EU-Studie: Jeder fünfte Bundesbürger ist ein Analphabet

Laut einer EU-Studie kann in der Bundesrepublik jeder Fünfte nicht oder nicht richtig lesen und schreiben. Das ist eine alarmierende Zahl, die die allgemeine Verblödung der Gesellschaft verdeutlicht. Der Analphabetismus betrifft also ca. 15 Millionen der in Deutschland lebenden Menschen.
Aus diesem Grund führte die jW ein Gespräch mit Andreas Brinkmann, seines Zeichens Projektleiter beim Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Dieses Gespräch soll an dieser Stelle kurz kommentiert werden und wird am Ende des Artikels wiedergegeben.
Brinkmann verweist zunächst wegen der EU-Studie auf eine Studie der Universität Hamburg, laut der etwa 7,5 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben können. Diese Zahl widerspricht nicht oder nur geringfügig der EU-Studie, da es sich bei der Hamburger Studie um „Erwachsene“ handelt.
Brinkmann macht für die Leseschwäche „grundlegend“ das familiäre Umfeld verantwortlich. Seiner Meinung nach ist es „entscheidend, ob zu Hause viel gelesen und geschrieben wird“. Das ist soweit richtig, da dies ein wichtiger Punkt ist. Allerdings kann ich für meine Person sagen, dass meine Eltern auch nicht viel gelesen und geschrieben haben und ich mich dennoch zur „Leseratte“ und zum „Schreiberling“ entwickelte. Entscheidend ist – und das deutet Brinkmann auch an – wie sich das familiäre Umfeld, insbesondere die Eltern, zum geschriebenen Wort verhalten. Werden Bücher als etwas Wertvolles betrachtet oder werden sie als überflüssig angesehen. Gerade in religiös geprägten Familien mit niedrigem Bildungsniveau ist letzteres die Regel. In diesen Familien existieren förmlich nur der Koran oder die Bibel. Bücher, die man nicht selbst liest, sondern sich vom Imam oder Pfaffen interpretieren lässt. Alle anderen Bücher gelten oftmals als „unsittlich“ oder „teuflisch“, weil sie dem eigenen Weltbild zu oft widersprechen. Fanatisierte (und ängstliche) Menschen suchen nicht nach Wissen oder „Wahrheit“, sondern nach Bestätigung ihrer Ansichten.
Es ist förderlich für die Entwicklung der Kinder, wenn schon in der frühen Kindheit den Kindern vorgelesen wird. Die „Gute Nacht Geschichte“ dient nicht nur zum Zwecke der Geborgenheit, sondern lehrt den Kindern auch die Lust auf Bücher. Dort, wo der Fernseher die Erziehung übernimmt, ist eine Fehlentwicklung absehbar. Solche Fehlentwicklungen nehmen in dem Masse zu, je nachdem wieviel Einfluß der Fernsehkonsum oder das stupide Herumgeballere auf der Spielkonsole den Alltag der jungen Menschen bestimmen.
Beim übergroßen Teil der Menschen ist allein der geistige „Input“ entscheidend für den jeweiligen „Output“, da sie nicht dazu in der Lage sind, eigenständig über den "Input" hinaus zu denken. Dies betrifft alle Gesellschaftsschichten. Gewiss verfügt jeder Mensch über seine Qualitäten, doch basiert die Annahme, alle Menschen wären (intellektuell) gleich veranlagt, auf ideologische Irrtümer, die zwar zeitgemäß sein mögen, aber im unüberbrückbaren Widerspruch zur Realität stehen.
An dieser Stelle tritt das Schulwesen in Erscheinung. Eine gute Schulausbildung kann ein bildungsschwaches und -fernes Elternhaus wettmachen.
Wenn in der ersten Klasse die langsameren Lerner nicht ausreichend gefördert werden und das Tempo an den Schnellsten orientiert ist, die möglicherweise im Vorschulalter schon Lesen und Schreiben können, dann werden die Langsameren abgehängt.
