Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover: Ralf Meister ist neuer Landesbischof

Erstellt am 27. November 2010 von Stscherer

© Frank Radel / pixelio.de

Die Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover hat am Donnerstag, den 25.11.2010, den Berliner Generalsuperintendenten Ralf Meister zum 6. Landesbischof und damit zum Nachfolger der zurück getretenen Margot Käßmann gewählt. Am 06.03.2011 wird er in seinem neuen Amt das erste Mal in der Marktkirche Hannover predigen.

64 der 76 Synodalen, also den Mitgliedern des Kirchenparlaments, haben mit Ja für Meister gestimmt, nur zwölf haben sich enthalten. Das sind zwölf Stimmen mehr als Meister zur nötigen Zweidrittelmehrheit brauchte und damit ein deutliches Votum für ihn. Zu Beginn der Wahlen war dies nicht so klar, denn zunächst gab es 2 Kandidaten. Meisters Gegenkandidat, der Frankfurter Diakoniechef Wolfgang Gern, hatte im ersten Wahlgang, der keinem der beiden die erforderliche Zweidrittelmehrheit brachte, drei Stimmen weniger als Meister. Danach reiste er ab; so war der Weg im nächsten Wahlgang frei für Ralf Meister.

Er steht nunmehr der drei Millionen Mitglieder starken hannoverschen Landeskirche vor. Diese hatte bisher erst sechs Bischöfe. Bekannte Vorgänger waren August Marahrens, der 1925 der erste Landesbischof Hannovers war, nachdem nicht mehr die Landesherren als Herren der Kirche auftraten, Hanns Lilje, der als Präsident des Lutherischen Weltbundes über die Landeskirche hinaus grosse Anerkennung genoss, und natürlich Margot Käßmann, die erste weibliche Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD).

Der neue hannoversche Bischof Meister ist 48 Jahre alt und stammt aus Neugraben bei Hamburg. Er hatte die Kandidatur zunächst abgelehnt, als der Kirchensenat ihn fragte, denn zu diesem Zeitpunkt amtierte er erst seit zwei Jahren als Generalsuperintendent des Sprengels in Berlin mit etwa 800 000 Gemeindegliedern in 14 Kirchenkreisen. Acht Jahre zuvor war Meister Propst in Lübeck geworden. Durch Gespräche mit dem früheren hannoverschen Stadtsuperintenden Hans-Werner Dannowski soll er überzeugt worden sein, doch noch in Hannover anzutreten.

Von April an wird er ein „Bischof auf Achse“ sein, denn er hat sich ein durchaus ehrgeiziges Programm vorgenommen, bei dem er alle 57 Kirchenkreise in den ersten 18 Monaten besuchen möchte“.

Meister nimmt durchaus zu aktuellen Fragen der Politik und Gesellschaft Stellung:

  • Im Streit um Atomkraft, Castor-Transporte und Endlager in Niedersachsen glaubt er daran, dass die Kirche in der ganz konkreten Arbeit vor Ort eine Menge zur Befriedung beitragen kann und es etwa bei den Castor-Transporten bereits tut. Die 70 Seelsorger vor Ort, die vermitteln zwischen den Demonstranten und den eingesetzten Polizeibeamten. Eine einseitige politische Positionierung der Kirche lehnt er ab. Die Haltung einiger Kirchengemeinden, die gegen die geplante Erweiterung der Erkundung des Gorlebener Salzstocks klagen, betrachtet er differenziert betrachten, da er theologisch überhaupt keinen Zwang sieht, für oder gegen die Kernenergie zu sein. Sich dafür oder dagegen zu positionieren, liege in der wichtigen Freiheit eines Christenmenschen. Und selbst dann, wenn man sich politisch gegen die Kernkraft stelle, bedeute dies nicht, die anstehenden Entsorgungsfragen zu lösen, denn eine verantwortliche Lösung für den Atommüll, der bereits angefallen ist, werde in jedem Fall gebraucht; und da seien durchaus andere Optionen für ein atomares Endlager als Gorleben zu prüfen. Besonders bemerkenswert ist, dass er bei neuen Castor-Transporten im November 2011  als Bischof vor Ort im Wendland sein will.
  • Seine Vorgängerin Margot Käßmann schätzt Meister sehr, insbesondere ihre Art zu kommunizieren; sie werde auch zukünftig eine wichtige Rolle im Protestantismus spielen, da ihre Stärke, ihren eigenen Glauben mit persönlichen Erfahrungen zu kommunizieren, sei große Stärke, die dringend benötigt werde.
  • Bischof Hubers große Stärke sei es, über theologische Strukturen Inhalte zu kommunizieren. Er selbst suche noch seine Stärken, wie er sehr offen zugibt.
  • Meister ist ein Freund des Fussballs und Fan des kleinen HHSV, kann sich aber nach eigener Aussage auch über Erfolge von Hannover 96 freuen – wenn diese nicht gerade gegeneinander spielen (diese Spiele gewinnt Hannover 96 inzwischen ja traditionell…).

Ich wünsche „unserem“ neuen Bischof alles Gute und Gottes Segen für seine grosse Aufgabe und freue mich schon, mir selbst bei seiner grossen Reise durch die Landeskirche einen persönlichen Eindruck von ihm machen zu können.