Meine Hose nach der Wiefelei.
In meiner Wanderhose war ein Riss von einem Stacheldraht. Ich trug die Hose zur "Stecknadel"-Filiale am Bahnhof Stadelhofen in Zürich. Der nette Asiate notierte auf dem Beischein: "Wiefeln!" Ich hatte das Verb seit 35 Jahren nicht mehr gehört. Es bezeichnet die Stopftechnik, bei der man ein Loch im Stoff oder eine ausgedünnte Stelle mit Faden ausbessert, indem dieser Faden die ursprüngliche Textur nachfährt. "Fischers Wörterbuch" liefert die Definition: "Ein zerrissenes Gewebe fein vernähen, in Nachahmung des Gewebes." Auch das Dialekt-Wörterbuch "Idiotikon" konsultierte ich. Ich mag jenen Belegsatz von 1904, der vom "Wifel" handelt, wie die geflickte Stelle heisst:Lo der 's nume gseit si, Meitschi, en Wifel ist wäger niemerem e Schand, und es isch allweg besser, me heig verwiflets Züg im Chaschte oder am Lib, als es verwiflets Gwüsse.Als ich die Hose abholte, strahlte der Asiate. An die Hose war ein Couvert geheftet. Darin 80 Franken, die er in der Hose gefunden hatte. Ich bedankte mich herzlich, gab ihm 20 und ging mit dem Vorsatz, bald wieder mit Nähware hinzugehen.