Jeden Gedanken gibt es in zwei gegensätzlichen Varianten und dazwischen sind unzählige Zwischenformen. Das ist natürlich schon seit tausenden von Jahren so.
Zum Beispiel folgende Frage: Ist alles im Wandel – oder gibt es nichts Neues unter der Sonne?
Vor 2500 Jahren gab es dazu in Griechenland zwei Schulen (leider ist uns nur wenig überliefert). Da war zum einen der Philosoph Heraklit, der das berühmte Wort prägte: “Alles fließt”. Gemeint hat er, dass alles ständig der Veränderung unterworfen sei. „Wir können nicht zwei Mal in denselben Fluss steigen“ hat er gesagt. Denn beim zweiten Bad ist es ein anderer Fluss, jeder Tropfen ist anders.
Zur selben Zeit lebte in derselben Gegend auch der Philosoph Paramenides. Der sah die Sache ganz anders als Heraklit, für ihn floss gar nichts im Dasein, nein, alles sei unbeweglich und unveränderlich, lehrte er. Alles hat es immer schon gegeben – und er meint, man müsse nur die eigene Vernunft befragen und schon merkt man, dass es nur Sein oder eben Nichtsein gibt.
Auch heute leben wir zwischen genau diesen beiden Polen. Auf der einen Seite wissen wir, dass unsere Geräte und unsere Arbeit sich von Jahr zu Jahr verändern und „modernisieren“. Also ständiger Wandel. Auf der anderen Seite glauben wir an eine große Sicherheit, alles ist versichert, Alter und Arbeitslosigkeit sind abgesichert.
Während der Wunsch nach Sicherheit immer grösser wird ahnen wir, dass das entspannte Akzeptieren des Wandels uns viel glücklicher machen würde.
Das ist wohl auch der Grund, dass das berühmte Zitat „Das einzige Beständige ist der Wandel“ so oft verwendet und immer wieder neu erfunden wird. Zugeordnet wird dieser Spruch unter anderen Laotse (TaoTe King), Bibel (Prediger Salomo), Buddha (Lehrreden), Ovid (Metamorphosen) Arthur Schopenhauer, Charles Darwin und Friedrich Engels.
Es gibt nur Sein oder Nichtsein und doch ist nichts von Dauer. Stimmt also beides?
Mönche unterwegs / 45cm x 65cm / Gouache auf Aquarellpapier / 2005, Nr.05-034