Essen und Trinken in Rom – la dolce vita!

Von Cordula Kerlikowski


Als ich Freunden und Bekannten von meiner geplanten Rom-Reise erzählte, war die erste Reaktion: “Toll! Das muss eine bezaubernde Stadt sein!” und als zweite: “Ist aber ziemlich teuer…”

Das kann ich so nicht bestätigen. Weder was Flug und Unterkunft in der Hauptsaison noch was das Essen und Trinken betrifft, ist Rom nicht teurer als andere Metropolen. Ich berichtete bereits davon.

Ich wohne in Berlin – und im Vergleich dazu waren die Preise und der Service durchaus vergleichbar bzw. man bekam doch etwas mehr fürs Geld. Und damit meine ich auch Ambiente, Qualität und Geschmack. Aber der Reihe nach…

Die schnelle Mahlzeit

Das Frühstück

In Italien legt man, im Gegensatz zu Deutschland, keinen großen Wert auf ein ausgiebiges Frühstück. Ein “café” (Espresso) und ein kleines süßes Gebäck, vielleicht ein Croissant, wenn überhaupt!
Wer ein Frühstück im Hotel/in der Pension ein gutes Frühstück braucht, sollte bei der Buchung auf die Bezeichnung “kontinentales Frühstück” achten. Mein Start in den Tag im B&B “Domus Temporis” war mit verschiedenen Brötchen/Croissant, Marmelade, Schoko-Creme, Honig, diversen Joghurts, Cornflakes, kleinen Kuchen und natürlich Cappuccino äußerst umfangreich. Da ich morgens ohnehin  ganz gut ohne Käse und Salami auskomme, war das mehr als genug, um am späten Morgen in die Gänge zu kommen.

Frühstück –  Foto (c) Domus Temporis

Frühstück – Foto (c) Domus Temporis

Aber auch wenn das Frühstück im Hotel zu knapp oder gar nicht angeboten wird – es gibt viele Lokale, die ein reichhaltiges Frühstück anbieten. Und wenn man dabei noch draußen sitzen und die Sonne genießen kann – was gibt es schöneres?

Ganz schnell zwischendurch

Überall in der Stadt findet man kleine mobile Imbisswagen, die Panini (Brötchen mit diversen Füllungen) und Softdrinks  zum Kauf anbieten. Ein Panino + Softdrink bekommt man ab ca. 5€.
Ausser Haus werden auch Pizzastücke, Gebäck und “Ciambelloni” (eine Art Donuts) u.ä. verkauft.

Frühstücksangebot (c) Reise Leise

Kleine Mahlzeiten in Trastevere (c) Reise Leise

Frische Maronen an der Piazza Navona (c) Reise Leise

Geröstete Esskastanien (Maroni) gehören natürlich unbedingt dazu, wenn man im Herbst in Italien unterwegs ist. Eine leckere, sättigende Knabberei, die in kleinen handgedrehten Papiertüten angeboten wird. Eine kleine Portion dieser Köstlichkeit kostet ca. 5 €.

Im Restaurant

Mittagessen (pranzo, colazione) und Abendessen (cena) sind in Italien wichtige Mahlzeiten und werden entsprechend zelebriert. Während wir in Deutschland Im Restaurant schon mit Suppe, Hauptgericht und kleinem Nachtisch regelmäßig übersättigt sind, bietet die italienische Küche noch einiges mehr (weiteres dazu an anderer Stelle).

Am Corso del Rinascimento

Verlockende Frische an der Piazza della Rotonda (c) Reise Leise

Italienische Gastronomen haben sich auf ihre internationale Kundschaft eingestellt und bieten kleine  Menüs zum Sonderpreis. Es ist aber auch kein Problem, einfach nur eine Pizza oder Pasta als einzelnes Gericht zu bestellen. Die Preise sind vor dem Lokal ausgestellt.

Special offers (c) Reise Leise

Special offers (c) Reise Leise

Wie man sieht, sind die Preise absolut in Ordnung.

Wichtig zu wissen: viele Lokale bieten ein Mittagessen zwischen 12 und 14:30 Uhr und schließen dann bis ca. 18 oder 19 Uhr. Das ist weniger im Zentrum ein Problem, aber z.B. in Trastevere sollte man seine Pause schon etwas danach planen.

Im Restaurant – das Fest des Essens!

