Ezio empfiehlt sich
Wir sind mit ihm vom italienischen Hitzkopf zum Assassinen geworden. Wir haben mit ihm die Borgia geschlagen, mussten mit ansehen, wie seine große Liebe starb – und nun lüften wir seine letzten Geheimnisse vor atemberaubender Kulisse.
Ezio Auditore ist alt geworden. Sein Bart ergraut, der Körper etwas rundlich. Doch er ist kein lahmer Rentner, sondern ein Getriebener seiner eigenen Geschichte. Und so setzt er die Segel in eine unbekannte Welt, um mehr zu erfahren – über seinen Ahnen Altair. Der mischte im dritten Teil um den adretten Italiener bereits ordentlich mit. Assassin’s Creed: Revelations führt alle bisherigen Protagonisten und Zeitebenen der Reihe gekonnt zusammen: Ezios Suche nach Altairs Geheimnissen wird auch für Desmond, den Helden der Gegenwart, zum Kampf um sein Leben und die gesamte Menschheit. Schwerer Stoff.
Tatsächlich ist Ezios drittes Abenteuer sein düsterstes. Konstantinopel ist kein heller, freundlicher Ort, so wie es Rom noch war. Im Morgengrauen liegt ein unwirtlicher Schleier über dem Treiben. Die Stimmung ist aggressiv, die Gassen sind schmal und dunkel. Nur die Feinde sind altbekannt: die Templer. Diesmal ist der Konflikt mit der machtbesessenen Geheimorganisation aber in einen perfiden Erbstreit gewickelt, in den sich Ezio nur zu gerne einmischt.
Nicht nur Ezio ist alt geworden
Assassin’s Creed: Revelations erzählt eine dichte, spannende Geschichte, die regelrecht süchtig macht. Anders als bei der Konkurrenz von Uncharted hat der Spieler aber die Chance, durchzuatmen und sein Tempo selbst zu bestimmen. Wer will, shoppt einfach nur mal Bücher auf dem Basar oder erkundet das riesenhafte Konstantinopel. Sich in der Welt von Assassin’s Creed in den zahlreichen Nebenhandlungen und -schauplätzen zu verlieren, ist keine Kunst, aber ein Genuss.
Dass die Entwickler nichts am Spielprinzip geändert haben, ist also wunderbar – oder nicht? Never change a winning team. Klar ist aber, dass nicht nur Ezio in die Jahre gekommen ist und so lässt sich das Gefühl nicht verdrängen, dass Revelations nur ein Aufguss von Brotherhood ist. Das ist vielleicht Jammern auf hohem Niveau – aber berechtigte Kritik.
Hier und da ist Konstantinopel ein echter Rom-Abklatsch, optisch und spielerisch. Hauptmann töten, Turm anzünden, Geschäfte aufbauen, Assassinen ausbilden – Ezios To-Do-Liste gleicht dem italienischen Abenteuer haargenau. Der Erzählstrang um Altair wirkt wie ein Mix aus Leonardo- und Romolusmissionen aus dem Vorgänger. Etwas mehr Einfallsreichtum wäre hier wünschenswert gewesen.
Sparsame Neuerungen
Mit Neuerungen haben die Entwickler Revelations nur sehr sparsam gewürzt: Ezio kann jetzt mit Haken effizienter klettern und hat ein paar neue, tödliche Moves drauf, die sein drittes Abenteuer um einiges brutaler machen. Dazu wird der edle Meuchelmörder zum Bombenbastler – und so, wenn der Spieler will, zum Massenmörder.
Immerhin, die meisten Bomben dienen der Ablenkung und Verwirrung der Gegner und das ist bei vielen Missionen durchaus hilfreich. Für die Spieler entpuppt sich der Bombeneinsatz aber als Denksport, denn wer weiß im Eifer des Gefechts so genau, wofür nun welche Bombe gut war.
Desmond wird wichtiger
Doch nicht nur an Ezios Fähigkeiten haben die Entwickler geschraubt, sie geben Desmond, dem eigentlich wichtigsten Charakter der Reihe, mehr Platz. Das war bitter nötig, haben Spieler die Missionen mit dem Barkeeper doch eher als «Klotz am Bein» empfunden. Nun tauchen wir tief in seine Vergangenheit ab.
Desmonds eigene Erinnerungen sind dabei nicht so ausladend und opulent wie Altairs oder Ezios. Sie sind Fragmente, die der Spieler zusammensetzen muss. Das ist, gelinde gesagt, erst einmal gewöhnungsbedürftig zu spielen. Zumal man mittendrin zum Klötzchenbauer mutiert und aus der Ego-Perspektive spielt.
Fazit. Technisch ist Assassin’s Creed: Revelations wieder Meisterklasse – sozusagen das Schokoküchlein mit flüssigem Kern und Vanilleeis unter den Games 2011. Die Story fesselt und die bisherigen Protagonisten der Reihe werden eindrucksvoll zusammengeführt. Dass Ezio der Assassine der Herzen ist, meißelt er nun ein für alle Male in Stein – vor allem, weil er in diesem Teil ungewohnt viel Humor beweist. Andererseits ist es gut, dass seine Geschichte nun erzählt ist und Assassin’s Creed neue Wege einschlagen kann. Auf große Offenbarungen müssen wir Spieler leider wieder warten – bis nächstes Jahr das Ende der Welt ansteht.
Titel: Assassin’s Creed: Revelations
Genre: Action-Adventure
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft
Preis: zirka 50 Euro
Sprache: deutsch
USK: freigegeben ab 16 Jahre
Altersempfehlung der Redaktion: ab 16 Jahre
Plattform: Playstation 3
Veröffentlichungsdatum: November 2011
Weiterspielen: <em>Assassin’s Creed: Brotherhood</em>
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«AC: Revelations» – Ezio empfiehlt sich
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