Viele von uns sind mit den Abenteuern rund um Link und die Prinzessin Zelda groß geworden. Bei mir war es vor allem die Gameboy Adaption “Links Awakening“, die jeden Tag fleißig vor und nach der Schule gespielt wurde.
Die Mischung aus Rollenspiel, kniffligen Puzzles, taktischen Boss Kämpfen und allgegenwärtig kindlich durchscheinendem Gemüt machte aber auch in den späteren Teilen Schule. Ich erinnere mich noch wie heute Bomben aus dem Laden gestohlen, das Zauberpulver besorgt und schließlich den Windfisch aus seinem Schlaf erweckt zu haben – immer auf der Suche nach dem nächsten Item, welches meinem Charakter eine neue Fähigkeit hinzufügen und so die Überwindung eines Puzzles ermöglichen würde.
Mit “Oceanhorn” (App Store) kommt nun ein Spiel in den App Store welches den Geist von Zelda atmet. Wir haben uns geschlagene 8 Stunden mit dem Spiel beschäftigt und sagen euch ob sich der schrullige Action Rollenspiel Titel für euer iOS Gerät lohnt!
Story
Die Story ist zwar eher flach und nicht mit der großen Vorlage zu vergleichen, doch trägt die Geschichte das Spiel dennoch ganz gut. Als namenloser Held macht ihr euch auf die Suche nach eurem verschollenem Vater, der, wie ihr, den Kampf gegen das Seeungeheuer “Oceanhorn” aufgenommen hat. Auf eurer Reise trefft ihr auf andere Völker denen ihr zu Hilfe eilen müsst. Da wären zum einen die eulenartigen Waldbewohner deren Wald ihr gegen ein Ungeheuer verteidigen müsst, oder die Wassermenschen die euch bitten deren Prinzessin aus der gefrorenen Feste zu retten. Immer wieder findet ihr auf verschiedenen Inseln Flaschenpost eures Vaters in denen euch weitere Details der Geschichte enthüllt werden.
Gameplay
Das Gameplay orientiert sich klar an Zelda. Mit eurem Boot reist ihr von Insel zu Insel und schlagt euch durch Wüsten, Wälder und unterirdische Höhlen, immer auf der Suche nach dem nächsten Puzzle Teil welches das nächste Fragment der Story enthüllt. Je mehr Gegner ihr tötet, desto höher levelt euer Charakter hoch, was aber lediglich Auswirkungen auf dessen Fähigkeiten hat. So lernt ihr ab einem gewissen Level zu springen, oder den Gegnern mehrere Pfeile und Bomben um die Ohren zu werfen. Ein klassisches Rollenspiel ist “Oceanhorn” (App Store) also sicherlich nicht, muss und will es aber auch gar nicht sein.
Dialoge
Die Dialoge mit den Protagonisten sind ganz klar den großen Nintendo Klassikern entlehnt, sprühen diese doch geradezu vor kindlichem Gemüt.
Alteingesessenen Hasen, die noch wie ich Zelda auf dem Gameboy spielten, sollten diese aber ein wohliges Gefühl der Vertrautheit vermitteln. Ja, man fühlt sich in gewisser Hinsicht zurückversetzt in die gute alte Zeit. Die Dialoge wurden allesamt sehr gut ins Deutsche übersetzt, bis Dato eigentlich ein Merkmal welches ausschließlich Nintendo für sich verbuchen konnte. Hier wurde wirklich qualitativ hochwertige Übersetzungsarbeit abgeliefert.
Musik
Auch die Musik kann sich hören lassen, zeichnet sich für diese doch niemand Geringerer als Final Fantasy Komponist Nobuo Uematsu verantwortlich, der von Kenji Ito unterstützt wird. Eigentlich ein Wahnsinn, wenn man bedenkt an welchen großen und epischen Projekten die Beiden ansonsten mitarbeiten durften.
Dungeons
Die Dungeons waren die Kür in den guten alten Zelda Spielen, bedingten sie doch die Lösung sehr gut durchdachter kniffliger Puzzles um zum jeweiligen Endgegner zu gelangen. Auch in “Oceanhorn”
Dennoch, gefühlt waren die Dungeons in Zelda dann doch noch einen Tick besser gestaltet. Auch gibt es bei “Oceanhorn” (App Store) nicht in jedem Dungeon einen Endgegner, oft findet man an dessen Ende nur ein magisches Objekt welches zum Weiterkommen benötigt wird und die Story weiterträgt.
