Everdance: Späte Tanzfreuden

Everdance: Späte TanzfreudenEverdance tanzen

Das Tanzen mit meinem Vater hat eine besondere Bindung zwischen uns geschaffen.

Tanzen lernen als Kind

Die Freude am Tanzen wurde mir in die Wiege gelegt. Wie ich euch bereits einmal berichtet habe: Schon als kleines Mädchen lehrten mich meine Eltern verschiedene Paartänze in der kleinen Stube in unserem Haus im Glarnerland. Walzer, Tango, Polka und Mazurka – in Italien gehört das Tanzenlernen sozusagen zur Grundausbildung eines Kindes.

Tanzen als besondere Form der Nähe und des Vertrautseins

Das Tanzen mit meinen Eltern hat eine besondere Bindung zwischen uns geschaffen. Neben der Lust an der Bewegung und der Freude am Tanzen habe ich dabei auch gelernt, meine Gefühle auszudrücken und sie mit meinen Eltern zu teilen – eine ganz besondere Form der Nähe und des Vertrautseins, die man kaum auf einem anderen Weg so erreichen kann. Als ich in der zweiten Primarklasse war und Abba ihren grossen Hit «Dancing Queen» landeten, war es definitiv um mich geschehen. Mein grösster Wunsch war seither, irgendwann selber einmal eine grosse Tanzkönigin zu werden. Leider wurde daraus nichts. Einerseits gab es damals nicht dieselben Ausbildungsmöglichkeiten wie heute, und andererseits wäre ich wohl auch nicht talentiert genug gewesen. Das Tanzen blieb seither ein unerfüllter Traum, ein Bedürfnis, das mal stärker, mal weniger aufkam und das ich immer wieder unterdrückte.

Tanzen im Alter: Lebensfreude, Medizin und Trost

Doch wie sagt man so schön? Es ist nie zu spät! Denn tatsächlich habe ich jetzt eine Möglichkeit gefunden, dieser Leidenschaft zu frönen. Zusammen mit meiner Mutter besuche ich nämlich einen Everdance-Kurs. Das Beste daran: Man tanzt die mir aus der Kindheit bekannten Tanzschritte zu den mir genauso bekannten Evergreens einfach allein, ohne Partner. Das macht Spass, und dabei stelle ich immer wieder fest, wie viel Lebensfreude das Tanzen wecken kann. Und ganz so allein tanze ich letztendlich auch gar nicht. Denn mein imaginärer Tanzpartner, den ich in diesen Augenblicken mit meiner Mutter teile, ist nach wie vor mein Vater. Wie damals in unserer Stube. Ja, Tanzen weckt nicht nur Lebensfreude, sondern ist auch Medizin und Trost zugleich.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

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