Im Stadthafen der Tourismushochburg Waren an der Müritz liegen die Jachten wieder dicht an dicht. Wenige Tage vor Beginn der Müritz-Sail erinnert nichts mehr an die schwere Bootsexplosion vom Karfreitag, nur ein paar geschwärzte Steine. Dafür ist die Ursache für das Unglück jetzt geklärt: “Es war technisches Versagen, eine der Batterien ist explodiert”, erläutert die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Beatrix Komning. Damit ist laut Polizei klar: Die dreiköpfige Urlauberfamilie aus Westfalen, die das Boot gemietet hatte, trägt keine Schuld. “Wir sehen keinen Anlass für weitere Ermittlungen”, sagt ein Polizeisprecher in Waren.
Doch für die Stadtverwaltung ist das Thema noch lange nicht zu Ende. “Wir hatten alle enormes Glück und müssen dafür sorgen, dass künftig alle Rettungswege freibleiben”, erläutert Warens Ordnungsamtsleiter Dietmar Henkel. Das sei nicht immer so gewesen Jetzt gebe es einen neuen Rettungsplan. Zur Müritz-Sail als größtem maritimen Volksfest der Seenplatte kamen 2011 rund 45 000 Menschen.
Am Karfreitagabend hatte ein lauter Knall die Hobbykapitäne im Stadthafen sowie die Gäste der vielen umliegenden Restaurants aufgeschreckt. Eine riesige Rauchwolke zog durch die Stadt. Die Jacht, die die dreiköpfige Familie aus dem Kreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen) gemietet hatte, ging in Flammen auf und trieb gegen ein zweites Boot, das Feuer fing. Glück im Unglück: Das Paar mit seiner siebenjährigen Tochter war zum Hafenmeister zum Anmelden gegangen. Nur auf einem Nachbarboot wurde eine 17-Jährige durch die Druckwelle leicht verletzt.
“Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Wind aus einer anderen Richtung gekommen und der Hafen schon voll gewesen wäre”, meint Henkel. Feuerwehrleute kamen zunächst nicht schnell genug an den Brandort, weil Schaulustige und geparkte Autos im Weg waren. Sie konnten aber das zweite Boot löschen und andere Jachten aus der Gefahrenzone holen. Das explodierte Boot ging unter und wurde mit schwerer Technik geborgen. Der völlig zusammengeschmolzene Rumpf drohte dabei, zu zerbrechen.
Bei der explodierten Jacht handelte es sich um ein sogenanntes Hybridboot aus Kunststoff mit einem Dieselantrieb, Solarplatten und einem Elektroantrieb. Deshalb fielen die Batterien größer aus, als bei herkömmlichen Booten. Der Schaden wurde auf mehr als 250 000 Euro geschätzt. Die Polizei habe bisher keine Hinweise, dass jemand seine Pflichten verletzt hätte, hieß es. Ob die Ermittlungen ganz eingestellt werden, soll jetzt die Staatsanwaltschaft entscheiden. “Für uns ist Sicherheit oberstes Gebot”, erklärt Müritz-Sail-Leiter Wolfgang Steder. An Land werde man die Schausteller “etwas einrücken”, im engen Hafen müssen einige Boote damit rechnen, dass sie an einen anderen Standort wechseln. Dort finden mehrere Wettbewerbe statt. “Wir haben aber schon immer auf Sicherheit großen Wert gelegt”, sagt Steder.
Das maritime Volksfest ist auch immer ein Höhepunkt für Hafenmeister Jens Ahlrep. “Das ist wie ein zweiter Geburtstag für die Leute von dem explodierten Boot gewesen”, sagt er.
Quelle: SVZ.de
Das Charterboot wird nach der Explosion geborgen. Foto: dpa