Angela Merkel ist eine durch und durch ethische Person. Das erkennt man schon daran, dass sie einen Ethikrat benötigt, um die Frage der Atomenergie adäquat erörtern zu können. In dem sitzen Vertreter allerlei philanthropischer Einrichtungen: aus der katholischen Kirche und aus der evangelischen Kirche, von den Gewerkschaften, den Arbeitgeberorganisationen und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Jüdische und muslimische Abgesandte - Stichworte: "jüdische Wurzeln des Abendlandes" und "der Islam gehört zu Deutschland" -, so scheint es, wurden nicht vorgeladen. Wahrscheinlich zu wenig ethisch! Bei den Sitzungen des Ethikrates wird also für das leibliche wie auch für das Seelenheil gesorgt sein.
Nun sollte man das vielleicht nicht falsch verstehen. Angela Merkel benötigt den Rat nicht, um zwischen den Optionen "Atomkraft: ja bitte!" oder "Atomkraft: nein, danke!" entscheiden zu können. Sie ist schon in sich gegangen und hat eine Antwort gefunden: den Opportunismus! Jetzt sei es Gebot der Stunde, hat sie für sich erkannt, alles vorher Verkündete über den Haufen zu werfen und die Kernenergie zu verdammen - jedenfalls so, dass es so aussieht, als verdamme sie sie wirklich. Nicht zu sehr natürlich, man kann die grauen Herren aus den AKWs ja vielleicht irgendwann noch gebrauchen - und sei es nur als Parteispendenzahler oder als Garant dafür, nach dem Mandat einen Aufsichtsratsposten zugeteilt zu bekommen. Jedenfalls braucht sie niemanden, der ihr die Möglichkeiten, das Für und Wider auflistet, denn darüber ist sie bereits hinaus.
Vorteile und Nachteile sind ihr ohnehin relativ einerlei. Vorteile für den Machterhalt - ja, die interessieren; und die Nachteile, die entstehen können, wenn sie nicht wie ein Fähnlein im Winde steht - die will sie natürlich auch wissen. Ob nun aber Restrisiken bestehen oder nicht: soll sich damit doch einer ihrer Nachfolger rumärgern. Einen Ethikrat benötigt sie, damit er ihr dabei behilflich ist, ihren Opportunismus moralisch wie spirituell aufzuwerten. Sie benötigt ihn, damit er ihr aufzeigt, dass ihr Lavieren, Taktieren und Positionen wechseln theologisch wie ethisch nicht nur nicht zu beanstanden, sondern sogar noch eindeutig richtig ist. Der Ethikrat sitzt nicht zur Atomfrage zu Tisch, er unterhält sich rege über die Notstandgesetzgebung der Regierung, die ja, obwohl grundgesetzlich nicht vorgesehen, doch ethisch unantastbar sei, und bei Gott, die einzig gangbare Alternative eines freien Christenmenschen ist.
Er soll außerdem über die Frage befinden: Ist es moralisch vertretbar, nun öffentlich gegen die Atomlobby vorzugehen, obwohl man noch kürzlich ihr Freund war? Weiter ergibt sich daraus ein neues ethisches Dilemmata: Gehört es sich denn im Sinne der Ethik, ehemalige Duzfreunde öffentlich anzufeinden, dies aber nur zur Show, um die eigene Macht zu bewahren? Und wie es mit der Moral so ist, folgt Frage auf Frage: Ist ein zum Schein geführter Diskurs moralisch vertretbar? Ist es ethisch angebracht, sich zur grünen Kanzlerin zu erheben, die man nie war, nicht ist, niemals sein will? Wenn man einem Menschen gegenüber unaufrichtig ist, nennt man es Lüge - führt man aber ein ganzes Wahlvolk an der Nase herum, trifft dann dieser doch so negative Terminus noch zu? Natürlich ist auch der theologische Aspekt des ganzen Ethikgebäudes nicht zu verachten: Versündigt man sich, wenn man sich populistisch-opportunistisch präsentiert? Ist man Gott oder der Atomlobby verpflichtet? Gibt es im Paradies Atomkraftwerke?
