„Essen wie Gott in Frankreich“

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Montag 25. Mai 2015. Von der Bergerie de la Grange de Saule über Cîteaux und Gilly-lès-Cîteaux nach Nuits-St-Georges.

Das Frühstück besteht aus löslichem Kaffee und Marmelade auf Zwieback. Wir tragen uns ins Gästebuch ein, stempeln unsere Credentials und richten alles wieder sauber her. Ein gemeinsames Foto vor dem Wohnwagen – und wir verlassen die Bergerie de la Grange de Saule.

  

Nach anderthalb Kilometern haben wir die Abtei von Cîteaux erreicht. Einige unscheinbare Gebäude tauchen in der Ferne auf.

  

  

Hier befand sich einst eines der geistigen Zentren Europas. Von hier aus wurden die Zisterzienserklöster im gesamten Abendland gegründet. 1790 wurde der Zisterzienserorden aufgehoben.
Heute leben hier nur mehr 35 Mönche. Von der früheren Pracht der Bauten ist nur wenig übrig geblieben. Am Eingang des Klosters empfängt die Statue von Robert de Molesme die Besucher. Er gründete 1098 im Wald von Cîteaux das Kloster.

Tafeln informieren die Besucher über das klösterliche Leben und den Tagesablauf. Beten und arbeiten… Der Klosterladen hat montags geschlossen. So wird es also keinen Käse oder Honig für uns geben und wir ziehen weiter gen Westen. Der Weg verlässt die Straße und führt durch ein ausgedehntes Waldgebiet.

  

Die Ruhe der Natur beeindruckt uns. An einem Waldrand machen wir eine kurze Rast.

  

  

  

Weit voraus sehen wir die Hügelkette der Côte de Nuits vor uns – und eine Regenfront, die auf uns zu kommt. Nach den ersten Regentropfen packen wir die Ponchos aus: Und schon lässt der Regen wieder nach!

  

  

Wir überqueren die Autobahn und erreichen Gilly-lès-Cîteaux. Zeit für eine Mittagspause. Laut Wanderführer gibt es hier ein Gasthaus; wir fragen ein englischsprechendes Paar, die sich aber nicht auskennen. An einem kleinen Bach entlang und dem früheren Waschplatz erreichen wir die alte Kirche und das eindrucksvolle Schloss, das wir umrunden.

  

Genuss-Pilger im Château-de-Gilly

Mit wallenden Regenumhängen überqueren wir die Zugbrücke, schreiten durchs Tor – und stehen vor der Rezeption des Château de Gilly. Nachdem wir unseren Essenswunsch geäußert haben ist man uns behilflich beim Ablegen der Regenmäntel, beim Absetzen der Rucksäcke und geleitet uns eine Treppe hinunter und einen langen Gang entlang in das Restaurant ‚Clos Prieur‘. Wir kommen uns wie „Edel-Pilger“ vor, ein wenig „deplatziert“ – doch nach dem Studium der Speisekarte sind alle Zweifel verflogen. „Was solls? Halb so wild!“ – „Wo wir jetzt schon mal da sind…“
Mit einem fruchtigen Kir eröffnen wir die Mahlzeit. Kleine Häppchen verkürzen die Wartezeit, ein fruchtiger weißer Burgunder passt gut zum Krabbenschaum.

  

  

Wir erfahren: Das Château de Gilly wurde einst als Priorat der Benediktiner an die benachbarten Zisterzienser verkauft. Im 16. Jahrhundert beschloss der Abt von Cîteaux, daraus ein herrschaftliches Landhaus zu machen. Sein Nachfolger im Jahre 1625, Pierre de Nivelle, setzte die begonnene Verschönerung mit viel Geschmack fort. 1790 wurde im Zuge der französischen Revolution das Besitztum der Zisterziensermönche zum „nationalen Besitz“ erklärt. Es folgten mehrere Besitzerwechsel bis das Departement Côte-d’Or das Anwesen erwarb und es in das „Château-théâtre de Gilly-lès-Cîteaux“ umwandelte, das im Januar 1978 eingeweiht und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Gebäude wurden restauriert und in ein Luxushotel umgewandelt, das 1988 eröffnet wurde.
Das Restaurant „Clos Prieur“ befindet sich also in diesem herrlichen Gewölbesaal mit seinen von geschwungenen Pfeilern gehaltenen Kreuzspitzbögen. Es war ursprünglich der Keller der zisterziensischen Mönche von Gilly. Diese bewahrten hier ihre Weinfässer auf, die von den Lagen des Clos de Vougeot stammten. In diesem charaktervollem Rahmen, begleitet von einer schmackhaft-raffinierten Küche, sitzen wir also. Die Weinkarte umfasst angeblich nicht weniger als 15.000 Flaschen… Ein Carrée d’agneau mit seinem Rosmarin-Thymian-Bratensaft und frischem Marktgemüse ist das Hauptgericht. Ein gewagtes Erdbeerdessert beschließt die kleine Pilgerpause.

  

  

Gut gelaunt begleichen wir die Rechnung. Pilgern kann ja sooo schön sein! Wir wandern durch den Schlosspark und verlassen Gilly Richtung Westen. Wir überqueren die Bahnlinie und erreichen Vougeot, das für seine berühmten Weingüter bekannt ist. Der Jakobsweg nutzt die Strecke des „Chemin des Grands Crus“ und führt uns mitten durch die Weinberge des Burgund, vorbei am Château du Clos de Vougeot, das im Besitz der Weinbruderschaft Chevaliers du Tastevin ist.

  

  

  

An einer Wegkreuzung treffen wir ein junges Pärchen. Sie sind in Limburg gestartet und über Aachen nach Frankreich marschiert. Sie tragen ein Zelt mit sich und wollen durchgehend weiter bis Santiago pilgern.

  

Über Vosne-Romanée erreichen wir Nuits-St-Georges, wo sich unsere Wege trennen. Während die beiden zum nächsten Campingplatz ziehen, suchen wir das in der Pilgerscheune angekündigte Châlet du Pélerins in Nuits-St-Georges auf. Es ist eine kleine hölzerne Gartenhütte, die gerade noch Platz für drei Personen bietet. Angeblich, so teilt uns der Verwalter am Telefon mit, hat sich noch ein Pilger aus Deutschland namens Alexander angemeldet.

Wir richten uns ein und hoffen, dass Alexander nicht kommt. Denn der Platz ist doch sehr beengt. Dann gehen wir ins Zentrum zum Abendessen. In einem kleinen Gasthaus finden wir alles für den hungernden Pilger (Schinkensülze, Boeuf bourgouignon und ein Cassis-Eis mit Marc de Bourgogne).

  

25,1 km 2,2 km/h 9:10 496 hm 415 hm 73,5 km.

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