Schottisch, makaber und spannend
Vom Lampenfieber vor der Hochzeit gepackt, will Catriona ein letztes Mal ihre Exfreunde treffen. Das Problem: Sie beschließt, mit jedem noch einmal zu vögeln. Und am Morgen darauf sind alle Männer tot.
»Sie müssen nur sagen, ob er es ist« – beim Anblick des Penis ihres Exfreundes Achmed auf dem Leichentisch muss sie tatsächlich auf lachen. Eindeutig kein guter Zeitpunkt. Catriona Marsden, erfolgreiche schottische Fernsehmoderatorin, landet im Gefängnis, angeklagt wegen Mordes an ihren drei Exfreunden.
Dabei wollte sie doch nur ein letztes Mal mit ihnen schlafen, in einem nicht sehr wohlüberlegten Plan, eine Woche vor ihrer Hochzeit mit den Geschichten von damals endlich abschließen. Dass ihre Liebhaber kurz darauf tot sind und man ihnen mit einer Gartenschere die Genitalien abgeschnitten hat, bringt sie in Erklärungsnot.
Mit Hilfe einer Journalistin versucht sie, ihr eigenes Vorleben noch einmal durchzugehen, um herauszufinden, wer der Mörder sein könnte. Doch der Versuch geht nach hinten los: Statt sich auf ihre Seite zu schlagen, macht ihre Biografin sie zur Psychopathin. Wer wird ihr jetzt noch glauben und was kann sie noch tun? (Quelle: Verlagsseite)
Ich mag Humor ganz besonders, wenn er so schwarz ist wie hier. Und ich bin seit meinem Schottlandurlaub auf der Suche nach schottischer Lektüre. Da kam dieses Buch wie gerufen.
Die Idee, auf diese spezielle Art Abschied von der Vergangenheit zu nehmen, ist für sich alleine schon ziemlich krass. Aber die Ex-Lover nach der Abschiedszeremonie auf diese makabere Art ins Jenseits zu befördern, ist schon sehr „schwarz“.
Und genau darum dreht sich diese Geschichte: Licht in das rabenschwarze Dunkle zu bringen. Helen FitzGerald überrascht mich dabei mit immer wieder neuen Wendungen und gibt mir tiefe Einblicke in Catrionas verkorkste Psyche. Dabei erzählt sie aus verschiedenen Perspektiven und lässt auch Catriona in der Ich-Form zu Wort kommen.
Einen großen Raum nimmt die „Biografie“ ein. Die Idee vom Buch im Buch ist nicht neu, aber hier empfinde ich es als besonders gelungen. Es stellt sehr gut dar, wie perfide Journalisten sein können und was sie aus ein paar harmlosen Details machen nur um die Verkaufszahlen zu steigern und erfolgreich zu sein. Gleichzeitig hat Catriona dadurch die Gelegenheit, ihre Version zu erzählen. Hatte ich mir anfangs sehr schnell ein Urteil über diese ungewöhnliche Frau gebildet, musste ich es nach einigen Kapiteln immer wieder revidieren. Auch was den Tathergang betrifft, hat Helen FitzGerald mich ein paar Mal ganz gehörig aufs Glatteis geführt.
Und dieser geniale Humor! Helen FitzGerald sorgt immer wieder für Momente, in denen mir das Grinsen im Hals stecken bleibt. Momente, in denen ich vor lauter Überraschung die Augen weit aufreiße, weil ich nicht glauben kann, was ich da gerade lese. Und so ist am Ende nichts, wie es am Anfang schien!!
Der Stil ist etwas ungewöhnlich, der Schreibstil sehr direkt. Das mag ich nicht immer, aber hier passt es sehr gut und deshalb stört mich die mitunter etwas gewöhnlich wirkende Sprache nicht. Sie macht das Buch rund und passt vor allem zu Catriona.
Fazit: Ein ungewöhnliches Buch mit viel schwarzem Humor und schottischem Flair!
Die Autorin
Helen FitzGerald, 1966 als zwölftes von dreizehn Kindern in Australien geboren, lebt seit 1991 in Schottland. Sie war mehr als zehn Jahre Sozialarbeiterin im Strafvollzug und schrieb Drehbücher fürs Kinderfernsehen der BBC. Von ihr sind bereits auf Deutsch erschienen: Furchtbar lieb (2010), Letzte Beichte (2011), Tod sei Dank (2012) sowie Die dunkle Treppe (2013).
„Ex“ ist im Galiani Verlag erschienen.
Blog von Helen FitzGerald
Leseprobe
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