Gut zu wissen

Ein wenig unterscheiden sich die Restaurants schon von unseren “Italienern um die Ecke”. Zu Hause haben sich die Gastronomen an unsere alltäglichen Gewohnheiten angepasst, wobei es allerdings natürlich auch Ausnahmen gibt, die sich ganz auf italienische Tradition berufen und ursprüngliche Küche anbieten.

Das Bruschetta als Gratis-Vorspeise gehört nicht unbedingt zum Standard. Ich hatte es nur einmal – dann aber auch in der Größe eines Butterbrotes. Es war auch nicht so stark mit Knoblauch gewürzt wie ich es aus Deutschland kenne. Natürlich kann man es ganz regulär bestellen, aber es gibt so viele leckere Vorspeisen! Da sollten Sie ruhig auch etwas anderes ausprobieren.

Bruschetta in der Bar “Senato” (c) Reise Leise

Einladend! (c) Reise Leise

Auch der Amaretto zur Verabschiedung ist hier nicht üblich.

Auf die Öffnungszeiten bin ich bereits eingegangen. Mittagstisch (pranzo) gibt es zwischen 12 und 14.30/15.00 Uhr). Für das Abendessen (cena) öffnen die Restaurants ab ca. 18/19.00 Uhr, wobei auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Unter Umständen ist eine Reservierung anzuraten, wenn man in ein bestimmtes Restaurant möchte. Abends ist die hohe Zeit des ausgiebigen Genusses!

Manche Restaurants bieten zum Abend “nur” feste Menüs an, die dann pro Person ca. ab 35 € (nach oben keine Grenze) kosten, dafür dann aber umfangreich und gut aufeinander abgestimmt sind.

Was wir aus Deutschland ebenfalls nicht kennen, sind die freundlichen Herren und Damen, die mit einer Speisekarte in der Hand potenzielle Gäste direkt ansprechen und lobpreisen, warum man gerade dieses Restaurant aufsuchen solle. Ein höfliches “Nein, danke!”, in welcher Sprache auch immer, wird ohne weitere Diskussion akzeptiert. Also ganz entspannt bleiben!

Faux pas bei der Kaffeebestellung! Was bei uns Gewohnheit ist, nämlich der Cappuccino nach dem Essen,  ist in Italien absolut unüblich! Der gehört zum Frühstück! Nach dem Essen also bitte besser einen café (Espresso) bestellen, Espresso doppio (doppelter Espresso) oder, wenn es denn unbedingt sein soll, einen café americano (normaler Kaffee).

Sie werden plaziert!

Es ist unüblich sich selbst zu einem freien Tisch zu begeben und Platz zu nehmen. Auch wenn es genug freie Plätze gibt – warten Sie! Sie werden freundlich nach der Anzahl der Personen gefragt und dann zum Tisch begleitet.
Kleiner Tipp: manchmal gibt es schon Schlangen vor dem Restaurant, vor allem, wenn diese eine  sehr gefragte oder besonders empfohlene Küche anbieten. Sind Sie bereits mit anderen wartenden (Touristen) ins Gespräch gekommen, dann fragen Sie doch freundlich, ob Sie zusammen einen Tisch nehmen wollen. Das kann die Wartezeit erheblich verkürzen und garantiert einen u.U. unterhaltsamen Abend.

Restaurants: Piazza Navona am Tag (c) Reise Leise

Piazza Navona am Abend (c) Reise Leise

Auswahl ohne Ende

Das italienische Menü besteht aus mindestens 4 Gängen:

Antipasti = Vorspeisen (gegrilltes und mariniertes Gemüse, Salate, Carpaccio, Schinken mit Melone, Suppen)
Primi Piatti = erster Gang (Pasta, Gnocchi, Risotto)
Secondi Piatti = zweiter Gang (Fleisch, Fisch, Pizza, Lasagne)
Dolci = Desserts (Tiramisu, Zabaione, Cassata, Gelato…..)

Cottorni (Beilagen) und Frutta (Früchte) runden das ganze ab, aber auch Käseplatten gehören ggf. dazu und am Schluss: der obligatorische café (Espresso) – also insgesamt ein guter Grund, ein paar Stunden für einen Restaurantbesuch einzuplanen und sich die Zeit zu nehmen, die italienische Küche zu genießen.

