Dass ich wenig davon halte, sich im Auftrag ständiger Selbstoptimierung dauernd zu Höchsterfolgen zu peitschen und immer nur völlig verbissen auf Leistung zu achten, habe ich ja schon mal dezent angedeutet. Doch wie ist das eigentlich, wenn nie etwas zu gelingen scheint und man dauernd nur auf die Fresse fällt? Das ist auf Dauer irgendwann supernervig und frustrierend. Leider ist die einzige Möglichkeit, eines Tages doch noch Erfolge zu erleben, die, sich immer wieder aufzurappeln und es noch einmal zu versuchen. Auch, wenn es vielleicht nicht einfach erscheint, wenn man gerade wieder einmal frisch gescheitert ist, sollte man sich davon nicht zu sehr unterkriegen lassen. Vielleicht hat man sich ein zu hohes Ziel gesteckt und muss in kleineren Schritten und leichter zu erreichenden Teilerfolgen denken. Oder man ist falsch an die Sache herangegangen, ist von unstimmigen Prämissen ausgegangen oder hat seine Fähigkeiten nicht passend eingeschätzt.
Fröhliches Scheitern kann als eine Art Spiel betrachtet werden. Wie ein Rätsel, das es zu knacken gilt. Es ist völlig OK, wenn man erst einmal kurz sitzenbleibt, seine Wunden leckt und sich sammelt, wenn man hingeknallt ist. Aber dann sollte man sich gut gelaunt an die Ursachenforschung machen und neugierig nach Lösungsmöglichkeiten suchen, die man dann vergnügt ausprobiert. Früher oder später wird sich dann schon ein Erfolg einstellen, auch, wenn es vielleicht etwas anderes ist als man sich am Anfang vorgenommen hatte. Aber es muss ja nicht immer alles streng nach Plan laufen. Wenn etwas partout nicht klappen will, dann hat man sich vielleicht an einen Plan gekrallt, der gar nicht zu einem gepasst hat.
Ich denke, wir Menschen lassen uns leicht von gesellschaftlichen Normen beeinflussen, die sich vor mehreren Jahrtausenden irgendwann mal entwickelt haben. Damals haben diese Normen Sinn ergeben und zum Teil tun sie es auch noch heute. Doch das muss nicht zwingend heißen, dass das, was für eine Person das Richtige ist, auch für alle anderen Menschen erstrebenswert ist. Für manche ist es wichtig und richtig, reich zu werden und sich mit tollen Statussymbolen einzudecken. Für manche ist es wichtig, was die Nachbarn über sie denken und die Fassade einer heilen Welt nach außen zu bewahren. Das muss jedoch nicht heißen, dass alle Menschen reich und von den Nachbarn beneidet und bewundert werden müssen.
Meiner Meinung nach erschwert man sich die Möglichkeit, sich nach einer als solcher empfundenen Niederlage zu berappeln, wenn man sich so sehr unter Druck setzt, nach außen hin perfekt zu wirken. Da ist das Scheitern ja eh schon vorprogrammiert, weil niemand perfekt sein kann. Und selbst wenn: Wie langweilig ist das? Was soll man den Rest seines Lebens denn noch machen, wenn man schon alles in seiner Perfektion erreicht hat, was man sich vorgenommen hatte?
Natürlich muss man seine Nachbarn nicht mit Absicht ärgern und sich daneben benehmen. Man muss auch nicht mit Absicht Selbstsabotage betreiben, damit ja nichts gelingt, was man anpackt. Das verstehe ich ohnehin nicht, warum manche Leute mit einer “Böh, das wird eh wieder nix”-Haltung oder “Wieso soll ich das versuchen, wenn das eh nicht klappt”-Attitüde an eine Sache herangehen. Das ist allerdings Stoff für einen eigenen Essai.
Wer fröhlich scheitert und es bestens gelaunt immer wieder probiert und jedes Mal etwas anders macht, verschiedene Herangehensweisen spielerisch ausprobiert, der wird vielleicht nicht reich und vielleicht denken die Nachbarn, Ach du meine Fresse, was ist das denn für ein optimistischer Vollpfosten, doch eines wird er dabei ganz sicher: glücklich. Und zwar ganz aus Versehen, ohne sich das als Ziel gesetzt zu haben. Wenn man von einer gegenwärtigen Situation ausgeht, guckt, was man als nächstes erreichen will und realistisch betrachtet erreichen kann und bei der Lösungssuche die Lehren vergangener Fehler und Erfahrungen mit einbezieht, ist man so gut beschäftigt, dass man gar nicht mehr dazu kommt, sich um Dinge Sorgen zu machen, die man eh nicht ändern kann.
So, und nun wünsche ich allen ein schönes Wochenende.