Endgegner
“Oceanhorn” (App Store) setzt die Endgegner eher spartanisch ein, so habe ich in 8 Stunden Spielzeit gerade einmal einen Endgegner zu Gesicht bekommen. Dafür gab es mehrere kleine Zwischengegner, unter Anderem eine Schwertkämpferin, mit deren Bezwingung die amerikanischen Kollegen von Toucharcade in ihrem Video einiges an Problemen hatten. Sowohl Zwischen- als auch Endgegner müssen mittels einer bestimmten Taktik bekämpft werden. Die Kämpfe gegen Endgegner in Zelda gingen allerdings etwas flüssiger von Statten als in “Oceanhorn” (App Store). Denn während bei Zelda die falsche Taktik relativ schnell zum Game Over führte, bietet sich in “Oceanhorn” (App Store) eher die Möglichkeit während des Boss Kampfes etwas zu experimentieren (Werfe ich Bomben auf den Gegner, oder beharke ich ihn mit Pfeil und Bogen?).
Zwischensequenzen
Innerhalb des Spiels bieten sich dem Spieler immer wieder voll (englisch!) vertonte Zwischensequenzen, die aber immer professionell übersetzte deutsche Untertitel beinhalten. Die Sequenzen wirken sehr hochwertig und können sich sehen lassen. Vor allem der epische Moment mit dem Feuerwerk dürfte das Herz aller Freunde von Rollenspielen aus dem Land der aufgehenden Sonne höher schlagen lassen.
Im Laufe des Spiels lernt euer Held allerlei Spezialfähigkeiten, darunter verschiedene Zaubersprüche wie Feuer, Eis, oder einen Objektzauber. Diese müssen dann zum Lösen der jeweiligen Rätsel des Spiels verwendet werden.
Etwas nervig ist hier die Mana Anzeige, denn der Einsatz jedes Zauberspruchs kostet eine gewisse Menge an Mana. Besonders ärgerlich macht sich dies bemerkbar wenn etwa ein gefrorener Schalter aufgetaut werden muss und das hierfür nötige Mana fehlt. Da hilft es dann nur zurückzulaufen, Vasen zu zertrümmern und Gegner zu töten um durch Zufallsdrop an ein Mana Elixier zu gelangen. Dies zieht das Spiel etwas unnötig in die Länge.
Umfang
Bei 8 Stunden Spielzeit haben wir gemäß der internen Statistik gerade einmal 33% des Spiels gelüftet, es gibt also immer noch sehr viel zu entdecken. Für uns besteht kein Zweifel, “Oceanhorn” (App Store) ist ein echtes Premium Spiel dass sich den Namen auch wirklich verdient hat.
Fazit
Wir üben jetzt Kritik auf sehr hohen Niveau, wenn wir anmerken dass wir in “Oceanhorn” (App Store) des Öfteren einmal den roten Faden verloren haben und die einzelnen Inseln abklappern mussten um herauszufinden wo genau es nun in der Story weitergeht, wenn uns wieder einmal das Mana ausging und wir auf der Suche nach dem Mana Elixier zahlreiche Vasen zertrümmerten, oder wenn wir die unnötig in die Länge gezogenen Schifffahrten von Insel zu Insel über uns ergehen lassen mussten. Es sind jedoch genau diese Punkte die eine hohe Gesamtwertung ein wenig nach unten drücken und daher nicht unerwähnt bleiben dürfen.
Dennoch ist das Spiel das bis dato Beste an Nintendos Abenteuerspiele angelehnte Action Adventure auf iOS. Die professionell übersetzten Dialoge, das pfiffige Rätseldesign und die herrliche Musik werden euch Stunden mit diesem Spiel verbringen lassen, die eigentlich wie im Flug vergehen.
Das Spiel ist mit fast 8 Euro für iOS Verhältnisse sehr teuer, der Umfang rechtfertigt hier aber in jedem Fall den Preis. Wir können “Oceanhorn” (App Store) trotz kleinerer Mängel unsere vollste Empfehlung aussprechen. Ihr solltet Entwickler unterstützten die euch hochwertige Unterhaltung auf euer Gerät liefern, dann gibt es vielleicht auch bald einen zweiten Teil.