Die Portionen sind etwas kleiner als bei “unseren Italienern”, aber das macht aufgrund der verschiedenen Gänge durchaus Sinn.

Im Folgenden drei Restaurants, die ich besucht habe und gerne empfehle:

Bar Senato

Die Bar Senato befindet sich in einer Parallelstraße zur Piazza Navona, dem Corso del Rinascimento 67. ist winzig klein und hat draußen ein paar kleine Tische. Der freundliche Kellner schiebt schnell mal die Tische hin und her, um der gewünschten Anzahl Personen Platz zu bieten.

Am Kolosseum

Direkt an der Piazza del Colosseo, neben dem Eingang zur Metro, befindet sich ein Restaurant, dessen Namen ich leider vergessen habe. Im Bahnhof der Station Colosseo selbst bietet es Speisen zum Mitnehmen. Draußen kann man mit Blick auf das Kolosseum wunderbar sitzen und auf den Sonnenuntergang warten.

Restaurant am Kolosseum (c) Reise Leise

Restaurant am Kolosseum (c) Reise Leise

Gänzlich unerwartet kam ich hier noch in den Genuss eines ganz besonderen Spektakels: Schon bei meinem ersten Besuch wurde das Kolosseum abends in besonderer Weise beleuchtet. Zwei Tage später gab es hier eine beeindruckende Lichtshow zum Internationalen Jahr des Lichts von ACEA Roma:

Kolosseum (Foto: c) Reise Leise

Show “Legenda Aurea” Foto (c) Reise Leise

Komplett anzuschauen ist das Ganze auf Youtube unter Acea Legenda Aurea Video integrale“. Es war eine ganz besondere Überraschung, das auch noch miterleben zu dürfen – reiner Zufall, denn es gab nur diesen einen Abend, an dem die Show aufgeführt wurde.
Auch mit der “normalen” abendlichen Beleuchtung ist das Kolosseum vom Restaurant aus ein Erlebnis!

Ach ja, die Preise: Für 0,5l Mineralwasser, Pizza, 1 großes Glas Wein, ein kleines Eis, Espresso und Snacks habe ich insgesamt ca. 20 € bezahlt. Das geht absolut in Ordnung!

“Hostaria dei Bastioni”

Dieses kleine familiengeführte Restaurant “Hostaria dei Bastioni” befindet sich in direkter Nähe der Vatikanischen Museen und ist damit ein guter Platz zum Ausruhen nach einem ausgiebigen Museumsbesuch. Es befindet sich in der Via Leone IV, 29/ Ecke Viale Vaticano. Hier kocht die Mama noch selbst und bringt, wenn man Glück hat, ihre bodenständischen Kreationen selbst zum Gast. Fragen sie nach “Ravioli con ricotta, spinaci e salsa di noci” oder “Fettuccine Arancia e pomodoro” – Echte römische Gerichte und sooo köstlich!

Fettuccine con aranchia e pomodori (c) Reise Leise

Hostaria dei Bastioni (c) Reise Leise

Auch hier liegen die Preise für ein Hauptgericht bei ca. 10 € und für ein Glas Wein bei 4 €. Für 0,5l Mineralwasser, Hauptgericht, ein großes Glas Wein, Nachtisch und Espresso waren es insgesamt 20 bzw. 25 €.

Tiramisu nach Art des Hauses  (c) Reise Leise

Auch sehr lecker: Profiterole (c) Reise Leise

Der entspannte Blick auf die Touristenströme – unbezahlbar!

“Da Augusto” in Trastevere

Dieses Lokal wurde mir von meiner Vermieterin als typisch römisch empfohlen. Ein Besuch am Mittag sei dem am Abend vorzuziehen, denn dann müsse man mit sehr langen Wartezeiten rechnen.   Ich hatte mich bei meinem Stadtbummel mal wieder ziemlich vertrödelt. Zudem ist die Piazza de Renzi (Nr.15) in dem verwinkelten Straßengewirr gar nicht so leicht zu finden. Jedenfalls war ich mal wieder spät dran und die Schlange vor dem kleinen Restaurant ziemlich lang.

In den verwinkelten Gassen von Trastevere

Trastevere – Piazza de Renzi

Unscheinbar und beinahe versteckt präsentiert sich das kleine Lokal an der Ecke zur Via Pelliccia – nur ein kleines Schild über der Tür weist darauf hin. Im Zweifel orientiere man sich an der Schlange vor der Tür.

