Faceapp oder Whatsbook: warum, wie und was nun?

Von Eddy2909 @mailify_de

Bild: Facebook
http://newsroom.fb.com/Photos-and-B-Roll/496/Prineville-data-center-cover

Facebook hat nun doch das Rennen gemacht Whatsapp zu kaufen. Die deutsche Medienlandschaft berichtet aktuell, dass Zuckerberg und Jan Koum, einer der Gründer von Whatsapp 7 Tage gebraucht haben, um sich einig zu werden. Doch die ersten Gerüchte gab es schon im April 2013 (mailify berichtete). Ist es also realistisch, dass einer der größten Deals in der “Sozial-Digitalen” Welt so schnell über die Bühne gehen kann oder sind Whatsapp und Facebook schon länger an einander interessiert?

Jan Koum, der Gründer von Whatsapp stellte Whatsapp im Januar 2014 auf der DLD noch als kleines gallisches Dorf dar, dass sich tapfer den Großen aus Silicon Valley erwehrt: “Wir wollen groß werden und möchten nicht verkaufen – wir möchten eine nachhaltige Firma.”
Im Juni 2012 (Whatsapp Blog: Why we don’t sell Ads) prangerte er noch das maßlose Ausnutzen und verkaufen von persönlichen Daten an: “Heutzutage wissen Unternehmen buchstäblich alles über Sie – über Sie persönlich, Ihre Freunde und Ihre Interessen. Dieses Wissen dient zu einem nicht geringen Teil dazu, Anzeigen zu verkaufen.”, meint damit unweigerlich Facebook und begründet damit, weshalb Whatsapp persönliche Daten nicht für die Personalisierung von Anzeigen nutzen wird.

Was also ist passiert?
Heute schreibt Jan Koum auf dem Whatsapp-Blog, dass ihn und Brian Acton damals nichts weiter interessierte, als ein cooles Produkt zu schaffen, das global genutzt wird und die Kommunikation zwischen Menschen vereinfachen soll. Weiter schreibt er “Wenn bei dem Deal das “No-Ad”-Prinzip von Whatsapp zur Debatte gestanden hätten, wäre der Deal nicht zu Stande gekommen.” Doch macht Facebook ausschließlich mit den Nutzerdaten und der dazugehörigen Werbung Geld.  Nach einem monetär so schwerwigendem Deal mit einer mit den Nutzerdaten-werbetreibenden Firma darf man sich fragen, ob das so bleibt oder ob die noblen Vorsätze mittlerweile die einer harten Währung gewichen sind.

Bild: Whatsapp http://media.whatsapp.com/

Was also ändert sich für den Nutzer?
“Here’s what will change for you, our users: nothing.” Es wird sich für den Nutzer nichts ändern, schreibt Jan Koum auf dem Whatsapp-Blog. Womöglich hat sich Whatsapp bereits geändert.
Bei dem heute bekannt gegebenen Deal prallen zwei Welten zusammen, die augescheinlich nicht ungleicher sein können:  Whatsapp schaltet keine Werbung und verkauft keine Nutzerdaten, kassieren dafür aber eine Nutzergebühr. Facebook allerdings sammelt und wertet sämtliche Daten aus und verkaufet sie an Werbetreibende. Welches Interesse Facebook verfolgt scheint offensichtlich und lässt sich anhand einer einfachen Rechnung weiter ausführen: Noch im Dezember 2012 hatte Whatsapp 500 Millionen aktive Nutzer, von denen sicher ein Teil die jährliche Nutzungsgebühr von 0,89€ bezahlt haben wird – das sind im Jahr bei geschätzten 350 Millionen bisher bezahlten Accounts ca. 311 Millionen € Einnahmen.

Was aber ist mit der Differenz? Wie kann sich ein solcher Deal also für Facebook rechnen und warum bezahlt  Facebook 16 Milliarden $ (!) für einen Messenger-Service?
Die Vergangenheit bei Fusionen hat gezeigt, dass Daten immer genutzt werden, wenn sie existieren. Früher oder später werden auch die Whatsapp-Daten mit denen von Facebook verschmelzen zu einer noch größeren Personendatenbank zusammengefasst. (mailify berichtete)
Damit werden die Daten von Facebook mit den Adressbüchern aller Whatsapp Nutzer zusammenfließen. Whatsapp hat in der Vergangenheit seine Ignoranz gegenüber den Nutzern bewiesen, als es um die Sicherheitslücken ging und tut es wieder, indem es sich von einer Datenkrake wie Facebook kaufen lässt. Wer sich also bisher geweigert hat, Facebook seine Handynummer anzuvertrauen, hat sie mit dem Installieren der Facebook-App weitergegeben – spätestens mit dem Verschmelzen der beiden Riesen brauchen wir uns zumindet über unser Adressbuch keine Sorgen mehr zu machen.

Alle guten Vorsätze von Koum sind nichtig  – Whatsapp hat einmal mehr bewiesen, dass die Daten der Nutzer eben doch Kapital sind. Wir dürfen also an Whatsapps’ Aussagen zweifeln, MyEnigma oder Threema nutzen und gespannt sein.