Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse!
Wer mich sieht, mag es nicht vermuten: ich bin ein “Frühchen”, was bedeutet, dass es mich 6 Wochen zu früh auf diese Welt gedrängt hat. Da hieß es natürlich “ab in den Brutkasten” und schön aufpäppeln. Zum Glück ist den Ärzten dies gelungen, sonst könnte ich den heutigen Beitrag nicht schreiben. In dieser Beziehung bin ich also ein echtes Glückskind.
Moi.
Eine steile Jo-Jo-Karriere
Ich war jedoch nie ein richtig schlankes Kind. Auf Kindheitsfotos sieht man mich zwar nicht deutlich übergewichtig, jedoch wohl gerundet. Obwohl ich sehr aktiv war.
Mit Anfang der Pubertät kam sodann prompt die erste Diät. Meine Eltern, die das gleiche gewichtige Übel plagte, hatten sich für eine Dätform entschieden, bei der es morgens eine halbe Grapefruit, mittags etwas mageres Fleisch mit Gemüse und abends eine Scheibe Toast mit viel Magerquark gab. Weil ich so schlank, groß und schön wie einige meiner Mitschülerinnen werden wollte, machte ich mit. Verlor Gewicht. Sogar dramatisch viel. Dann wurde zuhause wieder normal gekocht und gegessen. Prompt waren die abgehungerten Pfunde wieder drauf. Und ein paar mehr dazu. Heute weiß ich, dass es sich dabei um den Jo-Jo-Effekt handelt. Damals war ich verzweifelt. Fühlte mich als Versagerin. Als jemand, der sein Leben nicht in den Griff bekommt.
Mit diesem pfundigen Auf und Ab, dem Rein und Raus aus verschiedenen Kleidergrößen habe ich mein ganzes Leben gekämpft. Inzwischen also mehr als ein halbes Jahrhundert. Wenn eine Karriere in meinem Leben so richtig super funktioniert hat, dann war es meine Diätkarriere!
Vegan = schlank? Eine Formel, die für mich langfristig nicht aufging
Einen wirklichen Einschnitt in mein Moppeldasein gab es, als ich nach dem Umzug in den Odenwald vor 18 Jahren plötzlich keine tierischen Eiweiße mehr vertrug. Also auch keinen Käse und keine Milchprodukte, die bis dahin die festen Ernährungssäulen meiner vegetarischen Lebensweise bedeuteten. Weil ich trotz aller Sehnsucht nach einem nur gemäßigt gerundeten Körper keine Lust verspürte, über kurz oder lang zu verhungern, suchte ich nach Alternativen. Und fand die vegane Ernährung. Die heute voll im Trend liegt, von der damals jedoch kaum jemand etwas gehört hatte. Ich experimentierte mit mir neuen Lebensmitteln wie Tofu und Seitan, lernte Hülsenfrüchte lieben und erfand ungefähr jede Woche eine neue Pastasauce auf Gemüsebasis. Mittags aß ich veganen Aufstrich mit Brot, Gemüse und Obst.
Sehr zu meinem Erstaunen ging es mit dem Gewicht steil bergab. Ich war euphorisch. Ich aß jeden Tag gut und gerne und vor allem ganz ohne zu hungern. Dabei konnte ich förmlich zusehen, wie die Fettpölsterchen schmolzen. Nebenbei fing ich an, die ersten Rezepte für Kochbücher niederzuschreiben.
Knapp zwei Jahre später stellte mein Körper sich jedoch erneut auf seine Hinterbeine. Die Pfunde schlichen sich trotz gleich bleibender Umstände heimtückisch wieder an. Ich musste in neue Hosen investieren. Aber auch die waren nach einem Jahr wieder zu eng. Ich war in einer erneuten Aufwärtsspirale gefangen. Und dass, obwohl ich mich gesund und vegan ernährte!
Wechseljahre oder wenn das Gewicht weiter steil nach oben wechselt
Mit dem Einsetzen der wunderbaren Wechseljahre war mit dem Schlanksein dann endgültig Schicht. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich schließlich Kochbücher schreibe und damit meinen Metier mit jedem Pfund lebe und liebe.
Das Dumme dabei war nur, dass ich mich selbst nicht mehr liebte. Wenn ich in den Spiegel schaute, versuchte ich nur mein Gesicht zu sehen und den Rest meines Körpers ab dem Schulteransatz zu ignorieren. Dieser Zustand eskalierte darin, dass ich anstatt shoppen zu gehen (was noch nie mein Forte war) lieber eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt hätte vornehmen lassen. Pressetermine mit Fotoshooting waren für mich die Hölle.
