ESM: Letzte Schlacht um Europa

ESM: Letzte Schlacht um EuropaLöw hat sein letztes Aufgebot benannt, die Politik ist im Trainingslager für die letzte Schlacht um Europa. Alle Jahre wieder dasselbe Spiel: Kaum steht ein großes Fußballturnier ins Haus, wird von oben knallhart durchregiert.
Was ehemals die Mehrwertsteuererhöhung war, die im Schatten multinationaler Einsätze der DFB-Auswahl beschlossen werden konnte, ohne dass es irgendwer mitbekam, ist heute der zum zweisilbig aussprechbaren ESM verkürzte ehemalige Rettungsschirm. Nein, ehhsM ist nicht die EM! Aber sobald es losgeht, ist das auch egal. Denn sobald das Turnier in Polen und der Ukraine angepfiffen ist, wird die "umstrittene" (dpa) Geldmaschine locker und leicht beschlossen werden - so wahr in Jogis Truppe alle unschuldig weiß tragen werden.
Macht ja nichts, merkt ja keiner! Fußball schafft Handlungsfreiheit! Angela Merkel spielt das Spiel seit Jahren professionell. Nicht laufstark, aber stellungssicher, nie hastig, aber immer schnell zur Stelle, wenn sie eine Gelegenheit sieht. 2006 verabschiedete das damalige Traumkabinett aus linken Christdemokraten und rechter Sozialdemokratie die größte Umsatzsteuererhöhung aller Zeiten, vier Jahre später folgte im Schatten der Begeisterung für "Joachim Löws junges Team" (Günter Netzer) ein Gesetz zur Legalisierung jeder Art von Datensammlung durch das Bundeskriminalamt, die sogenannte Reform des Einzugs der Gebühren für den Staatsfunk, Gesundheitsreform verabschiedet, das Swift-Abkommen zur Herausgabe aller Bankdaten an ausländische Behörden durchgewunken, das Grundgesetz geändert, damit die seit Jahren Hartz-IV-Jobcenter bestehen blieben können, die Wehrpflicht schlagartig verkürzt und ein "Sparhaushalt" verabschiedet, der trotz seines Namens mit einer Rekordneuverschuldung von 65 Milliarden Euro plante.
Das Volk schaut Fußball, das politische Berlin nimmt es als Einladung, das hat Tradition. "Wir kennen unsere europäische Verantwortung. Wir sind bereit, den Rettungsschirm ESM schnell zu verabschieden, gerade mit Blick auf eine mögliche Zuspitzung der Krise in Griechenland", sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel. Gab es um den - aus heutiger Sicht zwergenhaften - Rettungsvorgänger EFSF noch riesigen Streit, halten der Schweini und der Lahm, der Poldi und der Klose den Gabriels, Röslers, Merkels und Schäubles den Rücken frei. Unschuldig in Weiß.
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