Brinkmann
Alles schön und gut. Doch hat nicht jeder das Zeug, ein guter Philosoph zu werden, so wie manch ein guter Philosoph nicht das Zeug dazu hat, ein guter Ingenieur oder ein guter Handwerker zu werden. Die Begabung macht den Unterschied und ist auch nicht immer mit viel Fleiß auszugleichen. Eine Gesellschaft benötigt alle Elemente der Begabung. Wozu benötigen wir dann einen erzwungenen Einheitsbrei?
Lassen wir einmal die notwendige Förderung der „Langsameren“ außen vor, dann will uns Brinkmann was sagen? Das sich der Schulunterricht an die „Langsameren“ ausrichten soll?Einmal davon abgesehen, dass dann alle „Schnelleren“ unterfordert werden und somit geistig kastriert, sie verlieren dann die Lust am Lernen, wie das in der Praxis immer wieder feststellbar ist und nicht selten stürzen dann ihre Schulleistungen ins Bodenlose ab. Auf das Niveau der „Langsameren“ und noch darunter.
Das beständig abnehmende Niveau des Schulwesens basiert doch nicht darauf, weil die „Schnelleren“ maßgebend sind, sondern umgekehrt wird ein Schuh daraus. In den Schulen regiert die Quote und nicht die Leistungsfähigkeit bzw. -bereitschaft. Das ist der Hauptgrund, weshalb das Schulwesen krankt, neben der oftmals schlecht ausgebildeten, schlecht motivierten und unzureichend befähigten Lehrerschaft.
Ich „durfte“ neulich einen „Drittklässler“ kennenlernen, der wahrlich noch nicht einmal seinen Namen schreiben konnte. Wie kommt so einer in die dritte Klasse? Die Quote, das Desinteresse der Lehrer und deren seuchenhafte Neigung, Konflikte aus den Weg zu gehen, macht das aus! Ja, Konfliktfähigkeit! Eine Grundvoraussetzung für Pädagogen, die nur wenige von ihnen haben und in deren Ausbildung unberücksichtigt blieb.
Herr Brinkmann, folgt man ihrer Argumentation, dann müsste die gesamte Klasse dieses Drittklässlers seit mindestens zwei Schuljahren üben, wie man seinen Namen richtig schreibt. Nur, was macht man mit denen, die das längst können? Weiterhin langweilen, unterfordern und geistig foltern? Oder wäre für den Drittklässler nicht der Besuch einer Sonderschule angebracht? Wäre das etwa diskriminierend für diesen Drittklässler? Stattdessen diskriminiert man die anderen?
Herr Brinkmann, es gilt die Schwachen zu beschützen. Doch das Schwache zu fördern, ist idiotisch und hilft niemanden wirklich weiter. Wir haben bereits genügend Gymnasiasten mit einstigem Hauptschulniveau. Und überhaupt, was bedeutet heute ein Hauptschulabschluss? Dass der Absolvent seinen Namen schreiben und schon freihändig bis 100 zählen kann? Das ist in Hamburg und andernorts leider keine Seltenheit.
Bildungsferne verbunden mit Armut fällt der Masse eher auf, als Bildungsferne im Verbund mit Reichtum.Schließlich will man in einer "Leistungsgesellschaft" leben und wer reich ist, muss demnach auch schlau sein.Dieser Irrtum hält sich hartnäckig. Dumme Figuren wie die des letzten deutschen Kaisers oder die des jetzigen deutschen Wirtschaftsministers werden ignoriert, sind aber keine Seltenheit in der sog. "Elite". Kein Wunder, immerhin leben wir in Zeiten, in denen Luftblasen- Rhetoriker wie der "Ozean der Weisheit" (Dalai Lhama) als Nonplusultra menschlicher Erkenntnis verkauft werden (können). Nur wenige scheinen wirklich zuzuhören und darüber nachzudenken, sonst wäre so etwas nicht möglich. Die meisten plappern nur nach, was die Medien ihnen als "fast food" servieren. Denken ist Luxus.
Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie.