Mein Reiseführer schreibt über “Da Augusto” mit gemischten Berichten. Hier könne man günstig essen, das Lokal wäre besonders bei Touristen beliebt (mir wurde es aber von einer Römerin aus Trastevere ausdrücklich empfohlen), kritisiert wurde vereinzelt die etwas unwirsche Bedienung. Sollte mir das zu denken geben? Nein! Erst mal selbst schauen.

Ich war noch im Grübeln, ob ich auf dieses Erlebnis verzichte, als mich eine vor mir wartende Amerikanerin ansprach. Sie war schon öfter bei “Augusto” und auch hier in Trastevere und fragte mich, ob wir zusammen einen Tisch nehmen wollen. So ergab sich ein nettes Gespräch und wir kamen schneller zu unserem Tisch.

Im Inneren geht es dann recht eng und spartanisch zu. Die Tische wurden ganz einfach mit einem großen Stück Papier eingedeckt, Besteck, Servietten, Brotkorb, Menükarte – fertig! Bevor ich mich noch richtig orientiert hatte, stand die Bedienung schon neben uns um die Bestellung aufzunehmen. Was für ein Tempo! Nun erwies es sich tatsächlich als sehr vorteilhaft, gemeinsam mit der New Yorkerin an einem Tisch zu sitzen. Ihr Italienisch war wesentlich besser und gewandter als meine paar Brocken und zackig bestellte sie ihre Portionen, eine gemeinsame Flasche Wasser und einen “Mezzo litro di Vino Rosso” für uns beide. Inzwischen konnte ich mich von dem Schreck erholen und fand die passenden Worte, um “Pasta cacio e pepe” zu ordern.

Speisekarte bei “Augusto”

Rechnung bei “Augusto” (c) ReiseLeise

Atemberaubend schnell war dann auch die Erstellung der Rechnung. Einfach auf die Ecke unserer papiernen Tischdecke geschrieben – fertig!
Sucht man echtes römisches Flair, ist dieses Restaurant sicher sehr zu empfehlen. Für den Durchschnittstouristen, der die schicken Restaurants und Bars in der Innenstadt kennt, ist “Da Augusto” sicher ein “Kulturschock rückwärts”. Mir hat es gefallen.

Achtung! Bei “Augusto” kann man nicht reservieren und die Zahlung per Kreditkarte ist nicht möglich !!

Bezahlen im Restaurant

In den meisten Lokalen kann man mit Kreditkarten bezahlen. Im Zweifel fragen Sie das Personal vor der Bestellung oder informieren sich auf den Webseiten der Restaurants. Abgerechnet wird immer der genaue Betrag. Trinkgelder werden nicht zwingend erwartet, aber man kann beim Verlassen des Restaurants einige Münzen als kleinen Dank auf dem Tisch hinterlassen.

Völlig unüblich ist es auch, getrennte Rechnungen zu verlangen. Man legt entsprechend seines Anteils zusammen und überreicht dem Kellner den kompletten Betrag. Oder: einer zahlt mit Karte, die anderen übergeben ihm dann ihre Anteile in bar.

Selbstversorgung

Das geht natürlich auch! Überall in Rom findet man kleine Geschäfte, aber auch Supermärkte, Delikatessenläden, Bäcker und mehr. Die Auswahl ist groß und die Preise mit denen einer deutschen Großstadt vergleichbar. Frisches Obst ist sehr günstig zu bekommen Es kommt halt immer darauf an, was man sucht.
Die Geschäfte haben lange geöffnet, so dass man auch am Abend noch etwas einkaufen kann.

Feinkostladen,Via Giorgio Scalia

Frisches Obst in der Via Angelo Emo (c) Reise Leise

Eataly

Wer sich einmal so richtig dem kulinarischen Kulturschock hingeben will, sollte das “Ealtaly” in der Piazzale 12 Ottobre 1492, unweit der Metro-Station Piramide, besuchen. Man kann den Weg gar nicht verfehlen, da die Hinweise auf das Haus faktisch schon auf dem Bahnsteig zu finden sind. Hier nur zwei Fotos, denn dieser Lebensmittel-Tempel ist einen gesonderten Beitrag wert:

Eataly (c) Reise Leise

Weinabteilung im “Eataly” (c) Reise Leise

In diesem Sinne: Buon appetito!