«Es passieren schlimme Dinge»
Britta Konradt ist Ärztin und Anwältin, genau wie Patricia Engel (Katja Weitzenböck), die Heldin
im ZDF-Film Engel der Gerechtigkeit. Das ist beileibe kein Zufall, lieferte Konradt doch den Anstoß zum Film. Vor Jahren hatte sie Schwarzwaldklinik-Produzent Wolfgang Rademann kennengelernt. «Daraus entwickelte sich eine Freundschaft und aus der Freundschaft irgendwann die Idee, Schwarzwaldklinik und das Arzthaftungsrecht zusammenzubringen», sagt Konradt im Gespräch mit news.de.
Der undifferenzierte Umgang mit medizinrechtlichen Fragen im Fernsehen habe sie schon immer gestört. «Der ärztliche Behandlungsvertrag ist kein Garantievertrag», sagt Konradt. «Er garantiert nicht, dass alles gut wird. Es passieren schlimme Dinge, aber nicht immer ist jemand dafür verantwortlich zu machen. Es gibt den sogenannten schicksalhaften Verlauf und es gibt Behandlungsfehler.»
Um einen solchen Behandlungsfehler geht es in Engel der Gerechtigkeit. Dort experimientiert ein Arzt bei einer Blinddarmoperation mit einer neuen Methode – und klärt seine Patientin noch nicht einmal vorher darüber auf. Auch in der Realität kommt es bei Experimenten mit unerprobten Methoden mitunter zu Kunstfehlern, sagt Britta Konradt. «Patienten willigen zum Beispiel in eine neue Methode ein, vorher wird aber nicht diskutiert, an welchem Punkt man das Experiment im Notfall beendet. Und dann kommt es zu Komplikationen, weil nicht rechtzeitig abgebrochen und auf ein erprobtes Verfahren umgestiegen wird.»
Nicht für jede Komplikation gibt es einen Schuldigen
Im Film wächst sich ein kleiner Fehler zu einem lebensbedrohlichen Problem aus, weil der behandelnde Chirurg ihn nicht zugeben will. «Fehler macht letztendlich jeder», sagt die Expertin. Und die berüchtigte im Bauch vergessene Schere gibt es auch im wirklichen Leben. «Wenn dann die Ärzte dafür geradestehen und sagen: Es tut uns furchtbar leid. Sie kommen jetzt auf unsere Privatstation und der Chef behandelt sie. Wenn man so damit umgeht, geht ein Patient nicht zum Anwalt.»
Schwierig ist es vor allem, einen möglichen Behandlungsfehler überhaupt zu erkennen. Auch schlimmste Komplikationen bei einer Blinddarm-OP sind nicht völlig auszuschließen. Und nicht zwangsläufig ist ein Arzt dafür verantwortlich.
Bei den berüchtigten, gegen Antibiotika resistenten Krankenhauskeimen sei eine mögliche Verletzung der Hygenievorschriften kaum beweisbar. Britta Konradt: «Wenn auf einer chirurgischen Station 12 von 16 Patienten mit dem gleichen Keim befallen sind, spricht das natürlich dafür, dass da fehlerhaft gehandelt wurde. Aber so ein klarer Fall ist die Ausnahme.»
Fast fünf Millionen Zuschauer
Im Film kann Dr. Engel natürlich allen zum Happy End verhelfen, der zunächst fehlerhaft behandelten Patientin genauso wie den Ärzten. Für Britta Konradt, die am Drehbuch mitschrieb und die Macher von Engel der Gerechtigkeit juristisch und medizinisch beriet, bedeutete dies einen Spagat zwischen den Anforderungen an unterhaltsames Erzählen und der Realität. Sie erzählt: «Sätze wie ‹Wenn wir nichts unternehmen, wird sie in 60 Sekunden sterben›, würde ich nicht benutzen, aber die Dramaturgie braucht sie. Und weil es Kollegen gibt, die so etwas durchaus sagen, ist es okay»
Mehr als nur okay fanden die Zuschauer Engel der Gerechtigkeit. 4,86 Millionen schalteten gestern ein – mehr als bei jeder andere Sendung. Beim ZDF darf man sich über einen respektablen Marktanteil von 15,6 Prozent freuen und das Publikum auf eine mögliche Fortsetzung.
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Ärztepfusch im TV – «Es passieren schlimme Dinge»
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