EU hat Griechenland aufgegeben, Austritts-Szenarien werden vorbereitet

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Jeder schlichte Mietvertrag regelt das Austritts-Szenario: Wohnung besenrein übergeben, Kaution zurück. Nur der Euro kennt so etwas nicht. Eine Beendigung des Vertragsverhältnisses ist schlicht nicht vorgesehen in den Statuten. Jetzt wird die Praxis das regeln müssen: Griechenland wird die Euro-Zone velassen und das bald. Die anstehenden Neuwahlen spielen keine Rolle mehr. Überall werden Ausstiegs- und Notfallpläne ausgearbeitet, niemand mag laut darüber reden. Der Fall Griechenlands ist beschlossene Sache.

Krisenstäbe bei Bundesbank und EZB, in Brüssel und praktisch bei allen grossen Banken versuchen den Blick in die Kristallkugel:  Weder gibt es ein Austritts- noch ein Rauswurf-Szenario in den Verträgen; niemand weiss so recht, was passieren wird. Die Banken sieht niemand wirklich bedroht, weil es bereits den Schuldenschnitt gegeben hat.  Aber sonst?  IWF und EZB werden sich hüten, die Griechen zu verprellen und müssen gute Miene zum bösen Spiel machen, denn sie wollen ihre etwa 200 Milliarden Euro wiedersehen, die sie in das Land gepumpt haben – oder zumindest den grössten Teil davon.

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Was kann also passieren? - Ungefähr alles zunächst. Die Griechen könnten sich weigern, den Euro aufzugeben und gleichzeitig ankündigen, dass sie ihre Schulden nicht zahlen. Dann wäre das Land allerdings irgendwann im Juli zahlungsunfähig, weil weitere Hilfsgelder ausbleiben würden. Insofern hat diese Strategie zeitliche Grenzen.

Wahrscheinlicher ist, dass man Griechenland zumindest so lange am Tropf hält, bis der ESM beschlossen ist, weil dann mehr Mittel zur Verfügung stehen, um inmitten des Katastrophen-Szenarios handlungsfähig zu bleiben.  Dass die Zentralbank noch viel mehr Geld drucken muss, um die Ansteckungsgefahr (Portugal, Spanien …) zu minimieren, darf als sicher gelten.  Ob die Griechen zur Drachme zurückkehren oder eine Parallelwährung einführen, ist nicht so wichtig. Entscheidender wird sein, wie weit Athen noch bereit ist, seine Schulden nach dem Austritt zu bedienen oder ob das Land den isländischen Weg wählt und seinen Gläubigern eine lange Nase dreht.

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Auch nach dem Ausscheiden Griechenlands wird die EU auf die täglichen Horrormeldungen aus dem Wirtschaftsbereich nicht verzichten müssen.  Portugal und Spanien stehen bereit, die Rolle Griechenlands sofort zu übernehmen.  Die “Märkte” werden sich ohne Verzögerung auf die nächsten Opfer stürzen, um aus der Not eine Milliarde zu machen.  Die Rechnung für alle Krisenkandidaten zahlt am Ende vorrangig Deutschland.  Allein in Griechenland sind es bereits jetzt mehr als 80 Milliarden, und das ist erst der Anfang.

Leglislaturperiodenbegrenzte Polit-Darsteller – als Handlanger – und die Kapitalmärkte werden dafür sorgen, dass die kranke Kuh noch möglichst lange über das dünne Eis schlingert, weil man sie dort besonders gut melken kann.  Ein System-Crash liegt nicht im Interesse der Melk-Experten.  Deswegen sehen sie auch keine Veranlassung, alternative Szenarien zu durchdenken, wie es weitergehen könnte, wenn letztendlich der Laden doch in die Luft fliegt, was nach heutigem Stand der Dinge unausweichlich scheint, nur der Zeitpunkt ist fraglich. Darüber dürfte es jedoch spätestens nach den kommenden US-Wahlen Aufschlüsse geben, wenn endlich deutlich wird, welches Land noch mehr pleite ist als jedes andere.

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