Facebook und der Weg an die Börse – Zahlen und Fakten

Von Pfaender @pfaender_media


In den letzten Wochen und Monaten gab es ja viele Gerüchte, wann Facebook denn nun an die Börse gehen wird. Nun haben wir Gewissheit, denn Facebook hat gestern offiziell den Börsengang beantragt. Das sind nicht nur für diejenigen gute Nachrichten, die erwägen, Aktien des Unternehmens zu kaufen, sondern gewährt aufgrund der Gesetzgebung für börsenbewertete Unternehmen (und die die es werden wollen) Einblicke in noch nie veröffentlichte Fakten und Zahlen.

So verfügt Facebook derzeit nach offiziellen Angaben über 845 Millionen angemeldete Nutzer. Im letzten Jahr generierte Das Unternehmen einen Umsatz von 3,7 Mrd. USD, das entspricht einem Umsatzwachstum von 744% in den letzten 4 Jahren. Pro Nutzer ergibt sich damit rein rechnerisch ein Umsatz von 4,30 USD. Das klingt erst mal nach nicht viel, aber aufgrund der riesigen Nutzergemeinde kommt am Schluss dennoch dieser gewaltige Umsatz zustande. Den größten Anteil an den Einnahmen bezieht Facebook natürlich aus Werbung, doch sind gerade in den letzten Jahren die Einnahmen aus Social Gaming mit zuletzt 17% Anteil am Gesamtumsatz ebenso deutlich gewachsen – wobei alleine der Anbieter Zynga mit seinen bekannten Spielen wie FarmVille oder Mafia Wars mit 12% einen beträchtlichen Teil beisteuert. In 2011 erwirtschaftete Facebook einen Gewinn von ca. einer Milliarde USD.

Im Durchschnitt kommen die Nutzer auf 118 Freundschaften, in absoluter Zahl sind das ca. 100 Milliarden. Die Nutzer laden jeden Tag über 250 Millionen Bilder auf die Facebook Server und generieren täglich 2,7 Milliarden Kommentare und Likes, was auf die unglaubliche Aktivität der Nutzer im Netzwerk schliessen lässt.

Im letzten Jahr hatte sich Mark Zuckerberg ein (wie ich finde sehr beschauliches) Gehalt von gerade einmal 500.000 USD gegönnt – im Vergleich zu den Gehälter einiger Bankmanager ist das geradezu ein Hungerlohn, auch unter Hinzurechnung eines Bonzs von knapp 250.000 USD. Und nach dem Börsengang wird Zuckerberg, ganz nach dem Vorbild von Steve Jobs, dem kürzlich verstorbenen Gründer von Apple, sich nur noch einen obligatorischen US-Dollar als Gehalt auszahlen lassen. Das dürfte er jedoch verschmerzen können, da sein Anteil von Facebook bei 28% liegt und er bei einem angenommenen Marktwert von 100 Mrd. USD einer der zehn reichsten Menschen der Welt wäre.

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen dürfen die Risiken nicht ausser Acht gelassen werden, die sich für das Unternehmen auftun. So ist Facebook derzeit nicht im Mobile Advertising aktiv, was bei der stetig steigenden Nutzung von Smartphones oder anderer mobiler Endgeräte unmittelbare Auswirkung auf die Umsatzgenerierung hätte – derzeit beträgt der Anteil der mobilen Nutzung bereits ca. 50%. Doch ich denke, dass Facebook sich dessen durchaus bewusst ist und im Stillen bereits an einer Lösung arbeitet. Auch sollte Facebook das Verhältnis zu Zynga pflegen, denn ein Weggang des Spieleanbieters zu einem anderen Netzwerk würde das Unternehmen ebenfalls schwer treffen. Ein anderer Anlass zur Sorge könnte die fortwährende Diskussion um die Datenschutzeinhaltung sein. Viele Länder beobachten die Datenschutzrichtlinien von Facebook derzeit mit Argusaugen, was sich in Ländern mit hohen Nutzerzahlen durchaus zum Problem entwickeln könnte. Und schliesslich ist Facebook ein sehr lohnendes Ziel von Angriffen jedweder Art wie Phishing-Attacken, Hacker-Angriffen und anderen Betrugsversuchen. Ein Super-GAU wäre zudem der Diebstahl und die Veröffentlichung von Nutzerdaten in grossem Stil.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie der Börsengang verlaufen und die Aktie sich im Zeitverlauf entwickeln wird. Ich denke jedoch nicht, dass allzu viele Privatanleger überhaupt in den Genuss kommen werden, Facebook-Aktien im freien Handel kaufen zu können, da wohl institutionelle Grossanleger und einige ausgewählte Privatanleger schon vorher zuschlagen dürften.

Würden Sie, wenn Sie es könnten, Facebook-Aktien kaufen oder gehören Sie zu den Skeptikern, die den Börsengang als riesige überbewertete Blase sehen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.