Was war geschehen? Ich ernährte mich gesund, meist sogar vegan, war beim Essen sehr diszipliniert, aß kaum Kuchen, Kekse, kein Junk Food, Käse in der Regel nur im Frankreichurlaub und nur ab und zu einen Riegel Zartbitterschokolade und führte einen aktiven Lebensstil. Warum wurde ich immer runder?
Anfang dieses Jahres war ich der Verzweiflung nahe. Versuchte gleichzeitig, mir die Situation schön zu reden. Schließlich sind die meisten Frauen in meiner Familie eher auf Moppel getrimmt. Meine Oma mütterlicherseits wog mit 60 Jahren gut 2 Zentner – ein Kampfgewicht, das sie bis zu ihrem Tod mit knapp 90 Jahren gehalten hatte. Dabei war sie übrigens erstaunlich gesund und stets gut drauf.
Ein mentaler Zustand, der sich bei mir jedoch so überhaupt nicht einstellen wollte. Ich fühlte mich von Kopf bis Fuß unwohl. Geißelte mich wegen meins Appetits, wegen der vermeintlichen “Ausrutscher”, die ich nicht vermeiden konnte. Außerdem bekam ich Panik, dass mein Körper mir meine prallen Rundungen irgendwann übel nehmen würde. Mein letztes Blutbild war noch okay, aber nicht mehr optimal gewesen.
Kochen ohne Korn. Paleo-Pancakes.
Experiment Kochen ohne Korn
Ich suchte nach Alternativen, um endlich wieder ein paar Pfund loszuwerden. Nicht so viele, dass ich in Größe 36 und hautenge Röhrenjeans passe, sondern lediglich so viele, dass ich mich wieder als mich selbst fühle.
Weil mich bereits seit längerem der Verdacht beschlichen hatte, dass ich mit Weizen so meine Probleme habe, beschloss ich, für einen Zeitraum von 6 Wochen alle Getreideprodukte wegzulassen. Brot, Nudeln, Pizza, Knödel, Gebäck und Kuchen etc. sollten für anderthalb Monate ein No-Go sein. Zucker ist bei mir (außer wenn ich “dienstlich” koche) sowieso kein gewichtiges Thema. Der LEM, der gewichtsmäßig ein ähnliches Schicksal teilt, beschloss, diesen weizenfreien Weg mit mir zu gehen.
Inzwischen sind gut 8 Wochen mit Kochen ohne Korn vergangen. Ich neige eher nicht zu euphorischen Ausbrüchen und meide Aussagen zu treffen, in denen die eine oder andere Ernährungsform als die optimalste, gesündeste und schlank machenste gefeiert wird. Wir Menschen sind bekanntlich und zum Glück alle unterschiedlich, sodass das, was für den einen gut ist, sich nicht automatisch für einen anderen als ebenso optimal herausstellen muss. Mir geht es stets darum, meinen eigenen Weg zu finden. Ob andere dann diesen Weg ebenfalls einschlagen wollen, bleibt ihnen selbst überlassen.
Resultate nach nur 8 Wochen Kochen ohne Korn:
Nach gut 8 Wochen ohne ein einziges Korn kann ich jedoch feststellen:
- ich ernähre mich ausgewogen
- ich esse jeden Tag reichlich und ohne zu hungern
- ich esse 3 Mahlzeiten am Tag (früher habe ich auf das Frühstück meist verzichtet)
- ich kann diese Ernährungsform trotz des Stresses, der bei uns momentan herrscht, durchhalten
- ich schrumpfe: 2 Kleidergrößen sind verschwunden!
- das “Mittagstief” nach dem Mittagessen hat sich in Luft aufgelöst
- ich habe mehr Energie
- ich fühle mich deutlich mehr “fokuziert”
- meine Magen-Darm-Probleme haben sich deutlich verbessert
- mein Haar wächst besser und schneller
- ich neige weniger zu Kopfschmerzen (die ich vor den Wechseljahren kaum kannte)
- mein Hautbild hat sich verbessert
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass eine bestimmte Ernährungsformfür für alle Menschen gleichermaßen gesund und optimal ist. Ich glaube auch nicht, dass es gute oder böse Lebensmittel gibt. Ich glaube dagegen sehr, dass jeder seinen eigenen Weg finden kann.
Ausblick auf die Zukunft
Ich werde auch in den kommenden Wochen mein Experiment Kochen ohne Korn weiter fortführen. Weil es mir und dem LEM gut tut. Und ich gerade wieder dabei bin, mich selbst zu finden. Mein Wohlfühlgewicht zu erreichen und hoffentlich auch zu halten.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit einer weizenfreien Ernährung gemacht? Wie steht es mit Ihrem/ Eurem Wohlfühlgewicht?
Demnächst mehr.
Heike Kügler-Anger