Eva Rossmann: Russen kommen

Wolfgang Krisai: Windmühle in Retz. 2016. Tuschestift und Buntstift.

Das ist mein erster Mira-Valensky-Krimi, nicht aber der erste der Autorin. Es gibt schon zahlreiche Vorgänger. Mir ist der Roman eher zufällig in die Hände gefallen: weil ich neulich nicht widerstehen konnte, in das Mödlinger Offene Bücherregal zu schauen… Für Kenner der Journalistin-Detektivin hat Eva Rossmann übrigens immer wieder Erinnerungen an frühere Fälle eingestreut.

Offene Fragen um tote Oligarchen

In diesem Krimi geht es, der Titel kündigt es an, um Russen, genauer um den Oligarchen Boris Dolochow und dessen unerfreulichen Zwillingsbruder Wassilij, der in einer luxuriösen Dachwohnung in Wien ziemlich zu Anfang der Handlung tot aufgefunden wird: an einen Liegestuhl gefesselt, gefoltert, verdurstet. Wie es möglich ist, auf einer Wiener Dachterrasse so zu verenden, frage ich mich. Hat Wassilij nicht um Hilfe geschrieen? Nicht einmal auf Russisch? Im Roman fragt sich das niemand.

Dafür fragt sich Mira Valensky gleich am Anfang, weshalb einige Russen, die in einer noblen Schihütte am Arlberg mit Geld um sich werfen, bei der Ankunft des Helikopters eines Bauunternehmers durch die Hintertür die Flucht ergreifen.

Baumeister, mediengeil

Mira will nämlich für das „Magazin“ (vergleichbar mit dem „Spiegel“ oder dem österreichischen „Profil“) eine Reportage über russische Gäste in Österreich schreiben. Die ja legendär reich und spendabel sein sollen. Bei ihren Recherchen stößt sie auf Boris Dolochow, der im Weinviertel, dort, wo sein Vater im Zweiten Weltkrieg gestorben ist, eine Kapelle errichten lassen will (beauftragter Baumeister: Sorger, der mit dem Helikopter; ein mediengeiler Typ, wie man ihn in Österreich sogar als Präsidentschaftskandidaten kennt). Außerdem erfährt sie von einem mysteriösen Autounfall, bei dem zwei Russen ums Leben kamen, ebenfalls im Weinviertel.

Wirtschaftskriminalität

Allmählich entwickelt sich aus all dem eine Kriminalhandlung im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Der Kriminelle ist Wassilij, an dem sich aber natürlich nicht Russen, sondern ein Österreicher und ein Deutscher rächen und ihn auf die genannte Weise zu Tode bringen.

Diese Handlung wirkte auf mich mäßig spannend.

Lokalkolorit, originelle Nebenpersonen, Kochrezepte

Verbrämt ist das alles, wie es sich für einen modernen Krimi gehört, mit etwas Lokalkolorit (Wien, Weinviertel, Arlberg), originellen Nebenpersonen, kleineren Beziehungsproblemen der Hauptfigur und – Spezialität von Eva Rossmann – mit kulinarischen Exkursen und Kochrezepten. Eva Rossmann ist da tatsächlich Expertin, ergeht sich daher immer wieder in Haubenkoch-Gefilden, sei es bei der Beschreibung exklusiver Menüs oder von Miras eigenen Koch-Kreationen.

Die originellen Nebenpersonen sind:

die ehemalige Putzfrau von Mira, Vesna, die jetzt ein Reinigungs- und Detektivunternehmen betreibt und eng mit Mira zusammenarbeitet;

der neue Chefredakteur Klaus Felner vom „Magazin“, mit dem sich Mira schnell zusammenrauft, ja anfreundet, weil er sich entgegen allen Erwartungen als brauchbarer Chef erweist, der die Arbeit seiner Mitarbeiterin zu schätzen weiß;

der im Rollstuhl sitzende Kollege Droch, der gute Beziehungen hat und diese für die Handlung nutzbringend einsetzt;

Miras Katze Gismo, die behandelt wird wir ein Scheidungskind: keiner hat richtig Zeit für sie, Frauerl und Herrl sind ständig woanders…

Und die Beziehungsprobleme? Die entstehen daraus, dass Miras Ehemann Oskar, Jurist übrigens, die Russen-Recherchen für gefährlich hält und Mira am Weitermachen hindern will. Vergeblich, natürlich.

Eva Rossmann: Russen kommen. Ein Mira-Valensky-Krimi. Bastei-Lübbe-Taschenbuch, Bastei-Lübbe-Verlag, Köln, 2010. 318 Seiten.

Vor kurzem war ich im Weinviertel, wo dieser Krimi zum Teil spielt. Die Retzer Windmühle ist dort eine wichtige Sehenswürdigkeit. Wolfgang Krisai: Windmühle in Retz. 2016. Tuschestift und Buntstift.


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