Auf der Überfahrt in einem völlig überladenen Schlauchboot von Libyen nach Italien sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk der vereinten Nationen (UNHCR) 54 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Es gab nur einen einzigen Überlebenden, der berichten konnte, was sich zugetragen hat. In der Nacht von Montag auf Dienstag entdeckten Fischer den extrem dehydrierten Mann vor der tunesischen Küste, er trieb, geklammert an einen Kanister und an Bootsreste, im Meer. Die alarmierte tunesische Küstenwache barg daraufhin den aus Eritrea stammenden Flüchtling.
Ende Juni war er mit 54 weiteren Menschen von Tunis in Libyen aufgebrochen. Kurz vor der Küste Italiens wurde das Boot wegen starker Winde wieder aufs offene Meer hinausgetrieben. Nach einigen Tagen begann das Boot Luft zu verlieren und trieb manövrierunfähig im Meer. Da keine Wasservorräte an Bord waren verdurstete einer nach dem anderen. Viele hätten Meerwasser getrunken. Das hatte ihren Durst noch verschlimmert, berichtete der Mann den UNHCR-Mitarbeitern.
Tausende Migranten kamen in den vergangenen Jahren beim Versuch ums Leben, von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Nach Angaben des UNHCR starben in diesem Jahr bislang 170 Menschen, die sich von Libyen aus auf den Weg machten. Etwa 1300 haben Italien seit Anfang 2012 erreicht, 1000 schafften es bis nach Malta.
Oft ist der Vorwurf erhoben worden, dass Schiffe Flüchtlingsboote ignorierten und in Not geratenen Flüchtlingen nicht halfen. T. Alexander Aleinikoff, Vize-Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, sprach von einer „echten Tragödie“und appellierte an die Kapitäne der im Mittelmeer verkehrenden Schiffe, „möglichen Fällen von Migranten und Flüchtlingen in Not, die Hilfe brauchen, die höchste Aufmerksamkeit zu schenken“.
Nach UNHCR Angaben ist die Zahl der Füchtlingen in den letzten Monaten stark gesunken. Das liegt mitunter wohl daran, dass auch die neuen Regierungen in Tunesien und Libyen an den zuvor geschlossenen Abkommen ihrer Länder mit Italien zur Flüchtlingsabwehr festhalten. Im April des Jahres 2011 hatte nämlich der damalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit der tunesischen Regierung entsprechende Absprachen getroffen, wonach die für die bis zum 5. April 2011 in Italien eingereisten Tunesier ein humanitäres Bleiberecht gilt, alle später Angekommenen aber automatisch in Abschiebehaftanstalten genommen und nach Tunesien zurückgeschafft wurden. Seitdem ist der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika weitgehend versiegt.
Italien hat diese rigorose Antiflüchtlingspolitik auf Druck der europäischen Zentralstaaten durchgesetzt. Auch Deutschland hat wesentlich dazu beigetragen. Man fürchtet, dass Flüchtlinge die EU überfluten könnte, aber vor allem sollte verhindert werden, dass die angekomenden Flüchtlinge nach Zentraleuropa weiterreisten, um z.B. in Deutschland Asyl zu beantragen.
Was meint ihr, ist die EU Politik zu verantworten?
es grüsst euch René Brandstädter – humanicum