Essai 75: Über Coolness

Normalerweise halte ich mich an den Grundsatz, man solle die Fresse halten, wenn man von nichts eine Ahnung hat. Im Prinzip bin ich nämlich eine Frau mit Prinzipien, Jawoll. Allerdings – und da offenbart sich die widersprüchliche Natur meiner Wenigkeit – ist noch ein anderes meiner Prinzipien, dass es mir manchmal einfach Spaß macht, auf meine eigenen Prinzipien zu pfeifen.

So weit, so gut. Heute möchte ich mich mal erdreisten, trotz absoluter Unkenntnis des Gegenstands, etwas über Coolness zu erzählen. Genaugenommen bin ich mit meiner zutiefst lächerlichen Erscheinung, die man nicht anders als als Kindchenschema auf zwei Beinen bezeichnen kann, eher die personifizierte Uncoolness. Zu allem Überfluss habe ich auch noch Grübchen. Aber was hilft Jammern, was hilft Klagen, gegen die Allmacht chronischer Putzigkeit ist kein Kraut gewachsen. Zudem steht meine Possierlichkeit hier nicht zur Debatte, sondern das soll hier ein total objektives Abhandlungsdings über den Mythos ‚Coolness‘ werden.

Ich glaube, Coolness spielt nur bis zu einem bestimmten Alter eine Rolle. Wenn man fast 30 ist, ist eh Hopfen und Malz verloren, dann kann man ruhig zu seiner allumfassenden Uncoolness stehen und keinen juckt’s. Glück für mich. Geht man allerdings noch zur Schule und hat die Hoffnung auf ein wenig Glamour noch nicht vollends aufgegeben, ist das allerdings etwas anderes. Man will dann ja auch dazu gehören und alles. Das ist nicht einfach, wenn man nicht nur mit einer angeborenen Niedlichkeit zu kämpfen hat sondern obendrein auch noch mit Brille, Zahnspange, Pausbacken und Hasenzähnen gesegnet ist. Ehrlich gesagt habe ich das Unterfangen, irgendwie zur Gruppe der Coolen und Beliebten zu gehören auch nicht so wirklich ernsthaft durchgehalten. Ich könnte jetzt herumnostalgieren, dass ich immer Außenseiterin gewesen sei und eine stille Rebellin, die kontemplativ mit einem gesunden Maß an Verachtung auf die sozial Favorisierten herniederblickt, aber das wäre Quatsch. So wichtig bin ich nun auch wieder nicht und war ich auch nie. Nö, mich haben die Klamotten, die man tragen musste, die Musik, die man hören musste, die Frisuren, in die man seine Haare formen sollte, der ganze Kram, schlicht nicht interessiert.

Ich habe auch nie begriffen, was daran so ungemein toll ist, irgendwas zu machen, nur weil es alle machen. Wobei mit ‚alle‘ hierbei die auf dem Schulhof ‘herrschende Klasse’ der Coolen und Beliebten gemeint ist. Die, die in der Raucherecke stehen (als ich zur Schule ging, durfte man auf dem Schulhof noch rauchen und ja, ich werde alt, das hatten wir schon) und die sich anlässlich dümmlicher, sinnentleerter Besäufnisse zusammenfinden. Die hässliche Schuhe mit dicken Sohlen tragen (in den 90ern war das modern, die Älteren mögen sich vielleicht noch an die Spice Girls erinnern). Deren Eltern ihnen schon riesige Handys besorgt hatten, als die Dinger für Normalsterbliche noch nicht erschwinglich und für mehr als zum Telefonieren nicht geeignet waren (Ja, Kinder, so war das damals).

Vielleicht ist Coolness ja auch genetisch bedingt und wird von den Eltern vererbt, sowie auch das Nichtvorhandensein desselben vererbt wird. So wie früher mit dem Adel, wo man dann auch hineingeboren wird, und alles was der Adel bei Hofe so treibt, wird Mode und das Bürgertum versucht das nachzuäffen, aber wer hat der hat und wer nicht der nicht. Und wer nicht hat, der nicht gewinnt. Gewollt und nicht gekonnt, so blamiert man sich, so macht man sich peinlich. Ich finde das eine interessante Theorie, dass die Coolen der Adel des Schulhofs sind. Die haben dann ja auch ihre Lakaien, die sich ihrer Persönlichkeit entledigt haben, um den Coolen nachzueifern. Und dann gibt’s noch die chronisch Uncoolen, die eh nichts zu verlieren haben und gar nicht erst versuchen müssen, sich den Coolen anzubiedern, weil es absolut offensichtlich ist, dass ihnen das niemals gelingen wird. Wenn ich mir das so recht überlege, ist Coolness ziemlich anstrengend, es ist eine Lebensaufgabe. Was man da an Verantwortung trägt, man muss immer für neue Trends sorgen und man darf sich nie zum Affen machen, weil man dann seinen Lakaien die Persönlichkeitsgrundlage und das Identifikationsangebot raubt…

Puh…

Ich glaube, da bin ich lieber niedlich.


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