Systematisch produktiver und zufriedener
Pragmatische Schritte raus aus der Überlastung am Arbeitsplatz
Als Kindle-Buch bei amazon. Hurra, geschafft, endlich, nach ein paar Anläufen.
Vor Jahren hatte ich ja schon einige Bücher geschrieben, Bücher auf Papier, pBooks. Da gab es allenfalls zaghafte Versuche, die auch mal in PDF herauszubringen. Aber jetzt, knapp 10 Jahre später, ist alles anders. Heute sind Bücher elektronisch gleichwertig, eben echte eBooks. Und deshalb sind Produktion und Veröffentlichung anders möglich. Einen Verlag braucht man dafür nicht mehr – höchstens für das Marketing.
Und so habe ich mich mal aufgemacht, ein eBook im Selbstverlag herauszubringen. Bei diesem Experiment geht es mir um die Form und den Prozess, weniger um den Inhalt. Deshalb ist der Inhalt auch eine Zweitverwertung von Blogartikeln. Das soll aber natürlich den Wert des eBooks nicht schmälern, denn als Zusammenfassung für bequemes Lesen in einem Stück und aufbereitet für eReader bietet es etwas fürs Geld.
Insofern ist das eBook natürlich auch ein Experiment in puncto Monetarisierung von Inhalten. Ja, das will ich nicht verschweigen. Es geht auch ums Geld. Warum auch nicht?
Allerdings finde ich die Monetarisierung über Werbung sehr unschön. Sie mag funktionieren, doch hat sie für mich den Beigeschmack des Unehrlichen. In ihr steckt auch immer der latente Keim von Prostitution. Aber ich will nicht abschweifen… ;-)
Ohne Einnahme von Geld durch Werbung bleibt für die Monetarisierung nur eine direkte Transaktion mit dem Leser. Aber wie? Für Blogbeiträge ist das auch im Jahr 2012 immer noch schwierig. Das hat weniger mit Technik zu tun, würde ich sagen, sondern eher mit mangelndem “Standard”. Paypal mögen viele nicht, bei Micropayment-Diensten wie Flattr will sich niemand so recht auch noch anmelden…
Und dann stellt sich auch noch die Frage, ob jemand für das Medium “HTML-Seite” etwas bezahlen möchte? Das fühlt sich nicht sehr wertig an, oder? Jedenfalls nicht, wenn man für einzelne Inhalte zahlen soll und für andere wieder nicht. Als Abo mag das irgendwie noch funktionieren und so können Zeitungen sich langsam hinter Paywalls zurückziehen. Für Autoren ist das jedoch keine Option.
amazon als Veröffentlichungsplattform
Aber es gibt ja amazon! Da kommt für Autoren dreierlei zusammen:
- Erstens haben wahrscheinlich 99% aller Leser schon einmal bei amazon gekauft. Es gibt also keine Anmeldehürde zu überwinden, um Geld fließen zu lassen.
- Zweitens hat amazon es Autoren vergleichsweise sehr leicht gemacht, Inhalte anzubieten.
- Und drittens ist das Kindle-eBook-Format derzeit nach meinem Empfinden das für den Leser einfachste [1].
Bis sich einfache (Micro)Payment-Lösungen per Smartphone durchgesetzt haben, scheint mir amazon für Autoren der einfachste Weg, zu einem direkten, ehrlich Austauschverhältnis mit dem Leser.
Für einen Beitrag wie diesen, ist Monetarisierung natürlich keine Option. Abhängig von Umfang und Inhalt wird es immer Inhalte geben, die Blogger/Autoren im Allgemeinen und ich im Speziellen kostenlos anbieten. Für Umfangreicheres jedoch glaube ich daran, dass der Trend zu einer Monetarisierung gehen wird. Das schmeckt dann nicht jedem Leser – aber das ist ok. Mit denen, die übrig bleiben und sich darauf einlassen, habe ich gern ein engeres Verhältnis, das mehr auf Gegenseitigkeit beruht.
Doch das ist derzeit noch weitgehend Theorie. Zuerst mal ausprobieren, wie das überhaupt technisch und vom Prozess her geht mit dem Selbstverlegen.
Vorgehen bei der Veröffentlichung
Das Manuskript kann in Word geschrieben werden. Einfach ein paar simple Formatierungsregeln beachten [2]. Dann ist das kein Problem.
Allerdings aufpassen mit Bildern. Da mögen ein paar Experimente angezeigt sein, je nachdem um was für Abbildungen es sich handelt, Grafiken oder Fotos. Am Anfang habe ich dafür ein kleines Testdokument mit Bildern in verschiedenen Auflösungen zusammengestellt und bei KDP immer wieder nach Veränderungen hochgeladen.
Auf der KDP-Seite gibt es eine Vorschau, die verschiedene Kindle-Reader simuliert, und einen Download für das Manuskript als .mobi-Datei. Statt auf die Simulationen habe ich mich dann lieber auf mein iPad verlassen :-) Damit kann ich auch in Abbildungen reinzoomen, um die Qualität zu überprüfen.
Am Ende habe ich die meiste Zeit in Word für Mac OS X gearbeitet und die Grafiken nur mit 72dpi Auflösung eingebunden. Nur am Schluss habe ich Word für Windows angeworfen, um das Inhaltsverzeichnis einzusetzen – das macht WinWord nämlich besser mit Verweisen auf die Kapitel – und für den Export nach HTML – auch der scheint subtil besser zu sein als bei MacWord.