Aldous Huxley (1894-1963)

Armut lässt Bildungsschwäche schlechter kaschieren. Doch ist die Dummheit, um Bildungsschwäche als solche zu bezeichnen, ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ein früher vorhandenes Mittelmaß zu erreichen, bedeutet schon eine immense Steigerung. Günter Jauch stellt zwar Fragen, kann aber ohne abzulesen kaum eine beantworten. Verona "Blub" Feldbusch gilt als intelligent, weil sie zwar nichts Intelligentes hervorbringt, aber ihre Beine breit machte und mit dem dadurch gewonnenen "Vitamin B(eziehung)" ein kleines Vermögen anhäufen konnte. Dem Popteufel Dieter B. sei dank. Noch so einer, der gewiss nicht wegen seiner hohen Bildung zu Ruhm gelangte.
Auswendig lernen müssen, ohne wirklich zu begreifen und die Ausbildung zum Fachidiotentum helfen dabei nicht, die bereits unterschrittene geistige Mittelmäßigkeit dieser Gesellschaft zu überwinden. Mein Vater pflegt zu sagen: „Nimmt man dem W. seine Krawatte ab und seinen Taschenrechner aus der Hand, dann steht er im Dunkeln.“ Volltreffer, meine ich, denn es drückt das Bildungsniveau der sich gebildet wähnenden bestens aus. "Ich weiß, daß ich nichts weiß" ist noch immer der Grundstein jeder hohen Erkenntnis.
Den Wissenden hört man noch immer ungern an. Es ist die Angst vor der eigenen Blamage, die Angst vor den Augenöffner, die Angst zu scheitern bzw. sich hinten anstellen zu müssen. So tummelt sich die oberflächliche Masse lieber unter ihresgleichen. Man fällt weniger auf und die eigenen Karrierechancen sind ungleich höher, bei daraus bedingter (geistiger) Bequemlichkeit versteht sich.
Doch gab es immer wieder Menschen, die in Armut aufgewachsen sind, aber zu den "Geistesleuchten" zählen. Das lässt sich nicht bestreiten.Herr Brinkmann bestreitet solches auch nicht, sagt er doch selbst, dass es ihm "nicht bekannt" sei, "daß man diese Korrelation [Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsschwäche] wissenschaftlich belegt hätte". "Aber man kann dennoch sagen, daß Armut und Bildungsferne in enger Verbindung zueinander stehen", sagt Brinkmann weiter. Klar kann man das. Doch:
In den Familien, die wenig Geld haben, ist es naheliegend anzunehmen, daß wenige Bücher gekauft und gelesen werden und daß auch wenige Mittel zur Verfügung stehen, um eine gezielte Lese- und Schreibförderung zu finanzieren. Für eine Mittel- oder Oberschichtsfamilie ist das deutlich einfacher.
Brinkmann

Herr Brinkmann, man kann auch Bücher leihen. Es gibt so etwas, was man gemeinhin als Bibliotheken bezeichnet. Auch lassen sich käuflich erworbene Bücher wieder verkaufen. Geldmangel allein kann nicht für die Unlust auf Bildung herhalten. Das neueste "Handy" und die neuste Markenmode will schließlich auch finanziert werden. Denn Bildung ist nicht schick, ist unmodern (siehe u.a. die vielen Medien Stars und Sternchen, die aus der Politik usw.)."Gezielte Lese- und Schreibförderung" wurde zudem in diesem Land niemals zuvor so flächendeckend und vielfältig angeboten. Nur nützen all die Angebote nichts, wenn sie nicht beansprucht werden. Eine mir bekannte Einrichtung bietet Hausaufgabenhilfe an, genutzt wird diese allerdings nur selten. Das nicht, weil es etwa an Kundschaft mangeln würde. An Kundschaft mangelt es ebenso wenig wie am Desinteresse der Probanden.
Es gibt eine Bedürfnispyramide: Dabei stellen Essen und ein Dach über dem Kopf die ganz fundamentalen und prioritären Bedürfnisse dar. Lesen und Schreiben sind zwar wichtig, aber innerhalb dieser Pyramide nachrangig. Wenn man Rahmenbedingungen vorfindet, bei denen nackte, existentielle Sorgen keine Rolle mehr spielen, dann hat man auch den Kopf frei, um sagen zu können: Ich nehme jetzt auch das Thema Lesen und Schreiben in Angriff.