Meine Herren, wird die Kanzlerin sagen, Sie sind heute hier, um mich ethisch zu unterstützen. Helfen Sie bei der Ausfeilung von Beteuerungen und Abwiegelungen, helfen Sie mir dabei, das von mir öffentlich zur Schau gestellte Umfallen meiner bisherigen Ansichten so zu rechtfertigen, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muß. Erbauen Sie mich! Die Herrschaften Ethikexperten haben wirklich viel zu tun - ob sie auch über Atomkraft moralisieren werden, steht noch nicht gänzlich fest.
Nun sollte man das vielleicht nicht falsch verstehen. Angela Merkel benötigt den Rat nicht, um zwischen den Optionen "Atomkraft: ja bitte!" oder "Atomkraft: nein, danke!" entscheiden zu können. Sie ist schon in sich gegangen und hat eine Antwort gefunden: den Opportunismus! Jetzt sei es Gebot der Stunde, hat sie für sich erkannt, alles vorher Verkündete über den Haufen zu werfen und die Kernenergie zu verdammen - jedenfalls so, dass es so aussieht, als verdamme sie sie wirklich. Nicht zu sehr natürlich, man kann die grauen Herren aus den AKWs ja vielleicht irgendwann noch gebrauchen - und sei es nur als Parteispendenzahler oder als Garant dafür, nach dem Mandat einen Aufsichtsratsposten zugeteilt zu bekommen. Jedenfalls braucht sie niemanden, der ihr die Möglichkeiten, das Für und Wider auflistet, denn darüber ist sie bereits hinaus.
Vorteile und Nachteile sind ihr ohnehin relativ einerlei. Vorteile für den Machterhalt - ja, die interessieren; und die Nachteile, die entstehen können, wenn sie nicht wie ein Fähnlein im Winde steht - die will sie natürlich auch wissen. Ob nun aber Restrisiken bestehen oder nicht: soll sich damit doch einer ihrer Nachfolger rumärgern. Einen Ethikrat benötigt sie, damit er ihr dabei behilflich ist, ihren Opportunismus moralisch wie spirituell aufzuwerten. Sie benötigt ihn, damit er ihr aufzeigt, dass ihr Lavieren, Taktieren und Positionen wechseln theologisch wie ethisch nicht nur nicht zu beanstanden, sondern sogar noch eindeutig richtig ist. Der Ethikrat sitzt nicht zur Atomfrage zu Tisch, er unterhält sich rege über die Notstandgesetzgebung der Regierung, die ja, obwohl grundgesetzlich nicht vorgesehen, doch ethisch unantastbar sei, und bei Gott, die einzig gangbare Alternative eines freien Christenmenschen ist.
Er soll außerdem über die Frage befinden: Ist es moralisch vertretbar, nun öffentlich gegen die Atomlobby vorzugehen, obwohl man noch kürzlich ihr Freund war? Weiter ergibt sich daraus ein neues ethisches Dilemmata: Gehört es sich denn im Sinne der Ethik, ehemalige Duzfreunde öffentlich anzufeinden, dies aber nur zur Show, um die eigene Macht zu bewahren? Und wie es mit der Moral so ist, folgt Frage auf Frage: Ist ein zum Schein geführter Diskurs moralisch vertretbar? Ist es ethisch angebracht, sich zur grünen Kanzlerin zu erheben, die man nie war, nicht ist, niemals sein will? Wenn man einem Menschen gegenüber unaufrichtig ist, nennt man es Lüge - führt man aber ein ganzes Wahlvolk an der Nase herum, trifft dann dieser doch so negative Terminus noch zu? Natürlich ist auch der theologische Aspekt des ganzen Ethikgebäudes nicht zu verachten: Versündigt man sich, wenn man sich populistisch-opportunistisch präsentiert? Ist man Gott oder der Atomlobby verpflichtet? Gibt es im Paradies Atomkraftwerke?
Meine Herren, wird die Kanzlerin sagen, Sie sind heute hier, um mich ethisch zu unterstützen. Helfen Sie bei der Ausfeilung von Beteuerungen und Abwiegelungen, helfen Sie mir dabei, das von mir öffentlich zur Schau gestellte Umfallen meiner bisherigen Ansichten so zu rechtfertigen, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muß. Erbauen Sie mich! Die Herrschaften Ethikexperten haben wirklich viel zu tun - ob sie auch über Atomkraft moralisieren werden, steht noch nicht gänzlich fest.