Essen auf Müllautorädern

Essen auf Müllautorädern

Immer mehr Kinder sind immer mehr arm, immer mehr Jugendliche hungern, immer mehr Erwachsene können sich nicht einmal mehr die regelmäßigen Mahlzeiten von der "Tafel" leisten. Die "Schere zwischen arm und reich" (Angela Merkel), sie klafft in den Tagen der Dioxinangst, in denen EU-Politiker den Preiseinbruch beim Schweinefleisch aufhalten wollen, während andere EU-Politiker gegen die ständigen Spekulationen auf höhere Lebensmittelpreise ankämpfen, als wäre die Welt noch der gute alte Ort, wo Oma die Kanne Milch von der eigenen Kuh zum Abholen bringt und dafür Wurstsuppe beim Schlachter bekommt.
Doch was dereinst Mangel war, sieht heute wie Überdruss am Überfluss aus. 60 Jahre nachdem die letzte Brennesselsuppe verzehrt wurde werfen die Europäer etwa ein Viertel aller gekauften Speisen und Getränke unverzehrt in den Müll, wie die Europäische Kommission in einer Studie herausfinden ließ. Zuvor ist auf dem Weg zu den Endkunden allerdings bereits ein Drittel aller erzeugten Nahrungsmittel als "Nachernteverlust" im Abfall gelandet, wie der inzwischen auch auf Lebenmittelsicherheit spezialisierte World Wildlife Fund in einer anderen Studie feststellt. Das "verschlimmert die weltweite Ernährungskrise", stellen die Freunde der freilebenden Fauna fest, jedoch nicht so sehr, dass nicht genügend in den Haushalten ankommt: Immerhin 89 Millionen Tonnen oder 179 Kilogramm pro Person Speisen werden in der EU Jahr für Jahr weggeworfen. Knapp ein Drittel der gesamten Müllmenge, die ein Europäer produziert, besteht damit aus Essbarem. Die Deutschen steuern mit rund 20 Millionen Tonnen etwa ein Fünftel der Gesamtmenge bei, pro Kopf liegen aber die Niederländer vorn, die Griechen hingegen ganz hinten.
Bundes-Facebook-Ministerin Ilse Aigner hat auf die schockierenden Nachrichten reagiert und angekündigt, dass Lebensmittel in Deutschland "wieder einen höheren Stellenwert und mehr Wertschätzung erhalten" sollen. Not, Armut und Hunger seien alltäglich in Deutschland, dennoch werde von denen, die über reichlich Lebensmittel verfügen, zum Teil sehr sorglos mit Nahrungsmitteln umgegangen. Viele Nahrungsmittel werden einfach weggeworfen, bloß, weil sie überlagert seien oder nicht schmeckten. "Wir sollten bewusster genießen, uns bewusster ernähren und auch bewusster einkaufen", appellierte die Ministerin.


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