Brinkmann

Das ist richtig, es existiert eine Bedürfnis-Pyramide. Nur hinkt die Brinkmannsche, denn sie bezieht sich auf Deutschland. Welche Familie mit Kindern hat in Deutschland "nackte, existenzielle Sorgen", also weder "ein Dach über'n Kopf, noch etwas zum Essen"? Herr Brinkmann, die deutschen Ghettos lassen sich mit denen von Mexico-City oder denen von Rio de Janeiro nur äußerst bedingt vergleichen. Wieviele Familien mit Kindern müssen in Deutschland unter Brücken nächtigen und haben keinen geregelten Zugang zu Nahrungsmitteln? Wozu dann die Übertreibung?Reicht es nicht aus, um auf die wachsende Armut in Deutschland und zwar spezifisch auf dieses Land bezogen hinzuweisen? Arm unter Armen zu sein, ist schrecklich. Arm unter Reichen zu sein, unerträglich. Es benötigt also keiner "Horrorszenarien" aus den Blechhütten-Vierteln der "Dritten Welt".Zudem die besagten "Köpfe nicht frei werden" können, wenn sie mit geistigem "fast food" und abergläubischer Balast zugedröhnt sind. Der geistige Selbstanspruch jedes Einzelnen ist nur - wenn überhaupt - bedingt eine Frage der Finanzen. Das ist analog zu der Phrase "ich habe keine Zeit" zu sehen. Denn zwischen Leben und Tod ist das Einzige über das wir verfügen unsere Zeit. Wie wir sie uns einteilen, ist eine andere Sache. Ich rede hier nicht über die wirklich beschämend Armen, ich rede hier von der Masse, die als arm gilt. Wie bereits erwähnt: Deren Geld reicht aber immer immer noch für allerlei Luxus wie dem neuesten "Handy", dem neuesten Markenpullover, die neueste ???. Schauen sie sich in Deutschlands Ghettos um und sie werden staunen, wieviel Geld dort für all diesen Schnickschnack ausgegeben wird, nur nicht für die Bildung der Kinder, die ja zudem in solchen Vierteln weitestgehend - etwa als Integrationsmaßnahme -staatlich subventioniert wird, also kostenlos ist.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Auch diese. Es ist töricht, ungerecht und kontraproduktiv, nur eine beleuchten zu wollen.Und vergessen wir nicht, dass es als schick und modern gilt, keinen IQ über 100 zu besitzen. Vergessen wir auch nicht, wer uns das durch welche Medien verkauft. Und dann kommen wir dazu, warum die uns das verkaufen.All die Verblödeten - und vor allem diejenigen, die sich trotz ihrer fortgeschrittenen Verblödung als intellektuell betrachten - sind notwendig, um dieses System zu erhalten und es noch zu Gunsten der Ausbeuter auszubauen.Wer von denen könnte an einer hohen Allgemeinbildung der Massen interessiert sein?Von denen, die die absolute Gleichheit aller Menschen predigen, die alle bisherigen gesellschaftlichen Grenzen auflösen, doch nicht die zwischen "denen" und dem Plebs. Aus gutem Grund: Zum Divide et impera hat sich das Admiscere et impera gesellt.
Jede bisherige "Bildungsoffensive" hatte noch immer ihr behauptetes Gegenteil erzeugt.Qui bono?
Träumen sie weiter ihren traumlosen Schlaf!
Das Erwachen kommt von ganz allein. Es ist nur eine Frage der Zeit... 
Das gesamte jW-Interview:         »Armutsbekämpfung ist ein ganz wichtiger Punkt«
EU-Studie: Jeder fünfte Deutsche kann nicht oder nicht richtig lesen und schreiben. Dringender Handlungsbedarf. Ein Gespräch mit Andreas Brinkmann
Interview: Daniel Bratanovic
Andreas Brinkmann ist Projektleiter beim Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
Pünktlich zum Welttag der Alphabetisierung an diesem Samstag liegt jetzt eine EU-Studie vor, derzufolge jeder fünfte Deutsche nicht oder zumindest nicht ausreichend lesen kann, um seinen Alltag zu bewältigen. Ein überraschender Befund für Sie?
