Irritiert und entsetzt haben deutsche Medien auf eine „heftige Kritik“ (Der Spiegel) des Schweizer Verteidigungsministers Ueli Maurer an der EU reagiert. Der Politiker stelle der Gemeinschaft ein „verheerendes Zeugnis“ aus, wundert sich das Hamburger Nachrichtenmagazin, denn er sehe „die Europäische Union in einem miserablem Zustand“, wie er der Schweizer Ausgabe des Wochenblattes „Die Zeit“ anvertraut habe. Nach seiner Ansicht habe die Gemeinschaft "ihren Höhepunkt überschritten" und "stark an Glaubwürdigkeit verloren", so Maurer, in der Schweiz wolle deshalb "niemand mehr, der noch alle Tassen im Schrank hat, in die EU".
Die "WAZ" sieht eine Verhöhung der Opfer, eine Verhöhnung Europas. Zwar sei Maurer, Bundesrat der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei, ist bislang ohnehin nie als Europa-Anhänger aufgefallen – „doch der scharfe Ton überrascht“, staunt der „Spiegel“. Immerhin könne ja jedermann sehen, das Europa in hervorragender Verfassung sei, vor Leben sprühend, dynamisch wachsend, mit einer Währung, um die Simbabwe, Somalia und Venezuela den Kontinent beneideten. Auch glaube jeder Mensch weltweit selbstverständlich jedes Wort, wenn Angela Merkel eine erneute dauerhafte Euro-Rettung verkünde, ein spitzenmäßiges Rettungspaket geschnürt werde oder Griechenland verspreche, alle Sparauflagen und noch viel mehr gleich morgen zu erfüllen.
Auf keinen Fall habe die EU ihren Höhepunkt überschritten, kritisieren deutschen Medienarbeiter die ungerechtfertigte und ohne jede Rechtsgrundlage veröffentlichte Kritik aus der vermeintlich neutralen Schweiz: Mit der weiteren verschärften Integration, der gemeinsamen Schuldenhaftung und dem Einstehen aller für alle in allen Fällen erreiche die EU bereits in Kürze einen Höhepunkt, der noch vor zehn Jahren unvorstellbar erschien.
Die Behauptung Ueli Maurers, die Schweiz sei das Zukunftsmodell für die Welt, weist der Spiegel pikiert zurück. "Wir sind die beste Volkswirtschaft der Welt, die Leute bewundern unsere Demokratie, wir sind ein Land mit vielen Tugenden", hatte der vom Magazin als „rechtskonservativ“ kurz vor dem Status des Rechtspopulisten angesiedelte Politiker seine alpenländische Heimat gelobt. Europa sei dafür aber größer, es habe mehr Einwohner, mehr Steuereinnahmen, mehr Windräder, mehr studierte Volkswirtschaftler, mehr Rettungsschirme, viel mehr Beamte an viel mehr Standorten, viel mehr Steuersünder, eine Glühbirnenverbotspflicht und nehme zudem erfolgreich an der Fußballeuropameisterschaft teil.