Der Bund katholischer Ärzte hat am Katholikentag in Mannheim ein Flugblatt verteilt, das im Moment auch auf Facebook geteilt wird – als abschreckendes Beispiel wie verbohrt die Kirche sei. In einer Diskussion habe ich versucht, die katholische Lehre auf konkrete Anfragen hin zu erklären:
1) Homosexualität ist laut Lehre der Kirche keine Krankheit. Das steht nirgends, sondern im Katechismus steht: “Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt.” Ob angeboren, Folge von sexuellem Missbrauch in der Kindheit, Modeerscheinung, eine Art sexuelle Behinderung, frühkindliche Prägung oder welche Erklärung auch immer – die Wissenschaft hat hier noch kein endgültiges Ergebnis geliefert. Daher nimmt man alle Möglichkeiten ernst.
2) Der Katechismus gibt ganz klar vor, wie mit homosexuellen Menschen umzugehen ist: “Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.”
3) Als Beleg für die Suizidrate ist hoffentlich der ORF für dich objektiv genug: http://sciencev1.orf.at/science/news/112837
Aus dieser Tatsache folgt für mich, dass es sich bei homosexuellen Menschen um stark verletzliche Menschen handelt, die mit besonderer Feinfühligkeit zu behandeln sind.
4) Es ist angesichts der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche eine der spannendsten Erkenntnisse, dass es sich hier kaum um Pädaophilie oder Homosexualität handelt, sondern hauptsächlich um Ephebophilie (Details unter: http://zeitfragen.at/kirchlicher-missbrauch-ist-ephebophilie/62)
5) Das Menschenbild Gottes sieht, dass wir alle Sünder sind. Daher sündigt jemand, der meint, ein besserer Mensch zu sein als ein Homosexueller sogar noch schwerwiegender. Gleichzeitig ist der Sinn der Kirche, uns zur Heiligkeit zu ermutigen.
6) Homosexualität ist daher keine Sünde. So wie die Veranlagung zu Jähzorn keine Sünde ist, sondern vorgeben. Sündig wird es erst, wenn ich es auslebe und nichts dagegen tue.
7) Warum ist homosexuelles Verhalten eine Sünde? Für Christen: weil die Bibel und die kirchliche Lehre von Anfang an davon spricht . Ohne Bibel argumentiert: Weil Mannsein und Frausein einander ergänzen. Der Mann lebt auch etwas, was die Frau nicht hat. Und die Frau lebt auch etwas, was der Mann nicht hat. Beide ergänzen sich – wenn es gut geht, bzw. konkurrieren sich (das wäre eine andere Sünde). Daher sagt die Kirche: “Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit.” Die Philosophie spricht davon, dass nur der glücklich wird, der seinem Wesen gemäß lebt. Das Wesen des Mannes ist ohne die Frau nicht komplett und das Wesen der Frau nicht ohne den Mann.
Zur Heiligkeit der Sexualität (Gott hat sie ja immerhin erfunden!) gehören drei Faktoren: Sexualität ist ein Weg zu Gott, wenn sie Ausdruck von Liebe in Freiheit ist, von Treue und von grundsätzlicher Offenheit für das Leben. Homosexuelle Akte sind in sich fruchtlos – gleich was die beiden machen, es wird kein Kind herauskommen. Mann und Frau hingegen erfahren im Moment des Einsseins das Geheimnis des neuen Lebens aus dieser Verbindung heraus. Die Möglichkeit zu diesem Wunder fehlt also den homosexuellen Akten. Daher sagt die Kirche folgerichtig dazu: “™Die homosexuellen Akte] verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen.” Heiligkeit hat etwas mit Vollkommenheit zu tun – wenn hier bewusst etwas ausgeschlossen wird, sind die 100% nicht mehr erreichbar. Daher gibt sich der Homosexuelle mit weniger zufrieden, als das, wozu er berufen ist. Die Kirche zeigt, wo 100% zu finden sind mit ihrer Lehre.
9) Ich finde den Zettel daher auch sehr verkürzt und nicht mit der notwendigen Differenzierung. So zerstört er mehr als er klären möchte.
10) Ob dieser Zettel aber subtile Hetze ist, weiß ich nicht. Die Menschen, die ich kenne, die solche Zettel schreiben, tun das aus Nächstenliebe für Homosexuelle. Sie sind der Ansicht, dass ihre Hilfe den betroffenen Menschen hilft, ein glücklicheres und heiligeres Leben zu führen. Daher werden die sich nicht verstanden fühlen, wenn ihnen Hass vorgeworfen wird. Wenn du nur für einen Moment annimmst, dass Homosexualität für jemand ein Gefängnis sein kann, aus dem er befreit werden könnte, verstehst du vielleicht besser die Motivation dieser Ärzte.
11) So wie es Fälle gibt, die heterosexuelle Beziehungen hatten und sich dann als homosexuell geoutet haben, gibt es auch das umgekehrt. So wies heterosexuelle gibt, die immer so waren und bis zu ihrem Tod heterosexuell bleiben, gibt es auch das bei Homosexuellen. Ich verstehe nicht, wieso diese beiden Dimensionen nicht gleichzeitig gelten können: Einige brauchen eine Veränderung, andere nicht. Warum darf wegen der anderen, einigen nicht geholfen werden?
Ein Beispiel einer Veränderung. http://www.kathtube.com/player.php?id=27086
12) Die Kirche sagt: Den Sünder lieben (schließlich sind wir alle Sünder, die Frage ist nur, wie schwer und wie sich unsere Sünden zusammensetzen: der eine lästert mehr, der andere betrügt mehr, etc.) und die Sünde hassen! Weil die Sünde uns hinunterzieht. Daher ist die Kirche nicht gegen Homosexuelle!! Das würde ja wirklich der Liebesbotschaft Christi widersprechen.
Ich hoffe, ich konnte es dir jetzt ein wenig klarer darlegen, was die Kirche wirklich lehrt.