Eurokrise in Spanien: von Müllfressern, Robin Hood Aktionen und selektiver Wahrnehmung

Von Humanicum

Die Griechen und die Spanier sitzen in der Misere, die sie selbst verschuldet haben, weil sie faul waren und über ihre Verhältnisse lebten. Außerdem ist der rechtschaffene deutsche Steuerzahler nicht mehr bereit die Zeche dieser Schmarotzer zu bezahlen. Genau genommen, fürchtet sich der deutsche Mittelklasse Spiesbürger davor, etwas von seinem bislang auf Kosten einer großen Minderheit begründeten Wohlstandes abzugeben; egal, ob die Ursache nun innerstaatlicher oder ausländischer Natur ist. Die sozio-ökonomische Lage hat sich in Spanien extrem verschärft. Arbeitslosigkeit von weit über 20% – bei den Jugendlichen um die 50% – stark gekürzte Löhne, Renten und Sozialleistungen führten zu einer Massenverarmung. Und die Perspektive – gerade für die Jugend – ist so schlecht wie noch nie in der spanischen Nachkriegsgeschichte.

Sozialproteste werden in den europäischen Medien kaum thematisiert. Kaum verwunderlich, denn die Sprachrohre der Neo-Konservativen  und Wirtschaftsliberalen spielen nach den Regeln der herrschenden Machtelite; dies sind die Global Player in der radikalen und entsozialisierten Marktwirtschaft und die Finanzhaie in der leistungslosen Finanzwirtschaft. Das System von Ausbeutung, Täuschung und Propaganda muss bestehen bleiben, damit sich eine kleine Gruppe skrupelloser Egomanen und Sozialschmarotzer weiterhin auf Kosten der Bevölkerung bereichern können. Kritik an den unsozialen und ungerechten Verhältnissen kommt da nicht gut. Zu zeigen, dass sich die Massen empören und beginnen zu rebellieren – nein, das ist nicht gut. Es könnten ja die Menschen beginnen nachzudenken und anfangen mit zu rebellieren. Die Situation könnte außer Kontrolle geraten.

Selektive Wahrnehmung, Realität und Propaganda

Viele Menschen sind bereits verzweifelt, und wissen nicht mehr wie sie sich und ihre Familien ernähren können. Man findet immer mehr Menschen bei Müllcontainern. Sie ernähren sich vom Müll, das heisst der Nahrung, die von anderen wohlhabenderen Menschen weggeworfen wurde. Dieses Phänomen wird innerhalb unserer Medien unter ferner liefen eingeordnet und unter einer Überschrift, die Bände spricht: Spanische Gewerkschafter plündern Supermärkte.

Man berichtete zunächst von einer politischen Robin Hood Aktion. Tatsächlich haben einige Gewerkschaftsfunktionäre zu einem krassen Mittel gegriffen, um endlich mal in der ignoranten und einseitig berichtenden Mainstream Medien – Landschaft Gehör zu finden. Sie fanden Gehör und wurden als Diebe, Plünderer und Schmarotzer verteufelt.

SPON berichtet:

In Andalusien haben Gewerkschafter zwei Supermärkte geplündert. Hinter der Aktion steckt die Arbeitnehmervertretung der andalusischen Arbeiter (SAT). Nach eigenen Angaben wollen die Aktivisten auf die Notlage der Bevölkerung in der Wirtschaftskrise aufmerksam machen. Bei einem Supermarkt beteiligte sich auch der Dorfbürgermeister von Marinaleda, ein Politiker der Vereinigten Linken (IU).

Laut einem Online-Bericht der Zeitung “Diario de Sevilla” plünderten die Demonstranten zwei Supermärkte der Ketten Mercadona und Carrefour in den Städten Ecija und Arcos de la Frontera. Die entwendeten Waren seien dann in Gegenden mit besonders hoher Arbeitslosigkeit verteilt worden. Der SAT-Chef Juan Manuel Sánchez Gordillo sagte, die Supermärkte seien mitverantwortlich für die Krise.

Nach diesem Aufmacher berichtet man schliesslich von den Sozial Rebellen

Angesichts der Wirtschaftskrise greifen auch die Verantwortlichen in Girona im Nordosten Spaniens zu drastischen Mitteln. Weil immer mehr Menschen in Müllcontainern von Supermärkten nach Lebensmitteln suchten, sollten diese nun verschlossen werden, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Maßnahme werde “wegen des Gesundheitsrisikos, das durch das Essen der entsorgten Lebensmittel entsteht, und wegen der sozialen Beunruhigung, die davon ausgeht”, ergriffen. Bedürftige sollten sich künftig bei sozialen Einrichtungen melden, in der sie mit dem Nötigsten versorgt würden.

“Derzeit gibt es nur vor einem Supermarkt einen verschließbaren Container für Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist”, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Mit drei großen Supermarktketten sei nun vereinbart worden, alle Müllbehälter zu verschließen. Ziel sei, dass sich alle Märkte dem Vorhaben anschließen.

Die Scheinheiligkeit der Herrschenden grenzt stark an Zynismus

Schön. Die Bürokraten und die konservative Regierung erkennen Gesundheitsrisiken bei der Bevölkerung. Nicht etwa dadurch, dass sie wegen eines völlig überzogenen und unmenschlichen Sparprogramms und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Nöten nichts mehr zu beissen haben, sondern, weil die Menschen Opfer von Hygiene Mängel werden könnten.

Für den deutschen Michel ist alles klar: die anderen sind schuld

In Deutschland indes ist klar: selbst schuld. Ja, wir sollten nichts mehr zahlen; aber nicht, um es den Spaniern zu zeigen, wo der Hammer hängt, sondern, um zu verhindern, dass sich die Banken und Finanzmaffia auf Kosten von uns allen weiterhin bereichert. Ich schlage einen wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas vor, nachdem wir die widerliche europa weit agierende Banken- und Wirtschaftsmaffia entmachtet haben und die Verantwortlichen vor ein Tribunal stellen (wegen Volksverrates). Und wir sollten den Opfern dieser kriminellen Clique im Inn- und Ausland Carepakete schicken.

Das Entsetzen und die Scham vor der Ignoranz schmerzt

Ich schäme mich für unsere Regierung, die als Handlanger einer maffiösen Wirtschafts und Finanz Clique unser Volk verrät, es auspresst und täuscht. Aber ich fürchte und schäme mich auch vor der offensichtlich gehirngewaschenen apathischen Spiesbürger Bevölkerung, die still die Ungerechtigkeiten übersieht oder gar rechtfertigt, die die Opfer und Minderheiten diffamiert und beschuldigt und die Täter stützt, wieder wählt und rechtfertigt.

Das ist mein grösster Ekel. Bitte wacht auf und sieht der Realität ins Auge. Auch ihr werdet früher oder später dran kommen und aus eurem sicher geglaubten Wohlstand herausgerissen  – spätestens dann, wenn der Schmerz bei Vielen unerträglich geworden ist und sie beginnen gewaltsam zu rebellieren. Weil sie überleben wollen. Weil sie in Würde leben wollen.

es schüttete sein Herz aus: René Brandstädter – humanicum