Überraschend nicht, weil eine Studie der Universität Hamburg vom Frühjahr 2011 bereits gezeigt hat, daß 7,5 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben können. Das heißt, sie schreiben und lesen schlechter als ein durchschnittlicher Drittkläßler. Diese Menschen können ihren Alltag nicht richtig bewerkstelligen, da sie nicht in der Lage sind, Briefe zu lesen, Formulare auszufüllen und Fahrkartenautomaten zu bedienen. Die Problematik ist auch in ihrer Größenordnung bekannt und wird mittlerweile offen thematisiert. Das neue an der EU-Studie ist, daß der Anteil der funktionalen Analphabeten in der gesamten Union bei durchschnittlich 20 Prozent liegt. Auch dieses Ergebnis hat uns nicht grundsätzlich überrascht, aber diese Zahl zeigt, daß dringend etwas geschehen muß.
Wie kommt ein solches Ergebnis zustande? Sind die Betroffenen nicht zur Schule gegangen oder kann der Unterricht diese grundlegenden Kompetenzen nicht mehr vermitteln?
Das hat vielfältige Ursachen. Eine davon liegt im familiären Umfeld. Es ist entscheidend, ob zu Hause viel gelesen und geschrieben wird. Wenn Mama und Papa keine Bücher lesen, dann wird das geschriebene Wort sehr wahrscheinlich nicht als etwas sehr Wertvolles erlebt. Das ist ein grundlegender Punkt. Noch wichtiger scheint mir etwas anderes zu sein. In der Schule wird der Grundstein für die Alphabetisierung gelegt. Sie ist das Fundament und das Erdgeschoß des Bildungsgebäudes, und wenn das nicht richtig aufgebaut ist, dann wankt der ganze Bau. Wenn in der ersten Klasse die langsameren Lerner nicht ausreichend gefördert werden und das Tempo an den Schnellsten orientiert ist, die möglicherweise schon im Vorschulalter lesen und schreiben können, dann werden die Langsameren abgehängt. Die können dann z.B. kein B von einem P oder kein D von einem T unterscheiden und beginnen so zu schreiben, wie sie sprechen. Das schleppen sie mitunter jahrelang durch das Schulsystem.
Besteht eine nachweisliche Korrelation zwischen wachsender Armut und wachsendem Analphabetismus?
Mir ist nicht bekannt, daß man diese Korrelation wissenschaftlich belegt hätte. Aber man kann dennoch sagen, daß Armut und Bildungsferne in enger Verbindung zueinander stehen. In den Familien, die wenig Geld haben, ist es naheliegend anzunehmen, daß wenige Bücher gekauft und gelesen werden und daß auch wenige Mittel zur Verfügung stehen, um eine gezielte Lese- und Schreibförderung zu finanzieren. Für eine Mittel- oder Oberschichtsfamilie ist das deutlich einfacher.
Wie begegnet man dem Problem am ehesten? Müßte die Bekämpfung des Analphabetismus nicht auch mit der der Armut einhergehen?
Armutsbekämpfung ist ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt eine Bedürfnispyramide: Dabei stellen Essen und ein Dach über dem Kopf die ganz fundamentalen und prioritären Bedürfnisse dar. Lesen und Schreiben sind zwar wichtig, aber innerhalb dieser Pyramide nachrangig. Wenn man Rahmenbedingungen vorfindet, bei denen nackte, existentielle Sorgen keine Rolle mehr spielen, dann hat man auch den Kopf frei, um sagen zu können: Ich nehme jetzt auch das Thema Lesen und Schreiben in Angriff. Was den anderen Teil der Frage angeht: Es muß bereits frühzeitig in den Grundschulen eine gezielte Einzelförderung erfolgen, um die lernschwächeren Schüler mitzunehmen. Diese Einzelförderung sollte vom Lehrer, von Schul- oder Sozialarbeitern oder von »Lesepaten« vorgenommen werden. Noch besser wäre es, wenn es schon in den Kindergärten Angebote gäbe, damit absehbar leseschwache Kinder nicht ihr Leben lang hinterherhinken. Selbstverständlich muß über Medienkampagnen Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die entsprechende Botschaft müßte lauten: »Es ist möglich dem Analphabetismus zu entrinnen. Und du kannst das auch.«

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