Europa in einer nachchristlichen Ära – raunzen oder hoffen?

Von Tag zu Tag schrumpft der Einfluss des Christentums! Zumindest in Europa ist nichts mehr so, wie es einmal war. Aus der einst überheblichen Vormachtstellung des Christentums ist unversehens eine Randerscheinung geworden, die von den Medien und der Gesellschaft belächelt wird. In den Entscheidungsprozessen unserer Generation spielen christliche Werte kaum noch eine Rolle.
Christen werden gegenwärtig in Europa

vom Zentrum zum Rande der Gesellschaft gedrängt
•  von einer Mehrheit, die alle Bereiche des Lebens prägte, zu einer bedeutungslosen Minderheit
•  von Privilegierten zu Anhängern einer der vielen Religionsgemeinschaften.

Heute müssen sich Christen daher in dieser ungewohnten, neuen Welt eines post-christlichen Zeitalters erst zurechtfinden!
Europa in einer nachchristlichen Ära –  raunzen oder hoffen?

Ihre Reaktionen könnten allerdings nicht unterschiedlicher ausfallen:
Einigen fällt nicht mehr dazu ein, als endlos zu jammern. Andere blicken nur wehmütig zurück und beginnen äußere christliche Statussymbole heroisch zu verteidigen. Viele sehen in den Medien oder im Islam jenen billigen Sündenbock, der nun für die selbstverschuldeten Versäumnisse herhalten muss. Ist da aber auch noch jemand, der voll christlicher Hoffnung an einer Trendwende arbeitet?

Schon die frühe Kirche lebte als Minderheit inmitten einer multireligiösen, heidnischen Gesellschaft. Unsere Epoche ist dennoch nicht einfach mit jener vor der Konstantinischen Wende vergleichbar. (Jene frühen Christen hatten z.B. noch nicht den schmutzigen Rucksack der oft „unchristlichen“ Kirchengeschichte zu tragen.) Trotz allem Versagen quer durch die Kirchengeschichte waren es dennoch erst die christlichen Grundwerte, welche unsere hohe Zivilisation und Kultur hervorgebracht haben!

Solange es aber kaum mehr Zeitgenossen gibt, die mit Begeisterung erläutern können, was den eigentlich den Kern der christlichen Frohbotschaft ausmacht, bleibt das Christentum ein verstaubtes Museumsstück!

Ich schätze christliche Symbole wie beispielsweise das Kreuz! Aber wenn niemand mehr interpretieren kann, worauf diese Zeichen eigentlich hinweisen, wird das bloße Ringen um den Verbleib derartiger Symbole bald ein völlig nutzloses Unterfangen sein! Wie ein Kreuz am Halse einer Prostituierten verliert solch ein Symbol letztlich seine eigentliche Aussage, oder es wird gar konterkariert!

Europas Christen wären daher besser beraten, wenn sie den Verlust ihrer gesellschaftlichen Relevanz an der eigentlichen Wurzel bekämpfen würden!

Nur dort – und nicht im Kampf um bloße äußere Symbole – kann der Kampf um ein christliches Europa gewonnen werden! Nicht dort, wo man der Vergangenheit nachtrauert, nicht dort, wo man sich einbunkert und auch nicht dort, wo man krampfhaft an alten Privilegien festhält, wird die christliche Zukunft liegen.
Gemeinschaften, die nicht einmal ihren eigenen Kindern ihre Überzeugungen glaubwürdig vermitteln können, sind ohnehin daran, ihre Zukunft abzugraben. Da nützt es dann auch wenig, einige Relikte oder Gebäude aus der Vergangenheit zu retten.
Dieses „Pseudo-Christentum“, war wohl die längste Zeit nur ein Zivilisations- und Kulturphänomen welches nun auf der Müllhalde der Geschichte landet. Dieses ausgehöhlte „Christentum“ hat seinen Heimvorteil verspielt. Keinesfalls wird  auch ein rückwärtsgewandtes, institutionsorientiertes Christentum alten Zuschnitts die kommende Gesellschaft überzeugen.
Wenn es nicht gelingt durch Mission und Evangelisation neue Gläubige zu gewinnen, würde ohnehin bald niemand derartige Einrichtungen benötigen!

Der gegenwärtige Umbruch bietet somit auch die wunderbare Gelegenheit, ganz neu darüber nachzudenken, was Kirche Jesu Christi letztlich ausmacht!

Viele der heutigen Europäer haben in ihrem Leben noch nie eine Erfahrung mit Jesus Christus gemacht. Dies gilt mittlerweile nicht nur für jene, die aus einem anderen Kulturkreis kommen! Tatsächlich haben mitten in Europa heutzutage viele noch nie etwas von der Liebe Christi oder seinem Opfertod zur Vergebung der Sünden gehört. Sie stehen jener Frohbotschaft und jener lebensverändernden Kraft, von der die Evangelien zu berichten wissen, völlig ahnungslos gegenüber.
Das Christentum kann somit nur dann wieder an Bedeutung gewinnen, wenn es – wie einst sein Meister – alle Symbole der Macht und Hegemonie aufgibt und sich wieder seiner Ursprünge besinnt. Wahre Kirche Jesu hat wohl kaum mit der Rettung von Gebäuden und Symbolen zu tun! Will die Kirche überleben, muss sie sich vielmehr selbst gemäß der Heiligen Schrift als ein „lebendiger Brief Jesu Christi“ (2. Kor 3,3) verstehen, der mit Begeisterung neue Zeitgenossen zu gewinnen vermag! (Mt. 28, 19)
Aber warum sollte nicht aus der Asche unseres alten, christlich geprägten Kontinentes wieder eine neue, dynamische Christenheit erstehen? Warum sollte es nicht zu einer Wiederentdeckung der Bibel und jener Werte kommen, durch die unser Kontinent schon mehrmals profitiert hat?

Dazu wäre allerdings wieder jener Glaube nötig, der auch die ersten Christen befähigte, Europa zu verändern!


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