Das Problem sei aktuell, meint Benz, denn die teils über 1500 Jahre alten Bücher würden auch heute noch häufig rezipiert. Im sogenannten Buch Moses aber würden Orientalen "als entweder etwas dümmer oder als schlau und böse dargestellt". Das angebliche Buch Gottes enttarne sich hier als Schrift, die keineswegs auf dem Boden des Grundgesetzes stehe. "Willst du aber Sklaven und Sklavinnen haben", heiße es in eindeutig diskriminierender Absicht, "so sollst du sie kaufen von den Völkern, die um euch her sind, und auch von den Beisassen, die als Fremdlinge unter euch wohnen, und von ihren Nachkommen, die sie bei euch in eurem Lande zeugen. Die mögt ihr zu eigen haben und sollt sie vererben euren Kindern zum Eigentum für immer; die sollt ihr Sklaven sein lassen".
Solche diskriminierenden Passagen hätten das Bild von Generationen geprägt, glaubt Benz. Die Bibel sei "mit Ressentiments befrachtet", enthüllt der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, dem es um den Schaden geht, den Vorurteile und rassistische Klischees gerade bei jungen Lesern anrichten können. "Vorurteile werden früh erlernt und eingeübt", sagt er. "Früh erworbene Ressentiments bleiben besonders wirksam und prägen nachhaltig das Weltbild vieler Erwachsener."