Everreach: Project Eden im Test – Der Schrecken des Weltalls

Manchmal fragt man sich, wie ein Spiel in der Alpha wohl spielbar ist. Und manchmal springen einen Spiele irgendwie an. Everreach von Elder Games war so ein Fall. Ein Third Person SciFi Shooter mit RPG Elementen von einem kleinen Entwicklerteam, der ein wenig an Mass Effect erinnert? Das könnte vielleicht was werden. Oder?

Wer ruckelt so spät durch Nacht und Wind?

Everreach: Project Eden im Test – Der Schrecken des WeltallsZugegeben, die Handlung reißt schon mal keine Bäume aus, sondern erinnert eher an die Neunziger. Wir übernehmen die Rolle von Nora Harwood, die von ihrem Arbeitgeber, Everreach, damit beauftragt wurde, Problemen mit der ersten Kolonie auf einem bewohnbaren Planeten, Eden, auf den Grund zu gehen. Besagte Kolonien werden nämlich sinnigerweise von Großkonzernen aus dem Boden gestampft. Und natürlich gibt es Alien Ruinen und Relikte. Ebenso natürlich, bereits der Beginn unserer Mission läuft nicht wie geplant, unsere Kollegen und wir werden abgeschossen und die gute Nora darf sich zu Fuß auf den Weg machen.

Gesagt, getan - wir übernehmen die Kontrolle und marschieren los. Dabei stellen wir nicht nur fest, dass die Konsolensteuerung einfach schwammig und mit dem Wort mies adäquat beschrieben ist, auch die Zielerfassung ist grauselig, Trefferfeedback nicht vorhanden und natürlich gibt es keine Deckungsmechanik. Dafür finden wir Textlogs und Vorratskisten in der Gegend verstreut, wovon wir manche sogar per Minispiel knacken dürfen. Nachdem wir uns durch den ersten Abschnitt geruckelt haben treffen wir endlich auf eine Basis, die Teil unserer Kolonie ist. Die ist nicht nur von Klonkriegern bewohnt, sondern auch einer, im hautengen Catsuit verpackten, Everreach Mitarbeiterin namens Abigail. Und einer KI-Kugel namens 73-Q. Hier clicken wir uns auch fröhlich durch Multiple Choice Dialoge, die genau zwei Antwortmöglichkeiten bieten und nehmen gegebenenfalls Nebenquests an. Ach ja, und unseren Skilltree lernen wir auch kennen.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?

Everreach: Project Eden im Test – Der Schrecken des WeltallsVielleicht liegt das am Hoverbike Abschnitt. Der ruckelt zwar nicht, steuert sich aber wie ein Stück Exkremente auf Glatteis bei 2,5 Promille. Hier müssen wir übrigens feindlichem Beschuss ausweichen. Das klappt dank ausreichend früh angezeigter und meist weit genug auseinander liegender Zielkreise trotzdem irgendwie. Und das, obwohl wir dank erstaunlich schwammiger Steuerung immer wieder mal an irgendwelchen Felsen hängen bleiben.

Ist der Abschnitt überstanden geht es mit einer weiteren Shooter Passage weiter, in der wir es allmählich mit mehr Drohnen und auch mehr menschlichen Gegnern zu tun bekommen. So einiges vom Design weckt dabei immer wieder Erinnerungen an Mass Effect, was nicht unbedingt hilfreich ist, weil man sich auch direkt daran erinnert, wie viel besser sich Mass Effect spielte. Dabei setzte Biowares Reihe aber nicht mal die Schwerpunkte auf die Ballereinlagen. In Everreach fällt es manchmal erstaunlich schwer zu erfassen, aus welcher Richtung man überhaupt beschossen wird. Will man das dann adäquat erwidern muss man sich erstmal mit dem divenhaften Fadenkreuz auseinander setzen. Immerhin verhalten die Gegner sich aber ziemlich blöd. Spaß macht das aber immer weniger. Was erstaunlich ist, weil es eigentlich schon zu Beginn keinen machte.

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Was Erlkönig mir leise verspricht?

Everreach: Project Eden im Test – Der Schrecken des WeltallsJa, was wird einem eigentlich versprochen. Ein interessantes bis gutes Spiel. Wobei, das verspricht die Werbung ja immer. Everreach: Project Eden ist davon, zumindest auf Konsolen, aber leider noch Lichtjahre entfernt. Tatsächlich kommt man sich ab und an vor, als ob man einen Alpha Build spielen würde. Es läuft halt nix wirklich rund und überall gibt es Macken ohne Ende, an allen möglichen Dingen wird erst noch gefeilt werden, aber der Alpha Build zeigt schon die grobe Richtung. Dummerweise ist das keine Alpha, auch keine Beta, sondern ein fertiges Spiel. Und leider, ich entschuldige mich mal für die Wortwahl, verkackt Everreach da komplett. KI, Steuerung, Technik, Gunplay, alles fühlt sich an, als ob es noch sechs bis zwölf Monate bis zur Fertigstellung brauchen würde. Dabei wäre das Potenzial für ein solides bis gutes Spiel sogar vorhanden. Aktuell ist es das aber in keiner Weise.

Den Vater, ihn grauset's, er reitet geschwind

Everreach: Project Eden im Test – Der Schrecken des WeltallsAkustisch hat Everreach leider nicht viel zu bieten. Der Soundtrack klingt wie die Retortenversion von Mass Effect, die Soundeffekte könnten aus irgendeiner Assetsammlung kommen und die Sprecher wirken ziemlich amateurhaft. Wie übrigens auch die Audio Aufnahmen. Das mag alles dem kleinen Budget geschuldet sein, so einige Indie Games machen das aber trotzdem sehr viel besser. Vergleichsweise hölzerne Animationen lassen sich ganz klar auch so erklären und darüber würde ich auch noch hinweg sehen. Leider gibt es da auch diverse andere Probleme. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass Everreach auf der Basis Xbox mit gefühlten 15fps vor sich hinruckelt, zumindest in den Shooter Abschnitten, und dabei auch noch Frametimes aufweist, die mir tatsächlich Kopfschmerzen bereiteten. Außerdem flimmert die Optik wirklich saumäßig. Auf den Konsolen kann man Everreach aktuell wohl als Totalausfall betrachten. Das Design ist dabei zwar an sich ok, wirkt aber gleichzeitig ziemlich zusammengeklaut und wenig eigenständig. Obendrein sind Umgebungen und NPC's extrem repetitiv. Und so ganz nebenbei stellt sich mir die Frage, wieso anscheinend alle weiblichen Figuren außer Nora hochhakiges Schuhwerk tragen. Auch feindliche Soldatinnen. Übrigens, bis zu vier Minuten lange Ladezeiten nach dem Bildschirmtod nerven. Ein klitzekleines Bisschen. Zumindest in galaktischen Maßstäben, denn gefühlt hatte meine Genervtheit die Masse des Jupiters...

Fazit

In seinen Armen das Kind war tot. So endet die Ballade vom Erlkönig und so fühlt man sich auch ziemlich schnell bei Everreach. Potenzial wäre dabei eigentlich vorhanden und blitzt in seltenen Momenten auch mal durch. Dummerweise hätte es für ein gutes Spiel noch ein halbes oder ein ganzes Jahr gebraucht. In seiner aktuellen Form ist Everreach: Project Eden damit, zumindest auf Konsolen, das genaue Gegenteil. Grottige Steuerung, miese Technik und andere Probleme sind bestenfalls für einen waschechten Trashabend gut.


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