Es soll ja Leute geben, die so etwas wie Mitleid empfinden, wenn sie an die FDP denken. Ich finde zwar nicht, dass man diesen Haufen aus verschlagenen Politveteranen, jungen Politschnöseln und sonstigen Emporkömmlingen auch nur ein Milligramm Mitgefühl verschwenden sollte, denn ihre aktuelle Bedeutungslosigkeit in der Wählergunst haben sich die Liberalen redlich verdient. Es lohnt sich aber, einmal genauer hinzuschauen, wie die FDP ihre Misserfolge verarbeitet. Selbstkritik oder gar so etwas wie Einsicht liegt diesen Leuten nämlich fern.
Der Frankfurter FDP-Kreisvorsitzende Dirk Pfeil hat eine andere Erklärung für den Niedergang seiner PArtei: Die Wähler sind zu doof.
Nur 1,8 Prozent der Berliner Wähler gefällt das
In einem Gespräch mit der Frankfurter Neuen Presse (FNP) sagte Pfeil: „Es ist schlimm, dass die Mehrheit der Bevölkerung keine politische Bildung genossen hat. Die Masse ist meinungslos, sprachlos.“
FNP: „Also sind die Wähler zu ungebildet, um die Botschaft der FDP zu verstehen?“
Pfeil: „Die Masse ja. Deswegen werden wir nie eine Volkspartei. Liberal zu sein, ist keine Massenmeinung.“
FNP: „Ärgert Sie es, dass die Piraten in Berlin viermal so viele Stimmen bekommen haben wie die FDP?“
Pfeil: „Mich ärgert das nicht, ich habe es aufgegeben. Ich verzweifle am mangelnden Willen der Wähler, sich ein bisschen schlauer zu machen.“
Nun ja, ein bisschen mehr Willen, sich noch schlauer zu machen, fände ich auch nicht schlecht. So ist es erstaunlich, dass noch immer mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten überhaupt wählen gehen, wo sie doch schon vor mehreren Legislaturperioden feststellen konnten, dass sich so gut wie gar nichts ändert, egal welcher Wahlverein die meisten Stimmen bekommt.
Oder schlimmer noch: Dass im Grunde nie das eintritt, was erwartet wird. So hat Rot-Grün mit der Agenda 2010 den Sozialstaat heftiger beschnitten, als die Schwarz-Gelben das je getan haben. Dafür muss Schwarz-Gelb nun ohne Ende Kohle für bedürftige Eurostaaten raushauen und nebenbei auch noch den Ausstieg aus der Atomkraft beschließen, den sie vor Fukushima um jeden Preis verhindern wollten. In Berlin hat Rot-Rot im Sozial- und im Bildungsbereich gespart, dass es quietscht, dafür aber für viel Geld an den merkwürdigsten Großprojekten weitergebaut. Nun ja, ob sie da nun mit oder ohne FDP weiterwursteln, ändert vermutlich auch nichts. Außer für die FPDler, die sich nun mal wieder nach richtigen Jobs umsehen müssen. Bestimmt wird sich ein Arbeitgeber finden, der weniger dumm ist als ein Durchschnittwähler. Oder auch nur ein bisschen korrupter.