Essen in der Garage

Von Franz Bernthaler

In der Regel schreibe ich an dieser Stelle nur über neu eröffnete Lokale in der Bundeshauptstadt. Diesmal trifft neu eröffnet nicht ganz zu, doch etwas ist sehr wohl neu. Und zwar die Chefin des Lokals, die ist nämlich gerade mal 19 (richtig, eins-neun) Jahre jung und schupft die „Garage01“ im dritten Bezirk schon recht gut. Ella Dolezal heißt die junge Dame. Sie hat die Gastronomiefachschule Modul erfolgreich abgeschlossen und kümmert sich nun mit Leib und Seele um das Essgeschäft am schönen Radetzkyplatz, das ihr aus Tschechien stammender Vater Vit Dolezal – Zahnarzt und leidenschaftlicher Hobbykoch –  vor beinahe zwei Jahren aufgebaut hat.

Der Name Garage01 entstand, weil der circa 100 Quadratmeter große Raum tatsächlich eine Garage und ein Lager war. Das Goldstück unterhalb der Schnellbahntrasse ist noch heute im Besitz der ÖBB und wird jetzt von den Dolezals gemietet. Gut so.

Der große Raum wurde von einem dunklen Loch in ein richtig hübsches Örtchen verwandelt: dunkles Lerchenholz am Boden, unverputzte Ziegelmauern, vom tschechischen Onkel restaurierte schöne Holztische und Holzstühle, dezenter Blumenschmuck darauf, eine wunderschöne alte Retro-Bar und tolle Kunst an den Wänden – so schaut also urbane Gemütlichkeit in einem Stadtbahnbogen aus.

Nun aber zum Essen. In der Garage01 wird internationale Küche serviert, das an und für sich schon ein eher schwieriges Unterfangen ist. Doch wenn man die Speisekarte nicht überlädt und somit den Gast nicht vollkommen überfordert ist dies durchaus sympathisch. Noch dazu wenn man darauf schaut, dass – so gut es eben geht – regionale Lebensmittel verwendet werden. Das Garage01-Team hat sich entschieden, aus mehreren Ecken der Welt was Schmackhaftes rauszupicken, da gäbe es beispielsweise ein Gazpacho Andaluz (kalte Gemüsesuppe), spanische Pimientos de Padrón (gebratene Paprikaschoten) einen französischen Salat „Avignon“ mit gratiniertem Ziegenkäse und Feigen, italienisches Bruschetta mit Burratina und Pesto, spanisches Kartoffel-Omelett mit Paprika-Kreuzkümmel-Dip, Huhn in Zitronen-Weißwein-Sauce oder – klassisch Amerika – Pulled Pork, die momentan allseits beliebte gezogene Schweineschulter in Barbecue-Sauce. Den Hang zur Küche des Südens kann man erkennen. Im Winter gibt es auch deftigere Gerichte nach tschechischen Rezepten. Wochentags gibt es jeweils drei Gerichte als Mittagsmenü, zwei davon vegetarisch oder vegan. Die Menü-Paprikacremesuppe war schon recht fein, die Orecchiette mit Brokkoli, Peperoncino und Pecorino ebenfalls – beides sehr würzig und im eigens gebrandeten Geschirr auch hübsch angerichtet.

Die Getränkekarte ist fast umfangreicher als die Speisekarte, Bier vom Fass gibt es (einzigartig in Wien) das mit verschiedenen Stammwürzen erhältliche Bernard-Bier aus Tschechien, ein paar Rotweine aus Spanien, ein paar Weißweine aus dem Kamptal, Gurken- oder Lavendellimonade, Kaffee von Mocca Brasil oder ein paar Getränkevarianten mit Mama Dolezal´s selbstgemachtem Kräutersirup.

Von Zeit zu Zeit finden jazzig angehauchte Konzerte statt, alle paar Monate wechselt die Kunst an den Wänden und Vernissagen stehen im Kalender, das Publikum ist gut gemischt und der Gastgarten vor dem Lokal ist mit all den Grünpflanzen vor der Nase mehr als idyllisch.

Mein Fazit:

Gutes Essen, gutes Bier, netter Service. Das Rattern der Schnellbahn hört man nur beim ersten Mal, danach gehört es schon dazu, zum städtischen Gastgarten-Flair. Unaufdringlich charmant und gemütlich, fein!

Garage01

Radetzkyplatz

Viaduktbogen 5

1030 Wien

Tel. +43 1 308 45 03

www.garage01.com

Geöffnet: Dienstag bis Samstag 12:00 bis 00:00