Vorgestern las ich auf den Seiten der Tagesschau zum 50-jährigen Jubiläum der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, dass Entwicklungsgelder auch Schaden anrichten können, nämlich wenn sie die Empfänger zur Passivität verführen oder Korruption fördern. Das erleben wir auch hier immer wieder im Kleinen, und so hat unsere Arbeit in Peramiho neben den guten Seiten auch ihre Schatten (ich hoffe, dass die guten Seiten relativ überwiegen).
Doch eine Einrichtung von Peramiho beeindruckt mich immer wieder: Das Krankenhaus. Wenn man in Dar es-Salaam beim Einkauf angibt, dass man aus Peramiho kommt, heißt es oft: “Ah, Peramiho, da gibt es doch ein gutes Krankenhaus.” Die Patienten kommen aus einem Umkreis von 500 km zu uns, nicht etwa nur aus dem “Busch”, wo es keine Krankenhäuser gibt, sondern auch aus dem Nachbarland Malawi oder aus der Universitätsstadt Iringa, die fast eine Tagesreise mit dem Auto entfernt liegt.
Gestern feierte der Direktor, Br.Dr.Ansgar, sein 25-jähriges Jubiläum als Missionsarzt in Peramiho. Ich habe ihn vor 18 Jahren kennengelernt. Damals hatte er sechs Wochen lang Zeit, uns – einer Vierergruppe von jungen Mescheder Mönchen – das Land und die Arbeit der Benediktiner zu zeigen. Wieso er so viel Zeit habe, fragte ich ihn, und erhielt die überraschende Antwort: “Ich möchte meine Mitarbeiter darauf vorbereiten, dass sie auch ohne mich auskommen können.” Das ist ihm anscheinend gelungen; seit 10 Jahren koordiniert er von St.Ottilien aus die gesamte Missionsarbeit unserer Kongregation. Die Verantwortung als Krankenhausdirektor nimmt er per E-Mail und durch zwei oder drei Besuche pro Jahr wahr. Weil er frühzeitig in die Aus- und Fortbildung der afrikanischen Ärzte investiert hat, funktioniert das Krankenhaus immer noch, und rettet – genau wie Schindlers Liste – das Leben von Menschen.
Moment mal, kann ich jetzt gar nichts Kritisches schreiben ? Am Tag vor der Feier wollte ich mich mit ihm verabreden. Er schaute auf den Ablaufplan des Festes: “Um Viertel nach 7 ist die Messe, danach geht es erst um 12 Uhr weiter. Also können wir uns um 9 treffen.” Als ich ihn dann eine Viertelstunde nach der verabredeten Zeit endlich gefunden habe, ist er zwischen Ärzten und Schwestern in einem Festumzug eingekeilt. “Nach 25 Jahren bin ich immer noch so naiv, dass ich gedacht habe, in einem afrikanischen Fest könnte es eine Pause geben,” erklärt er mir.
Das Foto zeigt die Gabenprozession während der Festmesse: Die Schwestern und Pfleger haben auf ihren Hemden ein Foto von Br.Ansgar. Warum sie aber ausgerechnet Besen zum Altar bringen, weiß ich wirklich nicht. Handelt es sich um eine Kampagne “Sauberkeit bedeutet Gesundheit ?”