Eurozonen-Bailoutismus: Alle in die Hängematte! Bis dass der deutsche Michel-Esel auch zusammenbricht?

Erstellt am 25. September 2011 von Cangrande

Während der Bundestag demnächst vermeintlich über einen 400-Mrd.-Euro-Rettungsschirm debattiert, ist dessen Aufstockung und Bereiche um die 2 Mrd. € oder mehr schon längst von den Euromanen beschlossene Sache.
Den nachfolgenden Text entnehme ich (mit leichten Änderungen) meinem vorangegangenen Blott "Widerstand gegen Ausplünderung Deutschlands durch Finanzinteressen und europäische 'Brudervölker' wächst: .....", um diesem Sachverhalt die gebührende Beachtung zu sichern und ihn nicht in dem umfangreichen alten Text untergehen zu lassen. Dem entsprechend erfolgt die Darstellung in der Reihenfolge, wie mir die einschlägigen Meldungen untergekommen sind.
Jedenfalls sieht man: Die treudoofen Deutschen werden von den Finanzmärkten und von unseren 'kapitalistischen Brudervölkern' abgekocht wie die Frösche, die es bei langsamer Temperaturerhöhung nicht merken, dass sie verbrühen, und folglich auch nicht aus dem heißen Topf rausspringen.
Ausgerechnet die Süddeutsche Zeitung, die man ebenfalls zu den "Rettungsfachblättern" zählen darf, informiert ihre Leser über Debatten zur Erschließung neuer Schleichwege der Schuldensünder an die Fleischtöpfe Europas: "Schuldenkrise in Europa. Schwindelgefahr im Geld-Karussell" (23.09.11, Autor Claus Hulverscheidt) (meine Hervorhebungen, Links im Original):
"Die Bundesregierung hat mehrfach klargestellt, dass sie keine Euro-Bonds will, wobei im Nebensatz oft ein kaum hörbares "derzeit" hinterhergeschoben wird. Dennoch kommt ihr die beinahe hysterische Debatte im Land gelegen, verschleiert sie doch den Blick darauf, dass bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank an diesem Wochenende in Washington hinter den Kulissen eine andere Neuerung diskutiert wird, deren Sprengkraft die einer europäischen Gemeinschaftsanleihe weit übersteigt: Um die Debatte darüber, ob der Euro-Rettungsschirm EFSF mit 440 Milliarden Euro ausreichend ausgestattet ist oder nicht, ein für allemal zu beenden, denken die Euro-Länder darüber nach, dem Fonds eine unlimitierte Kreditlinie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einzuräumen. Der EFSF könnte also künftig Anleihen kriselnder Euro-Staaten aufkaufen, sie bei der EZB hinterlegen und dafür weitere Darlehen der Notenbank erhalten. Dieses Geld stünde für neue Bond-Käufe zur Verfügung - ein gigantisches Karussell käme in Gang. Am Ende hätten die Euro-Länder faktisch unbegrenzt Zugriff auf Zentralbankgeld. Die EZB müsste immer dann die Notenpresse anwerfen, wenn eine Regierung mit dem Geld nicht auskäme - mit womöglich verheerenden Folgen für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Auch wären sämtliche Anreize für den Staat, sorgsam zu wirtschaften, perdu. ..... Vor allem US-Finanzminister Timothy Geithner verlangt deshalb von seinen EU-Kollegen, die Debatte über die Höhe der EFSF-Mittel zu beenden. Nur wenn klar sei, dass der Fonds unbegrenzt hafte, so sein Argument, werde sich die Furcht der Anleger legen."
Logo: Amerika hat jedes Interesse daran, den Euro zur Weichwährung zu machen. Denn schließlich droht sonst die Gefahr, dass er den längst maroden US-Dollar als Welt-Reservewährung ablösen könnte.
Dagegen ist, wie der STERN in seinem Bericht "Schäuble. Athen braucht zehn Jahre lang Hilfen" vom 24.09.11 meldet, selbst der IWF skeptisch gegenüber einer Ausweitung der Rettungsschirme:
"Der IWF betrachtet Überlegungen zu einer deutlichen Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF mit großer Skepsis. «Wer argumentiert, dass wir einen gigantischen EFSF brauchen, bewegt sich jenseits dessen, was vernünftig ist», sagte der Leiter der Europa-Abteilung des IWF, Antonio Borges, am Freitag in Washington. Der Rettungsfonds sei zwar ein zentrales Element der Krisenbekämpfung. «Er ist allerdings nicht die Lösung für jedes einzelne Problem», betonte der Experte. EU-Währungskommissar Olli Rehn hatte erklärt, es sei «sehr wichtig, dass wir die Ausweitung des EFSF mit Hilfe eines Hebels erörtern, um seine Wirkung zu verstärken und ihn effektiver zu machen». Auch US-Finanzminister Timothy Geithner soll den Europäern empfohlen haben, die Mittel für den Euro-Hilfsfonds auf eine Weise deutlich zu erweitern, ohne dass der EFSF selbst sein Kapital aufstocken muss."
