Leider ist das zuhause in dieser Form nicht zu bewerkstelligen. Da ruft eben der Haushalt, die Kleine oder viele andere organisatorische Dinge. Auch will und muss man sich mal selbst ein wenig ausruhen. Zuhause ist eben keine Ausnahmesituation, sondern Alltag. Wir richten ihm schon immer wieder zwischendurch Exklusivzeiten ein, aber es scheint ihm nie zu reichen. Sobald wir als Familie zusammen sind, wie gejammert und genörgelt, was das Zeug hält. Das ist wirklich sehr nervtötend, für meinen Mann fast noch mehr als für mich, weil er jahrelang eine ewig jammernde Mutter ertragen musste. Der Große scheint auch nicht lange von Exklusivzeiten zehren zu können. Man denkt immer, Mensch, jetzt hat man eine Stunde intensiv mit ihm gespielt (meist mein Mann), da könnte er doch mal länger zufrieden sein. Ist er aber nicht. Das ist schade.
Mit der Kleinen war es eine angenehme, ruhige Zeit. Zwar wachte sie am Sonntag nach dem Mittagsschlaf auf und war untröstlich, weil der Papa und der Große nicht da waren (sie hatten sich zuvor von ihr verabschiedet). Aber sie stellte sich schnell auf die Situation ein und war gut händelbar. Wir hatten Besuch und waren im Kinderbauernhof. Sie fuhr ausdauernd und zufrieden mit ihrem neuen Laufrad. Es war so herrlich entspannt! Und alles ging so schnell und war so wenig aufwändig. Meinen freien Montag empfand ich als besonders erholsam, weil ich nicht aus so einem wahnsinnigen Trubel in ihn hineinging, sondern aus einer schon ruhigen Situation. Das Bringen und Holen der Kleinen verlief auch sehr unaufgeregt und harmonisch.
Gegen 17 Uhr kamen die beiden Männer dann am Montag zurück. Schon in der Tür gab es Zoff zwischen den Kindern, die sich eigentlich so aufeinander gefreut hatten. Der Lautstärkepegel und das Konfliktpotenzial schnellten wieder in unerträgliche Höhen. Mein Mann war verständlicherweise erschöpft von der 24/7-Bespaßung des Großen und der Autofahrt. Jedes Kind zerrte an mir. Die Vorstellung von der Wiederbegegnung und die Realität klafften meilenweit auseinander. Es war kein vernünftiges Begrüßungsgespräch möglich. Ich lotste die Kinder ins Kinderzimmer, wo ein großer Karton stand: ich hatte mit der Kleinen eine begehbare Ritterburg aus Pappkarton gekauft und freute mich auf die Gesichter der Kinder und auf's Aufbauen. Leider nörgelte der Große die ganze Zeit herum und die Kleine ließ sich anstecken. Es war nervenaufreibend. Dass die Kinder es schaffen, die Erholung von 7 freien Stunden innerhalb von ein paar Minuten zunichte zu machen, ist immer wieder frustrierend. Es wurde um jeden Stift, um jeden Aufkleber verbissen gekämpft und bis zum Zu-Bett-Gehen war besonders der Große ziemlich auf Krawall gebürstet. Der Kontrast zu der ruhigen Zeit mit jeweils einem Kind war für uns Eltern einfach extrem krass.
Heute morgen waren sie positiv aufeinander fixiert und man merkte, dass sie froh waren, sich wiederzuhaben. In der Kita war heute der Fotograf da und die beiden müssen wohl ein supersüßes Geschwisterpaar abgegeben haben. Am Nachmittag allerdings gab es wieder Krawall, es wurde um Schaukeln, Seifenblasenschwerter und alles mögliche gekämpft, was zusammen mit meiner derzeitigen Dünnhäutigkeit eine schwierige Mischung ergibt. Ich weiß manchmal nicht, wie ich diesen Stresspegel durchstehen soll. Und es ist ein ungeheurer Stress für mich, sehr anstrengend und kraftraubend, wenn man ein Mensch ist, der eigentlich am liebsten die Tür hinter sich zu macht und seine Ruhe haben will. Dass die Kinder sich streiten, wenn sie zusammen sind, ist unvermeidbar. Aber warum ist es zu viert so viel stressiger und nervenaufreibender? Warum ist der Große dann so unzufrieden? Weil er keine Exklusivbetreuung hat? Weil es keinen "Leithammel" gibt? Oder weil es ihm so wie mir geht, dass die komplette Familie zusammen zu laut, zu unruhig ist und wir dadurch schnell überreizt sind? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mich gerade Dinge kränken, über die ich sonst innerlich schmunzele. Und deswegen so genervt auf die vielen kleinen und größeren Scharmützel reagiere. Und mich irgendwie schon wieder auf nächste Woche freue, wenn der Große auf Kitafahrt ist, obwohl ich ja nicht den Großen weghaben will, sondern mir einfach eine insgesamt entspanntere Situation wünsche. Wenn man selber gerade dünnhäutig ist, fällt alles besonders schwer. Da hilft wohl nur: Augen zu und durch und auf schnelle Besserung hoffen.