EVE Online: Skeltem Story

Von Skeltem

Skeltem, in der EVE Version, fing als richtiges Arschloch an, entwickelte dann Führerqualitäten, dann ein Gewissen, Demut, Ambitionen. Er zerbrach fast, als seine Corp zerbrach, heilte sich im Raum seiner Feinde, entwickelte seinen Killer Instinkt und ist jetzt dabei, wieder ein Arschloch zu werden. Die Story seines Lebens.

Nachdem ich fast mit EVE aufgehört hatte, und mich meine Freunde vom Trident wieder hinein gezogen haben, verbrachte ich die meiste Zeit in EVE damit, Missionen für die NPC Fraktion der Amarr zu fliegen. Rollenspielerisch kann ich das leicht begründen. Skeltem war Soldat und nur weil er jetzt ein Capsuleer ist, heißt das nicht, dass er keine Pflichten mehr gegenüber Kaiser und Gott hat. Praktisch hatte ich eine Scheißangst gegen andere Spieler zu kämpfen. Wir waren im Low Sec und immer wieder kamen Piraten vorbei, um unsere Glücksbärchikreise zu stören. Wenn dann ein rot leuchtendes Quadrat in meinem Overview auftauchte, war es eigentlich schon vorbei. Tod durch Nerven.

Als Amarr-Loyalist hatte ich mich außerdem auf Amar-Schiffe zu beschränken, die ja die besten im Universum sind. Leider waren Amarr damals eben nicht die besten, sondern, Im Schnitt, die am schlechtesten unterstützten Schiffe. Außerdem faszinierten mich die organisch anmutenden Gallente Schiffe. Also lernte ich, Schiffe des Feindes zu fliegen und begründete das mit einer heimlichen Vorliebe für die hedonistische Lebensart der Gallente, die seiner harten und spartanischen Erziehung entsprang.

Zudem war unsere Corp bunt gemischt. Ich konnte mich nicht überwinden, Leute die ich mag, auch nur im Spiel, als „minderwertig“ anzuschnauzen. Also weichte Skeltem mehr und mehr auf. Das Gute war, dass das Stereotyp „Amarr-Nazi“ immer mehr in den Hintergrund trat, die Figur dadurch aber auch Facetten gewann.

Als TFT immer rastloser wurde – die PvPer hatten zu wenig PvP im Low Sec, die Mission Runner hätten mehr Profit im sicheren High Sec, die Industriellen hatten kaum Industrie – überredete ich meine Leute in die Nähe der Providence-Region zu ziehen. An den Rand des gesetzlosen Nullsec-Raumes.

Providence war damals das Mekka all jener, die einen ersten Zeh in das „Endspiel“ EVE Onlines stecken wollten. Die Curatores Veritatis Allianz beanspruchte die Region für sich. Amarr-Rollenspieler. TFT sollte dort alles finden: reichlich PvP (check!), Missionen im angrenzenden Low Sec, der auch von der CVA geschützt wurde (check!), bessere Möglichkeiten sich zu entfalten für die Industrials (ch … leider eher weniger). Das war das erste Mal, dass TFT Spieler verlor und das tat mir verdammt weh, betrachtete ich sie doch inzwischen als „meine“ Corp.

Skeltem war nun am Ziel seiner Wünsche, ich aber immer noch ein „Carebear“, der lieber Missionen machte, als im 0.0 zu kämpfen. Die Corp dümpelte etwas dahin, weil jeder machte, was er wollte (gut!), aber selten etwas als Corp (schlecht). Zur Abhilfe dachte ich mir die „Operation Winddancer“ aus, die TFT in die Tiefen des rechtslosen Raumes schleudern und uns ein gemeinsames Ziel geben sollte. Das mit dem Ziel klappte, trotzdem zerstörte „Winddancer“ TFT.

Ich wollte uns in die „Sylph“ Allianz bringen. In einer wunderbaren Aktion brachten wir zusammen das Geld dafür auf, das es brauchte, um unseren Zugang zu ermöglichen. Doch leider erwies sich „lolSylph“ als eine der größten Versagerallianzen des Clusters und wir nicht gut gewappnet für das Leben im 0.0.

Eigentlich wollte ich aufhören mit EVE. Aber ein Freund aus TFT tat etwas auf. Die Allianz Foundati0n [sic!] machte im Minmatar Raum etwas ähnliches wie die CVA. Skeltem zog also in den Raum des „Feindes“. Und blieb dort.

Skeltem „went native“. Die Minmatar Schiffe sehen zwar alle aus als seien sie hastig aus Schrott und industriellen Klebeband zusammengebaut worden, haben aber ihre eigenen Stärken. Mittlerweile fliege ich fast nur noch Minmatar. Jemand hat mal geschrieben, „Minmatar zu spielen sei, als wenn man schreiend mit einem Bürostuhl eine Treppe runterfahre und dabei eine Uzi abfeuert“. Kann ich bestätigen.

Der fantasierte Skeltem hat seine Sklaven schon lange freigelassen. In den Great Wildlands wäre er vermutlich auch sofort mehrmals erschossen worden, wenn er sich als Sklavenhalter geoutet hätte. Als Foundati0n aufgelöst wurde und ich die Wahl und auch schon Angebote von anderen Corps hatte, blieb ich trotzdem in den GW. Die Entscheidung trafen Skeltem und ich gemeinsam.

Jetzt ist es allerdings gut. Nach fast drei Jahren will ich mal wieder etwas anderes sehen, als immer die gleichen verrosteten Raumstationen. Vielleicht ist es Zeit, nach Hause zu gehen.

Die Möglichkeit, die neuen, verbesserten Avatare zu erstellen habe ich benutzt, um ein Statement in der Richtung abzugeben. An der Wand rechts über Skeltem ist das Symbol der Minmatar-Fraktion. Darunter ein grübelnder Skeltem.

Aktuell ist Skeltem wieder im Low Sec gelandet zusammen mit Mitgliedern seiner ehemaligen Corp. Diese schießen jetzt auf ihre früheren Freunde. Ich will das nicht. Skeltem ist kein Arschloch mehr.

Vielleicht ist das kein richtiges „Rollenspiel“. Aber es fällt mir leichter eine „Geschichte“ zu spielen als, zum Beispiel, Killboard-Statistiken. Das Leben unter den Matari hat übrigens meinem Killerinstinkt richtig gut getan, Wenn jetzt ein nicht blau gekennzeichnetes Schiff auftaucht, schieße ich erst und frage dann. Oder auch nicht.