Wie schon in den vergangenen Jahren trafen sich auch in diesem Herbst pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von europäischen Jüdischen Museen, um in Workshops, Exkursionen und Diskussionsrunden von- und miteinander zu lernen. Organisiert wurde das Museum Education Seminar von der Association of European Jewish Museums. In diesem Jahr hatten wir die schöne Gelegenheit, uns nicht nur mit dem Jüdischen Museum Wien näher zu beschäftigen, sondern auch die zwei Jüdischen Museen in Bratislava kennenzulernen.
1993 wurde das Jüdische Museum Wien im Palais Eskeles in der Dorotheergasse eröffnet und seit dem Jahr 2000 können Besucherinnen und Besucher an einem zweiten Standort am Judenplatz auch die bei einer Ausgrabung freigelegten Überreste der mittelalterlichen Synagoge besichtigen.
Verbunden werden die beiden Standorte durch einen per App navigierten Stadtspaziergang: Die kostenlose App „Zwischen den Häusern“ leitet Besucherinnen und Besucher auf den Spuren jüdischer Geschichte durch die Wiener Innenstadt von der Dorotheergasse zum Judenplatz.
Auf dem Judenplatz zieht ein großer Kubus mit nach außen gewandten Buchreihen die Blicke der Passanten auf sich: Das Mahnmal zum Gedenken an die österreichischen jüdischen Opfer der Schoa wurde von der englischen Bildhauerin Rachel Whiteread gestaltet und steht seit nun mehr als 15 Jahren an einem geschichtsträchtigen Ort, denn der Judenplatz mit der Synagoge war im Mittelalter ein Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Wien. Das blühende Gemeindeleben fand jedoch 1420/21 mit der Vertreibung und Ermordung der Juden Wiens ein brutales Ende. Der Hinweis in der App auf eine judenfeindliche Inschrift aus dem späten 15. Jahrhundert, die am Jordan-Haus gegenüber dem Museum Judenplatz angebracht ist, führte während eines unserer Workshops zu intensiven Diskussionen darüber, wie der Platz mit seinen vielschichtigen Erinnerungsschichten für verschiedene Zielgruppen erschlossen werden kann.
Im Vordergrund das Mahnmal der österreichen jüdischen Opfer der Schoa von Rachel Whiteread, hinten rechts das Museum Judenplatz
Während der Fortbildung hatten wir nicht nur Gelegenheit, uns in Workshops intensiv mit den Ausstellungen des Museums auseinanderzusetzen, sondern besuchten auch den Stadttempel. In der beeindruckenden Wiener Hauptsynagoge, die in den 1820er Jahren erbaut wurde, bietet das Vermittlungsteam des Jüdischen Museums Wien Führungen für Schulklassen an.
Das nur etwa eine Autostunde von Wien entfernte Bratislava stellte mit seinen gleich zwei Jüdischen Museen ein interessantes Exkursionsziel für uns dar.
Das Bratislava Jewish Community Museum ist in einer in den 1920er Jahren gebauten Synagoge untergebracht, in der auch heute noch Gottesdienste stattfinden. Auf der nicht länger genutzten Frauenempore ist die Dauerausstellung des Museums untergebracht, die von Mai bis Oktober besucht werden kann.
Während das Bratislava Jewish Community Museum ein von der Jüdischen Gemeinde getragenes Projekt ist, ist das Museum of Jewish Culture ein Teil des Slowakischen Nationalmuseums, das noch weitere Museumsstandorte unterhält, die die Geschichte und Kultur von Minderheiten dokumentieren, die in der Slowakei leben.
Unser letzter Stop in Bratislava brachte uns zu einem Denkmal, das an den Chatam Sofer, einen berühmten Rabbi des 19. Jahrhunderts, erinnert. Der aus dem 17. Jahrhundert stammende Friedhof, auf dem auch der Chatam Sofer beerdigt war, wurde 1943 wegen eines Tunnelbaus zerstört. Das Grab des Chatam Sofer und etwa 20 weitere Grabsteine konnten jedoch vor der Zerstörung gerettet werden und etwa 60 Jahre später wurde ein imposantes Denkmal errichtet, das sich zu einer Pilgerstätte für jüdische BesucherInnen entwickelt hat.
Weitere Informationen zu Synagogen und Friedhöfen in der Slowakei sind auf der Website Slovak Jewish Heritage zusammengestellt.
Die Möglichkeit, auf der diesjährigen Tagung einige unterschiedlich konzipierte Jüdische Museen, Mahn- und Denkmale besichtigen zu können, bot viel Gesprächsstoff über Vermittlungsmethoden und -ziele auch aus internationaler Perspektive.