Diese künstliche Intelligenz wird nicht müde in den Neuveröffentlichungen des Jahres aufzutauchen. In Ex-Machina ist sie dieses mal in einen Frauenkörper verpackt und ist wahrscheinlich nicht des Menschen Feind – es wird sich zeigen.
Caleb (Domhnall Gleeson), ein junger Programmierer gewinnt eine firmeninterne Lotterie und darf eine Woche mit dem CEO und Computer-Wunderkind Nathan (Oscar Isaac) verbringen. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es sich nicht gänzlich um ein spaßiges Wochenende zu zweit handelt, als Caleb von der neuesten Entwicklung seines Chefs erfährt: Hochentwickelte künstliche Intelligenz in einem synthetischen Körper – genannt Ava (Alicia Vikander). Caleb soll Ava einem Test unterziehen, um zu überprüfen ob ihr Geist mit dem eines Menschen zu verwechseln wäre.
Soweit die Handlung des Anfangs sehr ruhigen Sci-Fi Dramas, dass die Einsätze langsam aber stetig erhöht und mit den Beziehungen zwischen den Charakteren spielt, dabei die Erwartungen des Zuschauers benutzt. Wirkt Nathan zuerst durchwegs sympathisch, wenn auch etwas einschüchternd über seinen Status als Firmenleiter und meisterlicher Programmierer, verdunkeln sich die Wolken über seiner Beziehung zu Caleb. Je mehr dieser mit Ava spricht, desto mehr wirkt sie wie ein Vogel im goldenen Käfig, mit Nathan als ihrem Kerkermeister. Ist die künstliche Intelligenz jedoch wirklich nahe genug an einem Menschen, um ethische Überlegungen dieser Art zu rechtfertigen, oder ist sie doch nur eine sehr raffinierte Maschine?
Das Set von Ex-Machina unterstützt die Paranoia der Charaktere und die Ungewissheit der Zuschauer darüber, ob man eher Ava oder doch vielleicht Nathan vertrauen schenken soll. Der Komplex ist elektronisch gesichert und auf dem neuesten Stand der Technik, perfekt um eine klaustrophobische Atmosphäre zu erschaffen und die Angst vor konstanter Überwachung zu schüren. Glänzende weiße Flächen vermitteln Distanz und Sterilität, im starken Kontrast zu dem Rot-Ton der Notlampen, die sich bei gelegentlich auftretenden Stromausfällen einschalten.
Oscar Isaac spielt seine Rolle als Nathan perfekt ambivalent. Es erinnert ein wenig an seine Darbietung in Drive. Viele Zuschauer werden Nathan sofort in weiser Voraussicht als Bösewicht identifizieren, aber man kann ihn trotzdem schwerlich hassen. Er scheint nicht gänzlich im Gleichgewicht zu sein, oszillierend zwischen schwerem Trinken und extremen Workouts, kalter Berechnung und einer sympathischen aber cleveren Zugänglichkeit. Es macht ihn etwas greifbarer, auch wenn nicht jede Motivation beleuchtet wird, glaubt man ihn irgendwie verstehen zu können.
Domhnall Gleeson im Gegenzug ist zu Anfang des Films etwas weniger interessant, mausert sich aber. Er ist authentisch neugierig und wirkt immer unwohler dabei Ava hinter Glas zu sehen und entwickelt merklich aber nicht forciert Gefühle für sie. Gefühle, die seine ruhige und zu anfangs schüchterne Art ebenfalls explosiv macht – genau wie die von Nathan. Alicia Vikander bringt die künstliche Frau auf den Punkt – zuerst etwas hölzern, bis sie vertrauter mit Calebs Persönlichkeit wird und langsam beginnt so gut es geht einige menschliche Gefühle zu emulieren – oder vielleicht entwickelt sie diese auch wirklich.
Ob man nun Science Fiction oder Thriller allgemein interessant findet, mit der Kombination der schauspielerischen Leistungen, der konzentrierten Kadrierung und Schnittweise plus den realistischen Special Effects und Sets wird aus Ex-Machina ein Film bei dem man nicht für eine Sekunde wegsehen will. Und obwohl er es dramaturgisch wie gesagt zunächst ruhig angeht, ist die Eskalation zum Schluss vorprogrammiert. Ein spannendes Finale soll man natürlich nicht verraten, jedoch sei gesagt, auch hier spielt der Film mit den Konventionen um mit einem Knall zu enden.
Regie und Drehbuch: Alex Garland
Darsteller: Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Sonoya Mizuno, Claire Selby
Filmlänge: 108 Minuten, Kinostart: 23.04.2015