Es weihnachtet nicht so sehr

Von Trainbird

An Weihnachten bastelten wir feierlich eine Piñata für Jóse, denn der hatte am 24.12. den 9. Geburtstag. Fabian und ich, kreativ wie wir sind, entschieden uns für eine Auto-Piñata. Am Anfang schaute das ganze nur leider einem Auto gar nicht ähnlich. Und das blöde Krepppapier hatte ebenfalls seine Tücken, wirft Falten, wo keine hin gehören und verliert bei zuviel Kleber die Farbe. Aber mit einigen Details, die ein Auto zum Auto machen (Licht, Fenster, Spoiler, Reifen, Nummernschild), wurde es endlich erkennbar. Wir waren zufrieden.

Jóses roter Flitzer

Am Abend wussten wir immer noch nicht wie das Weihnachtsfest ausschauen würde und ich war schon ganz aufgeregt. Um 7 Uhr ging es dann zur Nachbarin (Handarbeitslehrerin Belma) und wir nahmen unsere schöne Piñata mit. Jóse freute sich sehr, was mich wiederum sehr freute. Sogar eine Umarmung bekamen wir von dem süßen, kleinen Kerl. Dann ging es aber zum Zerschlagen des wunderschönen Autos. Augen verbunden, Musik an und Stecken in der Hand, so beginnt das ganze Spiel. Dann muss man versuchen das Ding zu treffen. Gar nicht so leicht, nebenbei sollte man nämlich auch noch tanzen. Trotz des sicher sehr schlechten Abschneidens beim NCAP Crashtest (was auf den absolut dünnen Karton anstatt der Stahlkarosserie zurück zu führen war ) hielt sich unsere Konstruktion sehr lange mit dem Austeilen der Süßigkeiten zurück. Als es dann soweit war, stürzten sich natürlich alle anwesenden Kinder aus Nachbarschaft und Familie auf die süße Beute.

Wenn man genau hinsieht: Jóses roter Flitzer

Die zweite Piñata (der gelbe Bär) wurde von mir persönlich eingeweiht. Bei Papa rissen dann sämtliche Stricke und dreimal fiel die Piñata ungeöffnet zu Boden. Beim Versuch, sie in der Hand haltend windelweich zu prügeln, brach dann auf einmal der Stock entzwei – größeres Gelächter hätte man vom Publikum nicht mehr verlangen können

(M)Ein Bär - Alle Extremitäten abrasiert

Danach gab es Eis im Plastikbecher und dann wurde getanzt. Nach anfänglichem Zögern meinerseits (ich weiß ich bin feig, aber vor versammelter Menge alleine tanzen ist nicht so meins, noch dazu wenn ich nicht verstehe was die Leute sagen!!) wurde Papa von der hübschen 13-jährigen Márie aufgefordert. Mädchen in Nicaragua kennen solche Zweifel anscheinend nicht. Später wurde auch ich überredet und Adriana zeigte mir typisch lateinamerikanische Tanzschritte. Eigentlich hat alles nur mit den Hüften zu tun. Papa und Fabs hatten so ihre Schwierigkeiten, denn als europäischer Mann muss man die Hüften nicht verwenden. Der Versuch sah richtig lustig aus. Vor allem Fabs hat anscheinend einen Besen geschluckt (was auch die Größe erklärt). Ich stellte mich nicht so „potschad“ an. Da kamen mir die vielen Übungsstunden in diversen Discos zugute .

Zirka um halb elf Uhr wurde das Mitternachtsessen vorgezogen und die ganze Familie fand sich im Hause Marthas ein um die drei vorbereiteten Hähnchen zu vernichten – was zur Hälfte gelang . Dann teilten wir Kekse, Kuchen und Weihnachtsstollen aus, also alles was wir aus Österreich von den verschiedensten Leuten mitbekommen haben (hiermit noch einmal ein großes Dankeschön). Geschenke gibt es übrigens nicht am 24. nicht sondern am 31.Und nach einem Gläschen Merlot ging es dann auch schon ins Bett.

So war unser Weihnachten. Nicht pompös und nicht großartig speziell.

Also dann, bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: „Von Las Vegas und Höllenritten“
Helena

Jóse fädelt das Seil wieder ein

Alles nicht so leicht wie es vielleicht aussehen mag ...