„You Say I’m To Much, I Say You’re Not Enough“
(Gofod Records)
Tali Källström ist eine dieser zornigen jungen Frauen, die man jetzt immer häufiger hört und sollte jetzt jemand auf die Idee kommen, so langsam reiche es aber mal mit diesem ganzen Feminismus- und #MeToo-Kram, dann möchte man ihm gleich noch mal „Make A Man“ und „Body“ vorspielen. Zwei der mutmaßlich besten Songs also vom neuen Album der walisischen Estrons, die sich genau an solche Leute richten, die meinen, die Diskussionen um Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und sexuelle Freiheit seien viel zu überzogen und würden dem doch schon recht aufgeklärten und toleranten Zustand unserer westeuropäischen Gesellschaft überhaupt nicht gerecht. Bullshit! Sagt sinngemäß auch Källström, oder besser schreit es in den zehn Stücken einem jeden, der es besser wissen will, regelrecht ins Gesicht. Schroffe Gitarren und hohes Tempo als Begleitung gleich vom Start weg – hier hat jemand keine Zeit zu verschenken, Dringlichkeit ist angesagt und durchaus hörbar.
„Lilac“ und „Killing Your Love“ kommen mit der vollen Breitseite Alternativrock daher, danach besagte Adresse an die Männerwelt, aus der klar hervorgeht, dass Källström nicht im Entferntesten gewillt ist, sich mit dem zufrieden zu geben, was sie kriegt. Sondern lieber selbst die Ansagen macht, wie sie sich den Gegenüber vorstellt, wie sie ihn zu dem Mann macht, den sie braucht. Die Musik von Estron ist körperlich, hart, kompromißlos wie die Sängerin selbst, gerade „Body“ mit dem dazugehöringen Video unterstreicht das: „Das Video für Body zu drehen war eine der erschreckendsten und befreiendsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Seit Jahrtausenden wird Kunst verwendet, um ein Paradigma dafür zu schaffen, wie unser Körper aussehen sollte. Es unterdrückt uns, es schafft das Unerreichbare, das die Menschheit an den Punkt der Verurteilung, der Selbstverleugnung und der Depression führt. In diesem Video geht es darum, das Reale zu studieren. Feier dich selbst. Sexualisiere dich selbst und sieh statt der Fehler viel mehr den, der du wirklich bist." Soll noch einer kommen und behaupten, das sei nicht von Bedeutung. https://www.estrons.com/