Essai 76: Über nicht komische Frauen

Eine kleine Warnung vorweg: Der folgende Essai entbehrt jeglicher politischer Korrektheit und stellt keinerlei Ansprüche darauf, die absolute Wahrheit zu verkünden. Er ist infolgedessen für Gutmenschen, Gleichstellungsfanatiker und Emanzipationsheuchler denkbar ungeeignet. Sollte sich ein solcher dennoch dieses Machwerk zu Gemüte führen, bitte ich die Kommentarfunktion nach Belieben zu nutzen, um mich mit Schimpftiraden und Zurechtweisungen jeder Couleur zu bedenken.

So. Das wäre erledigt. Dann kann ich ja jetzt loslegen.

Ich frage mich schon seit Längerem, warum weibliche Komikerinnen nicht so witzig sind, wie ihre männlichen Kollegen. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber leider stimmt das auch. Ich würde dem zu gerne widersprechen, aber ich habe leider keine guten Gegenbeispiele. Seit jeher ist das Komische eine Männerdomäne. Und das finde ich persönlich ziemlich unfair. Vielleicht will ich als Frau ja auch mal komisch sein. Stattdessen muss man als Frau funktionieren. Man muss Karriere machen und den Haushalt schmeißen, zwischendurch mal ein paar Kinder in die Welt setzen, damit die Menschheit nicht ausstirbt, um die muss man sich dann auch noch kümmern, währenddessen kriegt Männe eine Midlifecrisis, so dass man noch ein Kind mehr betüddeln muss und Sonntagabend gibt’s den Fernsehkrimi. Wann hat man denn bei all den Problemen Zeit und Lust komisch zu sein? Eben.

Nichtsdestotrotz gibt es ein paar wagemutige Geschlechtsgenossinnen, die wenigstens versuchen witzig zu sein. In Ermangelung weiblicher Vorbilder orientieren sie sich dabei jedoch an ihren männlichen Kollegen und das Ergebnis ist in der Regel beschämend. Das ist dann die ersten zwei Male noch ganz ulkig, weil es ungewohnt ist, einer Frau dabei zuzusehen, wie sie sich um Witzigkeit bemüht, aber beim dritten Mal ist es nur noch peinlich. Wobei ich recht viele Männer kenne, die eine Karoline Kebekus oder wie die heißt, außerordentlich komisch finden. Zugegeben, die kleinen halbstarken Assis, wie man sie in cineastischen Popcornunterhaltungsangeboten in Multiplexkinos in der hintersten Reihe ertragen muss, macht sie hervorragend nach. Aber da lacht man zwei Mal drüber und beim dritten Mal gähnt man. Oder Cindy aus Marzahn. Die ersten zwei Male denkt man sich, Oho, Mut zur Hässlichkeit, sehr schön, Hahaha und was sie erzählt ist auch ganz drollig. Und beim dritten Mal: Pff, die schon wieder.

Eine Frau, die die Komik eines Mannes kopiert, ist nicht witzig. Das ist dann Mario Barth mit Brüsten (Hihi, ich hab Brüste gesagt *kicher*). Und der ist schon im brustfreien Zustand nicht sehr witzig. Ob nun eine Frau skatologische Klischees verzapft oder ein Mann, die Geschmacksfreiheit solcher Witzeleien ist dieselbe. Aber bei Männern sind solche plumpen Scherze normal, von denen erwartet man nichts Feinsinniges, deswegen amüsiert man sich da eher drüber, als bei einer Frau. An eine Frau stellt man mehr Ansprüche. Man erwartet da mehr feinsinnigen, hintergründigen Humor und nicht irgendwelche Frotzeleien über die eigene Periode oder sonst ein Tröt, der keinen interessiert. Das kann ja jeder, sich auf die Bühne stellen und „Kaka, Pisse, Ficken, Boah, immer wenn ich meine Tage habe, muss ich ständig pupsen *furz*“ sagen und dann erwarten, dass das als komisch gilt. Ist es aber nicht. Blähungen während der Periode sind ein ernstzunehmendes Problem, darüber macht man keine Witze. Darüber macht man Werbung für verdauungsfördernden Joghurt.

Mich nervt es persönlich immer fürchterlich, wenn Leute Klischees bestätigen. Da kann ich mir ja mit meinem Appell an Gleichberechtigung, das Hinterfragen von Vorurteilen und den ganzen Krams den Mund fusselig reden, wenn da ständig Realsatiren auf zwei Beinen mir ins Handwerk pfuschen. Man muss doch nun wirklich kein Genie sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Bestätigung von Klischees bedeutet, dass man sich ans eigene Bein pinkelt. Und die künstliche Herstellung eines Anti-Klischees bestätigt ebenfalls das eigentliche Klischee. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Wenn eine Frau, in dem Versuch komisch zu sein, sich wie ein Mann aufführt, versucht sie als Frau dadurch komisch zu sein, dass sie typische Männerklischees kopiert. Das heißt, sie ist das Anti-Klischee einer Frau. Damit bestätigt sie jedoch das Klischee, das man Frauen vorwirft, sie seien einfach von Natur aus nicht witzig. Sie bestätigt das Vorurteil, dass, wenn man witzig sein will, man sich wie ein Mann aufzuführen hat. Und zwar wie das Klischee eines Mannes. Denn dass es auch Männer gibt, die durchaus feinsinnigen Humor praktizieren (Loriot, Dittsche, Dieter Nuhr teilweise, Woody Allen, …), ist Fakt. Warum sich unsere Komiker-Mädels nicht mal an denen orientieren können, ist mir ein Rätsel. Vielleicht ist es einfach einfacher, dümmliche Klischees zu bestätigen, als mal ein bisschen intelligente Komik zu versuchen.

Frauen sollten ruhig mal den Mut haben, Frauen zu sein, auch wenn das Komischsein ihr Beruf ist. Oder, wenn man mal die Klischees außen vor lassen will, sollten Frauen einfach die Menschen sein, die sie sind. Also nicht nur plump die männlichen Kollegen imitieren, sondern mal was Eigenes wagen, ein Jodeldiplom sozusagen. Dann würden vielleicht auch endlich mal die Unkenrufe aufhören, dass Frauen einfach nicht komisch seien. Dass das Witzige einfach keine weibliche Eigenschaft sei und schlicht nicht in der weiblichen Natur liege. Und dann hätte ich auch endlich mal ein paar überzeugende Gegenbeispiele.


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