Nach massiver, deutlicher Kritik stellt Facebook das berühmte Foto aus dem Vietnam-Krieg wieder online, auf dem ein nacktes Mädchen nach einem Napalm-Angriff der USA auf der Straße läuft.
Das weltgrößte Soziale Netzwerk hatte einen Artikel der norwegischen Zeitung Aftenposten mit diesem Foto gelöscht und als Begründung dafür auf das Verbot von Kinderpornografie verwiesen. Kranker geht’s ja wohl kaum noch.
Deshalb veröffentlichte die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg gestern das Vietnam-Bild aus Solidarität ebenfalls auf ihrer Facebook-Seite und äußerte dazu, das Unternehmen ziehe „die falschen Schlussfolgerungen, wenn es solche Fotos zensiert“. Unser Artikelbild ist ein Screenshot von der Facebook-Seite der norwegischen Ministerpräsidentin.
Typisch US-Moral: anständige Verpackung – anstößiger Inhalt
Das erinnert mich sehr an meine Erfahrungen in New York vor 20 Jahren. Ein Kino mitten auf dem Times Square, auf dessen Werbebildern jeder Nippel und jeder Urwald bzw. heutzutage Lichtung sauber mit einem schwarzen Balken versehen war, wo aber die Nutten einem auf die Schulter tippten und fragten, wie es denn miteinander wäre. Auch die Schnapsflaschen in braunen Papiertüten, die mir im Emergency Room in New York auffielen, kamen dabei als Flashback hoch.
Der Chefredakteur der betroffenen norwegischen Zeitung Aftenposten warf Facebook Zensur und Machtmissbrauch vor.
Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an, erklärte Facebook dann gestern. Deshalb habe das Teilen dieses Bildes einen höheren Stellenwert als der Schutz der Gemeinschaft durch seine Löschung. Die Systeme sollen noch so angepasst werden, dass das Bild auch zukünftig beim Teilen nicht gelöscht werde, und das könne einige Tage dauern.
Da fragt man sich: Warum nicht gleich so? Das ist ja nicht das erste fragwürdige Fotoverbot beim Gesichterbuch des Mark Zuckerberg…