Protestant distanziert sich von Fischers Aussagen
Kritik am 98. Katholikentag in Mannheim gab es von vielerlei Seiten: Wie zahlreiche Medien berichteten, hätten mehrere „prominente“ katholische Christen scharfe Kritik an der Leitungsebene ihrer Kirche geäußert. Unter anderem attestierte der „grüne“ Ministerpräsident Baden-Württembergs eine fehlende Dialogbereitschaft der Bischöfe, der österreichische Priester Helmut Schüller predigt gar Ungehorsam gegen Rom.
Bezeichnend, wer als Beispiele gerade zwei Katholiken aufgreift, von denen man wohl nichts Anderes als ein Einstimmen in das vernichtende Zurechtbügeln, das die „Reformbewegungen“ mit der katholischen Amtskirche betreiben, erwarten konnte: Der eine steht schon ohnehin in einem Spagat, wenn er sich als konservativer „Grüner“ in einer Partei aufhält, in der Teile den Staat wohl am liebsten von Kirchen befreit sähen, und gleichzeitig versucht, seine katholischen Wurzeln aus Oberschwaben noch ein Stück weit aufrecht zu erhalten. Und der andere ist bekannt als der, der ganz Österreich mit seiner „Pfarrer-Initiative“ aufmischt, seine Anhänger nun auch in Deutschland sucht und sich auch nicht vom eigenen Erzbischof zur Ordnung rufen lassen will.
„Einen neuen Aufbruch wagen“ – so war die mehrtägige Veranstaltung in Mannheim betitelt. Manch einer hatte wohl starrsinnig gehofft, nach dem Katholikentag wären katholische Pfarrerinnen normal, seien Wiederverheiratete reuelos Teil der Eucharistie und würden Lehren von hunderten von Jahren mit einem Mal als ungültig erklärt. Sicher, Wunderglaube ist auch im Christentum nicht verboten – doch wer nicht verstehen will, dass Aufbruch nur bedeuten kann, sich neu im Glauben an das zu stärken, was unverrückbar ist, der kam von Beginn an mit falschen Erwartungen.
Übertroffen wurde alle Kritik von der Aussage des evangelischen Landesbischofs aus Baden, Ulrich Fischer, der nach dem Katholikentag die katholische Kirche gar im Widerspruch zur Bibel sieht: „Eine Kirche, die für sich in Anspruch nimmt, sich in Lehre und Ordnung an den biblischen Texten zu orientieren, kann jedenfalls nicht auf Dauer Frauen von allen Ämtern der Kirche ausschließen“. Und Fischer merkte obendrein an, dass auch Jesus sich Männern und Frauen gleichermaßen zugewandt hat.
Man kann sich als Protestant nur schämen, wenn man von solchen Bischöfen vertreten wird und zusätzlich noch aus dieser Landeskirche kommt: Glücklicherweise bleibt aber die Freiheit, sich von solchen Sätzen wie denen von Ulrich Fischer zu distanzieren. Als evangelischer Christ ist für mich die Geradlinigkeit des katholischen Glaubens bemerkenswert. Unbeeindruckt vom Zeitgeschehen bleibt sie einem Weg treu, der ohne Anpassung und Anbiederung auskommt. Die katholische Lehre fußt nicht auf Beliebigkeit von Kirchenvätern und Päpsten, sondern auf der Überlieferung der Schrift und der Erfahrung im Bewährten. Wer Sünde nicht mehr als Sünde aussprechen will (weil er verkannt hat, dass jeder Christ ein Sünder ist, aber durch aufrichtige Bitte um Vergebung und in der Buße zu Jesus zurückkehren kann) und wer verkennt, dass Jesus nicht frauenfeindlich, aber im Sinne der Aufgabenteilung das Apostelamt seinen männlichen Nachfolgern ans Herz gelegt hat, der verschließt die Augen vor der Wahrheit. Eine Wahrheit, die „Mainstream“-Christen nicht passen mag – aber deshalb nicht weniger verbindlich ist.
Dennis Riehle