Nachtrag:
Glaubt man freilich dem Bericht "Multi-trillion plan to save the eurozone being prepared" des Telegraph vom 24.09.11, wird der EFSF-Fonds doch mit frisch gedruckten Geldern der Europäischen Zentralbank sozusagen 'gehebelt' werden - damit auch Spanien und Italien unter die Rettungsfittiche schlüpfen können (meine Hervorhebung):
"German and French authorities have begun work on a three-pronged strategy behind the scenes amid escalating fears that the eurozone’s sovereign debt crisis is spiralling out of control. Their aim is to build a “firebreak” around Greece, Portugal and Ireland to prevent the crisis spreading to Italy and Spain, countries considered “too big to bail”. According to sources, progress has been made at the G20 meeting in Washington, where global leaders piled pressure on the eurozone to fix its problems before plunging the world back into recession. In a G20 communique issued on Friday, the world’s leading economies set themselves a six-week deadline to resolve the crisis – to unveil a solution by the G20 summit in Cannes on November 4. Sources said the plan would have to be released as a whole, as the elements would not work in isolation. ..... The second leg of the plan is to bolster the EFSF. Economists have estimated it would need about Eu2 trillion of firepower to meet Italy and Spain’s financing needs in the event that the two countries were shut out of the markets. Officials are working on a way to leverage the EFSF through the European Central Bank to reach the target. The complex deal would see the EFSF provide a loss-bearing “equity” tranche of any bail-out fund and the ECB the rest in protected “debt”. If the EFSF bore the first 20pc of any loss, the fund’s warchest would effectively be bolstered to Eu2 trillion. If the EFSF bore the first 40pc of any loss, the fund would be able to deploy Eu1 trillion. Using leverage in this way would allow governments substantially to increase the resources available to the EFSF without having to go back to national parliaments for approval, which in a number of eurozone countries would prove highly problematic."
Mehr zum amerikanischen  Druck auf die Europäer (lies: insbesondere auf Deutschland) in diesem Blogposting der Voice of America vom 24.09.11. Ich finde es ausgesprochen unverfroren, dass die USA ihre eigenen Bundesstaaten pleite gehen lassen, aber von uns Europäern verlangen, für die hiesigen Schuldensünder einzustehen!
Ergänzungen 25.09.11:
Sogar Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat in meinen Augen jetzt dem Grunde nach bestätigt, dass die EFSF-Rettungsfittiche mit Krediten aufgeplustert werden. Lt. WELT-Bericht "Schäuble schließt früheren Rettungsschirm-Start nicht aus" vom  hat er gesagt (meine Hervorhebung):
"Zu Forderungen, die Finanzkraft des EFSF weiter zu stärken mit einer Refinanzierung über die EZB, sagte Schäuble: Es gebe auch andere Formen, einen Kredithebel ("Leveraging") einzusetzen als den Rückgriff auf die EZB. Nähere Angaben machte Schäuble nicht. "
Während Deutschland noch im Tiefschlaf liegt, pfeifen es in den anglophonen Medien die Spatzen schon von den Dächern, dass man die Fondsmittel auf irgend eine Weise hebeln wird. Und das macht ja nur dann Sinn wenn man davon ausgeht, dass auch Italien und Spanien, wenn nicht gar am Ende noch Frankreich, unter den Schirm schlüpfen dürfen. Nix Reformen: alle ab in die Hängematte. Bis auch der Michel-Esel zu Boden fällt. Meldungen betr. Hebelung z. B.:
Agentur Reuters 24.09.11: "Euro zone considers leveraging EFSF: EU's Rehn" (meine Hervorhebungen):  
"In the meantime [d. h. bis zur Einführung von Euro-Bonds, die wir am Ende also wohl doch bekommen werden!] we need to build a bridge and I think this bridge will be developed on the basis of the current reform of the EFSF and as one part of that next stage we are contemplating the possibility of leveraging the EFSF resources to have more firepower and thus have a stronger financial firewall to support our member states that are doing the right thing,*" Rehn said. Billionaire investor George Soros, also present, said several ways of leveraging were being explored: "Turning the EFSF into a bank is one, making it function as an insurance company could be another one, and using it to provide the first tranche of a guarantee, thereby relieving pressure on the others, could be yet another," Soros said. "There are a number of options, and I am glad they are all being explored, because something needs to be done," he said."
* Wenn die Mitgliedsstaaten das Richtige tun, brauchen sie keine Rettungsschirme! Bzw. umgekehrt: Die Rettungsschirme sind für jene Mitgliedsstaaten, die NICHT die richtigen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung und zur Wiedergewinnung des Finanzmarktvertrauens ergreifen!
Reuters-Meldung "Europe aims to beef up crisis fund, world urges action", ebenfalls 24.09.11:
"The European Union's top economic official, Olli Rehn, said as soon as the region's governments confirm new powers for their 440-billion-euro fund, known as the EFSF, attention will turn to how to get more impact from the existing money. "We need to find a mechanism where we can turn one euro in the EFSF into five, but there is no decision on how we could do that yet," another senior European official said on condition of anonymity."
The Wallstreet Journal meldet gleichfalls am 24.09.11 unter "EU Rehn: Growing Political Will In Euro Zone To Maximize EFSF" (meine Hervorhebung):
"There is an increasing political will that we have to get more impact" from the European Financial Stability Facility, said European Commissioner for Economic and Monetary Affairs Olli Rehn during the annual meetings of the International Monetary Fund here. Until euro bonds, which require deep fiscal integration, can be put in place in the euro zone, the single currency bloc will need some kind of bridging mechanism to make sure it has adequate safety nets in place. Rehn said euro zone governments should look at ways to leverage the EFSF lending capacity once the fund's new powers have been enacted by all 17 parliaments of the euro area by the end of October".