“Mit dem Siegeszug von Facebook und Google sind die von Washington gehegten Träume umfassender Überwachung der Bevölkerung wahr geworden. Das immense staatliche Interesse an der von diesen und anderen Webdiensten zusammengetragenen Datenmenge ist nicht erst seit dem NSA-Skandal hinlänglich bekannt. Weniger bekannt sind jedoch die vielfältigen Verbindungen von Google und Facebook zu den Machtzentralen und Geheimdiensten der USA.
Bei Facebook handele es sich um „Hilfstruppen der US-Geheimdienste“, polterte WikiLeaks-Chef Julian Assange im Mai 2011 angesichts der „schrecklichsten Spionage-Maschine, die jemals entwickelt wurde“. (1) Monate später wurde dieser Vorwurf von ganz anderer Seite ausgesprochen. „Facebook ist geschaffen worden, um Menschen auszuspähen“, erklärte Bernhard Witthaut, damaliger Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), in einer Talkrunde des TV-Senders Phoenix. Das soziale Netzwerk sei „ein nachrichtendienstliches Instrument“ und werde von der CIA finanziert. (2) Das klang seinerzeit in den Ohren vieler noch nach einer Verschwörungstheorie. Doch heute würde – Edward Snowden sei Dank – kaum noch jemand diesen Vorwurf spontan verwerfen wollen. Tatsächlich sind die Querverbindungen von Facebook und Google zum Pentagon und den US-Geheimdiensten nicht von der Hand zu weisen.
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„Privatsphäre ist keine soziale Norm mehr“, frohlockte dessen Gründer Mark Zuckerberg vor zwei Jahren. „Es ist unglaublich, was Mitglieder so alles über sich auf Facebook verraten, was sie nirgendwo anders tun würden“, kommentiert der Jung-Milliardär das gefundene Fressen, das die Facebook-User mit ihrem Daten-Exhibitionismus für die Geheimdienste darstellen. (6) In einem Chat offenbarte Zuckerberg einst, wie er sich die informelle Freizügigkeit der User erklärt: „They trust me, dumb fucks“ („Die vertrauen mir, die Idioten“). (7)
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Es waren die Finanzspritzen von Unternehme(r)n mit engen Verbindungen zu den US-Machtetagen, die den kometenhaften Aufstieg von Facebook in die Wege leiteten und beflügelten. Den Anfang machte 2004 der Hedgefonds-Manager Peter Thiel. Das soziale Netzwerk war gerade zwei Monate online, da investierte der gebürtige Deutsche eine halbe Million US-Dollar in das Projekt, dessen Budget sich zuvor auf einige Tausend US-Dollar belief. Thiel gehört dem neokonservativen Establishment an und unterstützt die rechte Tea-Party-Bewegung. Als Anhänger einer marktradikalen Ideologie wettert der US-Staatsbürger allgemein gegen den Fiskus und plädiert für Steueroasen. „Arbeiter können keine Revolution machen und dabei eine Bank übernehmen, wenn diese sich in Vanuatu befindet“, begründet er seine Haltung. (9)
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Das besondere Interesse der CIA-Firma an Facebook verdeutlichte In-Q-Tel-Mitarbeiter Bruce Lund folgendermaßen: „Die Überwachung von sozialen Medien wird für Regierungen zunehmend zu einem unverzichtbaren Bestandteil, wenn es darum geht, aufkeimende politische Bewegungen im Auge zu behalten.“ (22)
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Der eingangs erwähnte Vorwurf des GdP-Chefs Witthaut, Facebook sei ein vom CIA finanziertes nachrichtendienstliches Instrument, erscheint nunmehr nachvollziehbar. Allerdings sind Facebook und Google unvollkommene Instrumente. Zwar usurpieren sie massenhaft Informationen; „um Strömungen wie Occupy auch effektiv überwachen zu können, braucht es jedoch noch eine zweite Komponente – Software, mit der sich riesige Datenmengen wie die von Facebook gezielt verknüpfen und visualisieren lassen“, schreibt der Focus. (32) Das Magazin weist darauf hin, dass die CIA über In-Q-Tel bereits eine „strategische Investition“ in eine Firma getätigt hat, die solche Software herstellt. Die Rede ist von dem auf Data Mining spezialisierten Unternehmen Palantir Technologies. Für das FBI, die CIA und die NSA entwickelte es laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes einige „der mächtigsten Werkzeuge zum Durchsieben von Daten“. (33)…
Quelle und gesamter text: http://www.hintergrund.de/201402072983/politik/welt/embedded-social-networks.html
„Die vertrauen mir, die Idioten“… und jetzt auch noch mit Whats App….