Beim Titelbild ist dann noch etwas Kreativität gefragt. Kann man selbst machen, wie ich es getan habe. Aber ein Profigrafiker würde dafür auch kein Vermögen in Rechnung stellen. Mit einem einfarbigen Titelbild sollte man sich in jedem Fall nicht zufrieden geben ;-)
Nach dem Hochladen des finalen Manuskripts hat es dann nochmal 2 Tage gedauert, bis das Buch im amazon Shop zu sehen war. Das mag daran gelegen haben, dass ich es an einem Sonntag abgeschickt hatte. Dazu kam dann allerdings auch noch eine Nachfrage von amazon, die Material im Buch entdeckt hatten, das frei im Web verfügbar ist. Ja, wie denn auch nicht. Es sind ja meine Blogartikel :-) Da musste ich nochmal bestätigen, dass ich der Copyright-Inhaber bin.
Preisfindung
Ein bisschen hat mich noch die Preisfrage umgetrieben. Wie viel “darf” so ein eBook kosten? 0,99 EUR oder 1,49 EUR oder 2,68 EUR oder 5,79 EUR oder 8,45 EUR? Ich habe mich für den niedrigsten Preis entschieden, der mir als Autor noch 70% vom Nettoverkaufspreis bringt. Das ist ein Experiment. Runtergehen kann ich eher mit dem Preis, als ihn rauf zu setzen.
Einen einzelnen Artikel kann man bei vielen Zeitschriften online als PDF für 0,99 EUR oder 1,50 EUR kaufen. Das sind dann vielleicht 4-5 Heftseiten, also ca. 8-9 A4 Seiten. Mein eBook enthält aber rund 30 A4 Seiten, also ca. 3-4 Mal so viel wie ein Artikel. Deshalb denke ich, dass 2,68 EUR Verkaufspreis angemessen sind.
Ein anderer Vergleichsmaßstab ist für mich – wie auch im Klappentext angedeutet – der Preis eines Stückes Kuchen oder ein Heißgetränk im Coffeeshop. Da geben wir alle ohne zu zucken 2,50 EUR oder auch weit mehr aus, um uns einen sehr flüchtigen Genuss zu verschaffen. Insbesondere wenn wir “to go” wählen, leistet der Coffeeshop nicht mehr, als einen Becher auszugeben. Wir nutzen keine weitere Infrastruktur. So schlappen wir durch die Gegend mit 2,50 – 4,90 EUR in der Hand, die in 15 Minuten im Magen verschwunden sind. Für eine ganze Stunde “Genuss” würden wir mithin 15,00 – 20,00 EUR ausgeben – das ist mehr als im Kino. Selbst “Rauchgenuss” ist viel billiger.
Ich gebe auch Geld aus für solche modernen Heißgetränke. Dabei sitze ich jedoch meist in meinem Lieblings-Coffeeshop. Ich bezahle deshalb eher für die “Aufenthaltsmöglichkeit” als das Getränk. Aber einerlei. Wenn ich bereit bin, für solch flüchtigen Genuss soviel Geld auszugeben, dann finde ich es nicht zu hoch gegriffen, für 45 – 60 Minuten Lesestoff 2,68 EUR anzusetzen. Vor allem, wenn der Lesestoff auch noch den Anspruch hat nachzuwirken; ich hoffe ja, beim Leser etwas mit dem eBook-Inhalt zu bewirken.
Aber, wie gesagt, das mit dem Preis ist ein Experiment. Für Musik haben sich inzwischen 0,99 EUR pro Titel eingebürgert. Dafür bekommt man 3 – 6 Minuten Ohrenschmaus. Bei eBooks müssen wir noch herausfinden, wo Käufer und Leser möglichst reibungsfrei zusammenfinden.
Nach dem Experiment…
…ist vor dem Experiment. Mein Kindle-Experiment habe ich erstmal abgeschlossen. Von der Idee bis zur Verfügbarkeit des eBooks im amazon Shop hat es 6 Tage gedauert – davon 2 bei amazon.
Aber das Selbstverlegen ist damit nicht zuende. So ist das Buch nur bei amazon erhältlich. Wie kriege ich es denn aber auch noch auf andere Plattformen oder auf Papier – für die, die das dringend wollen?
Es sind also noch einige weitere Experimente nötig. Mit CreateSpace bietet amazon einen Weg zum Papier. Alternativ könnte ich mich aber auch für lulu.com oder epubli.de entscheiden. Und was ist mit anderen eBook-Plattformen? Wer den lokalen Buchhandel unterstützen möchte, hätte es lieber, ein eBook über einen anderen Kanal zu kaufen, bei dem auch sein Buchhändler etwas davon hat. Vielleicht probiere ich mal bookrix.de als Vermittler aus.
Und natürlich werde ich beim Inhalt experimentieren. Zweitverwertung als eBook finde ich völlig in Ordnung. Doch ich will auch neue Inhalte für eBooks schreiben.
Endnoten
[1] Kindle-Reader gibt es als Gerät und Apps für jede Plattform. Die Übertragung des eBooks auf Gerät/App ist ein no brainer. Und der Lesefortschritt sowie die Notizen werden über Gerät/App hinweg synchronisiert. Diese Einfachheit bietet derzeit sonst kein Anbieter, nicht Thalia mit textunes und auch nicht libri mit seiner eBook Reader App. Und iTunes? Ist zwar für den Leser einfach, doch für den Autor schwierig. Ohne Vermittler, der mir das Administrative und auch die Abrechnung einfacher macht, würde ich da nichts einstellen.
[2] Es gibt einige Literatur im Web und bei amazon dazu, was es bei Kindle-Büchern zu beachten gibt, z.B.
- Publish on Amazon Kindle with KDP
- The Kindle Formatting Bible
- Kurzleitfaden zur Buchformatierung