Es wird niemals langweilig in Sihanoukville

Es wird niemals langweilig in Sihanoukville

Vor gut zwei Wochen sind wir wieder umgezogen. Das war dann innerhalb von einem Jahr der 5. Umzug in Sihanoukville gewesen. Mittlerweile haben wir Übung darin, sodass dieses Mal alles in zwei bis drei Stunden erledigt war. Wir besitzen nur noch das, was wir wirklich brauchen. Der ganze unnötige Krempel ist im Laufe der Zeit auf der Strecke geblieben.

Im Grunde funktioniert ein Umzug  hier vollkommen problemlos. Man muss nur 1 bis 2 Tage vorher die Transportfirma anrufen, die dann einen Pritschenwagen und Leute schickt. Diese laden alles auf, fahren zum Zielort und stellen die Sachen genau wieder da hin, wo man sie haben will. Lästige Behördengänge zum Ab- und Ummelden sind nicht erforderlich.

Dieses Mal haben wir sogar erlebt, dass in Kambodscha doch noch echte Wunder geschehen. Die Leute vom Internetanbieter kamen nämlich genau an dem Tag, an dem wir eingezogen sind, haben unsere Leitung gelegt und erfolgreich angeschlossen.

Dabei hätten wir gar nicht umziehen müssen. Die Vermieterin war froh, dass wir da waren. Sie hätte die beiden kleinen Studioapartments auch an Chinesen vermieten können, anfragen gab es genug. Mit den gelben Brüdern schien es diese Familien jedoch nicht so zu haben. Zwei weitere Apartments, gleich neben uns, hat sie lieber an Kambodschaner, die in der Stadt arbeiten, vermietet.

Auch für ausreichend Unterhaltung war gesorgt. Immer wieder verkeilten sich größere Fahrzeuge, die Baumaterial lieferten, in der engen abschüssigen Gasse, oder fuhren sich an den Hauswänden die Außenspiegel ab. Ein Mal haben sie, gleich neben uns, einen solide gemauerten Eckpfeiler umgefahren.

Der gehörte zum Grundstück des Polizisten, der in 3 Monaten, nur 4 oder 5 Mal in Uniform wegfahren ist. Den Rest der Zeit, lag er mit seinem ständig eingeschalteten Sprechfunkgerät bewaffnet, unter zwei Bäumen in der Hängematte. In der letzten Woche bevor wir ausgezogen sind, hatte er plötzlich einen Affen, der dann mit ihm zusammen abhing.

Vor unseren Eingangstüren stand das Haus der Vermieterin, in dem sie einen kleinen Kiosk betrieb. Dort trafen sich tagsüber die Damen aus der Nachbarschaft und spielten eine gepflegte Runde Karten. Besonders beliebt ist das Spiel "Leng Bia". Dann war da noch der Pole in einer Seitengasse, der für ein paar Wochen seine kambodschanische Freundin besuchte.

Ein Mann, der immer wenn man ihn sah, egal, zu welcher Tageszeit, eine Bierdose in der Hand hielt. Manche Nacht sang er lauthals polnische Baladen, die in die nächtliche Ruhe schallten. Nicht zu letzt gab es da noch die 20 bis 30 Chinesen, die morgens, mittags und abends in der engen Gasse im Rudel auf dem Boden hockten und Nudelsuppe aßen.

Nach dem Abendessen duschten sich diese Leute dann an selber Stelle mit Wasser aus einer Regentonne. Der Geräuschpegel war teilweise enorm. Wer dort durch wollte, musste Slalom fahren. Ich gehe davon aus, dass das "Spinash Dogs" waren, also Leute die entweder freiwillig, oder auch unfreiwillig, in der Online-Glücksspielindustrie, für den Mob arbeiten.

Wir wären mit Sicherheit erst ein Mal dort geblieben, hätte nicht eines Morgens ein kambodschanischer Freund von mir angerufen. Er sagte, dass er zwei gerade erst fertiggestellte Studioapartments für mich hätte. Einige Monate zuvor, als er mich in seinem Taxi nach Phnom Penh fuhr, hatte ich ihn darauf angesprochen. Wenn er irgendwo etwas hört, sollte er mir Bescheid geben. Für Notfälle ist es immer gut noch ein As im Ärmel zu haben.

Inzwischen hatte er selber schnell etwas auf seinem Grundstück, neben seinem Haus, gebaut. Drei Apartments, davon eines für die Familie und zwei für uns. Die Studios sind ein ganzes Stück größer und die Miete ist günstiger, da konnte ich nicht Nein sagen. Nun wohnen wir nach wie vor in der Innenstadt, allerdings in ruhigem Umfeld. Noch ohne Baustellen und singende Bleichgesichter oder Chinesen habe ich hier auch noch nicht gesehen.


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