentlich wären alle glücklich. Und die ganze Sache wäre abgesichert dadurch, dass wenn er das Geld der Familie seines Freundes nicht geben würde, hätten die ganz andere Mittel vor Ort, als ich von hier aus. Davon mal abgesehen, dass es vor seinem Freund für ihn furchtbar peinlich werden würde. Ach ja, und natürlich wusste ich, dass die Gefahr besteht, dass sein Freund mir das Geld nicht zahlen würde. Aber dafür wollte ich ja mit ihm reden, bestenfalls mit seiner österreichischen Ehefrau. Dann hätte ich auch die Geschichte viel besser nachvollziehen können. Nochmal, ich fand den Plan genial.

Als ich jedoch davon erzählte und glücklich war, eine Lösung präsentieren zu können, wurde ich jämmerlich enttäuscht. Die Idee wurde nicht für gut befunden, ganz im Gegenteil. Er kam mir sogar ganz blöd, was ich mir denn denken würde, wieso ich denn die Nummer seines Freundes haben wollen würde, blablabla, ob ich ihm denn nicht glauben würde. Ich fiel aus allen Wolken, meine Idee war doch so gut. Ich erklärte sie ihm immer und immer wieder, weil ich dachte, er hat sie einfach nur nicht verstanden. Aber er ließ sich nicht abbringen, er verstünde auch nicht, wieso ich mich anstellen würde, das wären doch nur 120€ und 120€ wären doch für mich gar nichts. Okay, das war eindeutig. Also belassen wir es dabei. Zwischendurch meldete er sich noch, aber vereinzelt. Und ich stand vor der Entscheidung, ob ich dafür jetzt Verständnis habe, weil es so eine schwierige Zeit für ihn ist oder meine Energie für das Ganze jetzt nicht mehr zu verschwenden, weil er doch eindeutig auf Geld aus ist. Auf der anderen Seite wäre ich nicht enttäuscht, wenn ich denke jemand kann mir helfen und der tut es einfach nicht? Ich war nicht bereit den Kontakt abbrechen zu lassen, ich wollte nicht diejenige sein. Ich wollte drüber stehen. Aber wenn wir mal miteinander sprachen, hatte er nur das eine Thema, war zickig und wollte kaum über etwas anderes reden. Muss ich mir das antun oder muss ich für meinen Freund da sein? Wie würde ich mich denn verhalten? Aber lange halte ich das nicht durch. Gott sei Dank, ist es nicht mehr ganz so oft, ganz so lange, ganz so intensiv wie vorher. Es läuft gegen Null.

Und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ob es überhaupt ein Weiter gibt. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, ich bin so enttäuscht, er hatte versucht mich zu manipulieren. Oder übertreibe ich das jetzt? Wie können wir nur nach so einer Erfahrung da anknüpfen, wo wir aufgehört haben? Ich muss doch denken, jedes Mal wenn er das Wort Geld erwähnt, dass es ihm nur darum geht. Auf der anderen Seite hätte ich auch nicht gedacht, dass wir jemals so langen in Kontakt bleiben. Oder als seine Stalkerin mich aufklären wollte, da hatten wir das irgendwie geschafft. Und jetzt soll das einfach alles zu Ende sein?

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